Übersichtsarbeiten - OUP 07-08/2013

Stellenwert der MRT-Diagnostik bei Hüftgelenkveränderungen

Der Knocheninfarkt ist von der aseptischen Knochennekrose abzugrenzen. Typisch ist das landkartenartige Bild der Veränderungen mit Befall von Epi-, Meta- und Diaphyse. Double-Line-Signs im T2-Bild sind möglich.

Der Knocheninfarkt tritt auf nach Chemotherapie, metabolisch-toxisch verursacht, bei Polyglobulie, Sichelzellanämie, Morbus Gaucher, Protein-S-Mangel etc.

Entzündung

Coxitis fugax

Die Coxitis fugax ist die häufigste Ursache für Hüftschmerzen im Alter von 3–8 mit einer vollständigen Rückbildung innerhalb von 10 Tagen.

Differenzialdiagnosen sind: bakterielle (eitrige) Coxitis, Morbus Perthes, rheumatoide Arthritis, Senkungsabszess, Leistenhernie, Leukämie, Fraktur, Hüfttuberkulose, rechtsseitig evtl. auch Appendizitis. Die Diagnostik mit Sonografie, Entzündungslabor (Entzündung, Rheuma) reicht aus. Eine weitere Diagnostik mit Röntgen (M. Perthes) und/oder MRT ist nur bei einer Beschwerdepersistenz über mehrere Tage erforderlich.

Im MRT ist ein Hüftgelenkerguss, und wenn überhaupt nur eine geringe Synovialitis, charakteristisch. Es finden sich typischerweise weder Signalveränderungen im spongiösen Knochen noch Strukturstörungen der Corticalis oder Formveränderungen der gelenkbildenden Anteile.

Septische Arthritis

Bei einer septischen Arthritis zeigt das MRT einen Hüftgelenkerguss, eine Synovialitis (nachweisbar durch KM-Gabe), subchondrale Erosionen oder Zysten und eine Signalveränderung im angrenzenden Knochen mit unscharfer Begrenzung.

Bei einer Coxitis im Rahmen einer rheumatoide Arthritis sind die Befunde vergleichbar nur in geringerer Ausprägung.

Tumoren

Signalmuster: Im T2-gewichteten Bild sind Zonen mit aktivem Tumorgewebe hell, andere Bereiche (wie z.B. Nekrosezonen) können in T2 wiederum dunkel sein. In einer T1-gewichteten Sequenz ist eine tumoröse Läsion dunkel, und zwar dunkler als die Referenzstruktur Muskel.

Andere Veränderungen wie blutbildendes Mark (bei Rekonversion) sind ebenfalls dunkel in T1 und hell in T2. In diesem Fall ist aber die Läsion in der T1-Wichtung heller als die Referenzstruktur Muskel.

Bei der Beurteilung von tumorbedingten Läsionen kommt dem T1-gewichteten Bild eine große Bedeutung zu.

Zusätzlich ist eine tumorbedingte Läsion typischerweise scharf begrenzt, anders als z.B. bei entzündungsbedingten Veränderungen oder bei Insuffizienzfrakturen. Allenfalls ein unscharf-begrenztes peritumorales Ödem kann die scharfe Tumorgrenze umgeben. Eine Artdiagnose und Dignität der Läsion gelingt besser auf dem Röntgenbild.

Die MRT ist das beste bildgebende Verfahren, um die intraspongiöse Ausdehnung einschließlich Skip-Läsionen im Kompartiment darzustellen. Hierfür eignet sich besonders auch eine T1-gewichtete Sequenz mit KM-Gabe und Fettsuppression.

Weichteil-Veränderungen

Bursitiden

Beispiele für betroffene Bursen: Bursa iliopectinea, Bursa trochanterica etc.. Die Bursa ist flüssigkeitsgefüllt, d.h. dunkel in T1, hell in T2 und fehlende KM-Aufnahme. Die synoviale Auskleidung der Bursa nimmt KM auf, erst hierdurch wird eine Abgrenzung von Flüssigkeit in der Bursa von dem synovialen Gewebe möglich.

Um die Bursa herum kann ein geringes Ödem mit entsprechenden Signalveränderungen bestehen.

Muskelverletzungen

Mit der Sonografie und der MRT können Weichteile (Muskel, Sehnen etc.) dargestellt werden. Mit der MRT können auch tief gelegene Verletzungen erkannt werden. Zusätzlich kann das Ausmaß der Verletzung quantifiziert werden, um daraus Konsequenzen für die Prognose und Therapie zu ziehen [9].

Weichteiltumore

Wie auch bei Tumoren im Knochen ist das Signalmuster von Weichteiltumoren in der Regel dunkel in T1, hell in T2, KM-Aufnahme und scharfe Begrenzung der Läsion.

 

Interessenkonflikt: Der Autor erklärt, dass kein Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinien des International Committee of Medical Journal Editors besteht.

Korrespondenzadresse

Dr. med. Axel Goldmann

Orthopädie Centrum Erlangen

Nägelsbachstraße 49a, 91054 Erlangen

goldmann@orthopaeden.com

Literatur

1. Breitenseher M. Der MR-Trainer: Untere Extremität. 2. überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Thieme, 2013

2. Czerny C, Hofmann S, Neuhold A, Tschauner C, Engel A, Recht MP, Kramer J. Lesions of the acetabular labrum: accuracy of MR imaging and MR arthrography in detection and staging. Radiology 1996; 2001: 225–230.

3. Fredericson MA, Bergman AG, Hoffman KL, Dillingham MS. Tibial stress reaction in runners. American Journal of Sports Medicine 1995; 23: 472–481.

4. Gardeniers JWM. Report of the Committee of Staging and Nomenclature. ARCO Newsletter 1993; 5: 2: 79–82

5. Helms CA, Major NM, Anderson MW, Kaplan P, Dussault R. Musculosceletal MRI. 2. Auflage. Philadelphia: Saunders Elsevier, 2008

6. Herring JA, Kim HT, Browne R. Legg-Calvé-Perthes Disease: Part I: Classification of Radiographs with Use of the Modified Lateral Pillar and Stulberg Classifications. Bone J Joint Surg Am 2004; 86: 2103–2120

7. Heuck A, Steinborn MM, Rohen JW, Lütjen-Drecoll E. MR-Atlas des muskuloskelettalen Systems. 2. Auflage. Stuttgart: Schattauer, 2009

8. Kellgren JH, Lawrence JS. Radiological Assessment of Osteo-Arthrosis. Ann Rheum Dis 1957; 164: 494–502

9. Müller-Wohlfahrt HW, Ueblacker P, Hänse L. Muskelverletzungen im Sport. 1. Auflage. Stuttgart: Thieme, 2010

10. Stoller DW. Magnetic Resonance Imaging in Orthopaedics and Sports Medicine. 3. Auflage. Philadelphia: Lippincott Williams & Wilkins, 2006

11. Stoller D, Tirman P, Bredella M. Diagnostic Imaging: Orthopaedics. 1. Auflage. Salt Lake City: Amirsys Elsevier Saunders, 2004

12. Vahlensieck W, Reiser M. MRT des Bewegungsapparates. 3. Auflage. Stuttgart: Thieme, 2006

13. Indikationen zur direkten CT- und MR-Arthrographie. Empfehlungen der AG Muskuloskelettale Radiologie der DRG. http://www.ag-msk.drg.de/ seite/334/ stellungnahmen-und-empfehlungen

Fussnoten

1 Orthopädie Centrum Erlangen

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