Übersichtsarbeiten - OUP 07-08/2013

Stellenwert der MRT-Diagnostik bei Hüftgelenkveränderungen

A. Goldmann1

Zusammenfassung: Die Magnetresonanz-Tomografie (MRT) ist neben anderen bildgebenden Verfahren ein wichtiges Hilfsmittel, um Krankheitsbilder am Hüftgelenk zu erkennen und zu differenzieren. Bei der Interpretation von MRT-Bildern ist die Kenntnis der technischen Grundlagen der MRT hilfreich und in vielen Fällen Voraussetzung für die richtige und vollständige Beurteilung der MRT-Bilder. An Beispielen wird die Beurteilung von MRT-Befunden erläutert.

Schlüsselwörter: Hüftgelenke, Hüftgelenkerkrankungen, MRT, Beurteilung der MRT-Bilder

 

Zitierweise

Goldmann A: Stellenwert der MRT-Diagnostik bei Hüftgelenkveränderungen. OUP 2013; 7: 332–340.
DOI 10.3238/oup.2013.0332–0340

Abstract: Amongst other imaging methods, magnetic resonance imaging (MRI) is an important tool to detect and differentiate hip diseases. The knowledge of the technical fundamentals of MRI is helpful and in many cases a precondition for a correct and complete assessment of MRI images. In this article, the interpretation of hip MRI scans is demonstrated in examples.

Keywords: hip joint, hip disorders, MRI, assessment of MRI images.

 

Citation

Goldmann A: Significance of MR-Imaging of Hip Disorders. OUP 2013; 7: 332–340.

DOI 10.3238/oup.2013.0332–0340

Allgemeine Hinweise zur
Bewertung von MRT-Bildern

In einer Sequenz wird eine Serie von Schnittbildern hergestellt, z.B. eine Schnittbildserie von medial nach lateral. Alle Schnittbilder einer Sequenz sind technisch gleich (also auch mit der gleichen Wichtung) und unterscheiden sich nur durch die Position der Schichten durch das Gewebe. Die Messzeit (Aquisitions-Zeit = TA) für eine Sequenz liegt um die 5 min.

Aufgrund der technischen Grundlagen werden die Sequenzen in 3 Sequenz-Familien eingeteilt:

  • Spinecho-Sequenzen (SE),
  • Inversion-Recovery-Sequenzen (IR), in der Regel als T2-Wichtung mit Fettunterdrückung, Vorteil: sehr sensitive, helle Darstellung von Wasser (z.B. Ödeme),
  • Gradientenecho-Sequenzen (GE), Vorteil: kurze Messzeiten.

Mit jeder dieser genannten Sequenzen können Bilder in allen Wichtungen hergestellt werden.

Es gibt folgende Wichtungen:

  • T1,
  • T2 (aufgrund des physikalischen Hintergrundes wird diese Wichtung bei Gradientenecho-Sequenzen als T2* (sprich: T2 Stern) bezeichnet),
  • PD oder RHO (Protonendichte-gewichtete Sequenz).

Kontrastmittel (in der Regel Gadolinium-DTPA) wird nur bei T1-gewichteten Sequenzen verwendet.

Je nach Sequenz-Wichtung haben die verschiedenen dargestellten Strukturen unterschiedliche Signal-Intensitäten (Helligkeiten) auf den MRT-Bildern. Neben der Form liefert somit ein MRT-Bild eine zusätzliche Information über die dargestellte Struktur durch das Signalmuster auf den verschiedenen Wichtungen (Tab. 1).

Pathologische Befunde gehen in der Regel mit Veränderungen des normalen Signalmusters der verschiedenen Gewebe einher. In den Tabellen 2–6 sind mögliche Signalveränderungen und die dazugehörigen differenzialdiagnostischen Überlegungen wiedergegeben.

In diesem Abschnitt wird nur das prinzipielle Herangehen an die Beurteilung des MRT-Signals erläutert. Die Betrachtung der verschiedenen Krankheitsbilder und deren Erscheinungsbild im MRT erfolgt hier nicht.

Signalmuster T1 dunkel,
T2 hell entsprechend Wasser

Aufgrund dieses Signalmusters sind die in Tabelle 2 aufgelisteten Ursachen möglich. Die Differenzierung der verschiedenen Pathologien im MRT ist nicht immer einfach. So findet man durchaus sehr ähnliche Bilder bei Frakturen (besonders auch bei Ermüdungsbrüchen), entzündlichen Veränderungen wie Osteomyelitis und tumorbedingten Läsionen, sowohl was die Form als auch was das Signalverhalten anbelangt.

Morphologische Kriterien können bei der Unterscheidung zwischen Tumor und Entzündung helfen. Die unten genannten Kriterien sind keineswegs scharf und geben nur Hinweise:

Aussagen über die Tumor-Art und die Tumor-Dignität sind mit der MRT häufig ungenauer als mit einer Röntgenaufnahme möglich. Hilfreich ist die MRT zur Differenzierung des Inhalts von tumorbedingten Zysten. Solides Tumorgewebe nimmt Kontrastmittel auf, eine flüssigkeitsgefüllte Zyste nicht.

Analog dazu wird bei Entzündungen ein flüssigkeitsgefüllter Abszess kein Kontrastmittel, Entzündungsgewebe dagegen Kontrastmittel aufnehmen.

Konversion ist die altersgemäße Umwandlung des Knochenmarks von blutbildendem Knochenmark in Fettmark. Eine Umkehr dieser Entwicklung, die Rekonversion, kann z.B. entstehen bei Anämien, bei Rauchern, Leistungssportlern (erhöhter Bedarf an Blutbildung) etc..

Um auch geringe Signalveränderungen durch Flüssigkeit im Knochen (z.B. Knochenkontusionen) und den Weichteilen (z.B. Bursitis subacromial) zu erkennen, sind die Inversion-Recovery-Sequenzen mit typischerweise T2-Wichtung und Fettunterdrückung die Sequenzen der Wahl.

Signalmuster T1 hell,
T2 hell entsprechend Fett

Aufgrund dieses Signalmusters sind die in Tabelle 3 aufgelisteten Ursachen möglich. Bei dem Verdacht auf fetthaltiges Gewebe aufgrund dieses Signalmusters kann eine ergänzende Sequenz mit Fettsättigung zusätzliche Sicherheit bringen. Fetthaltiges Gewebe, was zuvor hell dargestellt war, wird mit einer Fettsättigung dunkel.

Das Knochenmark erscheint normalerweise z.B. in den Wirbelkörpern als Fettmark, also hell in T1 und T2. Bei einer diffusen Infiltration (z.B. bei myeloplastischem Syndrom oder Leukämie) oder einer diffusen Verdrängung (primäre Tumoren, Metastase) des normalen Fettmarks der Wirbelkörper können alle Wirbelkörper in der T1-Wichtung homogen dunkel sein. Da alle Wirbelkörper homogen betroffen sind, kann diese Signalveränderung leicht übersehen werden. Deshalb sollte man an eine solche Veränderungen denken, wenn das Signal der wasserhaltigen Bandscheiben im T1 Bild heller ist als das Signal aus den Wirbelkörpern.

Signalmuster T2 dunkel

Ein dunkles Signal in T2 ist zu erwarten als Normalbefund bei kortikalem Knochen, intakten Sehnen und Menisken etc.. Die Tabelle 4 listet die möglichen, zum Teil sehr seltenen pathologischen Veränderungen mit niedrigem T2-Signal auf.

Krankheitsbilder

Trauma

Für alle Frakturformen gilt, dass bei typischer Anamnese und klinischem Verdacht das erste bildgebende Verfahren das konventionelle Röntgen ist. Bei röntgenologisch negativen Befunden können die Läsionen sowohl mit einer Skelett-Szintigrafie als auch mit MRT mit gleicher Sensitivität nachgewiesen werden. Das MRT hat aber den Vorteil der fehlenden Strahlenbelastung und der höheren Spezifität.

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