Übersichtsarbeiten - OUP 07-08/2013

Stellenwert der MRT-Diagnostik bei Hüftgelenkveränderungen

Bone Bruise

Knochenverletzung mit Signalveränderung im spongiösen Knochen (Signalminderung in T1 und Signalanhebung in T2) aber ohne oder nur geringfügiger Verformung des Knochens. In der Regel keine Frakturlinie. Unscharfe Begrenzung der Läsion.

Okkulte Fraktur

Der Röntgenbefund ist bei einer okkulten Fraktur negativ. Der Nachweis gelingt eher mit einer Skelett-Szintigrafie als mit der MRT.

Signalmuster: Signalminderung in T1 und Signalanhebung in T2 mit unscharfer Begrenzung. Die Frakturlinie ist in T1 dunkel, in T2 kann die Frakturlinie sowohl dunkel als auch Signal-angehoben sein.

Ermüdungsfraktur
(Stressfraktur)

Typische Lokalisation ist der Schenkelhals, aber auch das Acetabulum. Das Signalmuster zeigt wieder eine Signalminderung in T1 und Signalanhebung in T2 sowie eine KM-Aufnahme. Die Signalveränderung ist unscharf begrenzt. Wenn die Frakturlinie in allen Sequenzwichtungen dunkel erscheint, spricht dieses für das Vorliegen einer Ermüdungsfraktur.

MRT-Zeichen der Ermüdungsfraktur sind die periostale Reaktion, ein Knochenmark-Ödem und eine erkennbare Frakturlinie. Das Ausmaß dieser Veränderungen erlaubt eine semiquantitative Einteilung [3] und damit eine Aussage über die Prognose und über die Therapiedauer.

  • Grad I: knochenmantelnahe Schwellung, Periost-Ödem,
  • Grad II: Periost-Ödem Knochenmark-Ödem,
  • Grad III: verstärktes Ödem im Knochenmark, Markraum-Ödem in T1 und T2 sichtbar,
  • Grad IV: röntgenologisch sichtbare Fraktur, keine Indikation mehr zur MRT.

Bei pathologischen Frakturen erlaubt die MRT die Bewertung der zugrunde liegenden Erkrankung (Tumor, Entzündung etc.)

Die traumabedingte Fraktur ist nur in Sonderfällen nach der röntgenologischen Diagnostik (Röntgen, CT) eine Indikation zur MRT.

Alle traumabedingten Veränderungen des Knochens können am sichersten mit einer Inversion-Recovery-Sequenz (T2-gewichtet mit Fettsuppression) erkannt werden. Dieses gilt im besonderen Maße für intraspongiöse Pathologien.

Epiphysiolysis capitis femoris

Die Diagnostik erfolgt bei anamnestischem und klinischem Verdacht mittels Röntgen. Hier erfolgt auch die Bestimmung des Epiphysentorsionswinkels. Die MRT ist überlegen bei der Erkennung früher Stadien (pre-slip).

MRT-Kriterien sind:

  • unscharfe und aufgeweitete Epiphysenfuge,
  • perifokale Ödemzone,
  • Erguss, Synovialitis des Hüftgelenks.

Femoroacetabuläres
Impingement (FAI)

Das knöcherne Impingement (Cam- und/oder Pincer-Impingement) wird im Röntgen bewertet, weitere Informationen liefern Schnittbildverfahren (CT, MRT). Das MRT ermöglicht zusätzlich die Darstellung von:

  • ödematösen Reaktionen im subchondralen Knochen,
  • Labrum-Läsion werden nach Czerny et al. in Bezug auf Labrumform und Rissform beurteilt [2] (für eine suffiziente Beurteilung des Labrums ist die intraartikuläre Kontrastmittelgabe erforderlich [13]),
  • paralabralen Zysten,
  • Beurteilung des Gelenkknorpels, was für die Indikationsstellung für eine OP (Abtragung des knöchernen Impingements) von Bedeutung ist.

Arthrose

Die Arthrose wird im Röntgenbild entsprechend der Beschreibung Kellgren, Lawrence beurteilt [8]. Aufgrund der relativ geringen Knorpeldicke des Hüftgelenk-Knorpels ist auch mittels der MRT eine Bewertung der Knorpeldicke schwierig. Die MRT ist aber das geeignete Verfahren zur Darstellung von Veränderungen im subchondralen Knochen (subchondralen Zysten, subchondrales Ödem).

Zeichen für eine Aktivierung einer Coxarthrose sind im MRT ein Hüftgelenkerguss sowie ein Ödem im subchondralen Knochen. Typischerweise aber nicht obligat ist dieses subchondrale Ödem auf beiden Seiten der gelenkbildenden Anteile, also im Hüftkopf und in der Gelenkpfanne. Es gibt Hinweise, dass das Ausmaß des Knochenmark-Ödems mit dem Ausmaß der Beschwerden korreliert.

Knochenmarködem-Syndrom

Synonyme sind transitorische Osteoporose oder transiente Osteoporose. Es handelt sich hier um ein primäres Ödem im Knochenmark mit entsprechendem Signalmuster, Signalminderung in der T1-gewichteten Sequenz, Signalanhebung in der T2-gewichteten Sequenz und auch eine Kontrastmittelaufnahme.

Dieses Erscheinungsbild entspricht dem Stadium ARCO 1 der aseptischen Knochennekrose. Einziger MRT-Hinweis zur Differenzierung ist das Signal in der Trochanter-Apophyse. Die Aussparung der Trochanter-Apophyse spricht für das Vorliegen des Knochenmarködem-Syndroms, eine Signalveränderung in der Trochanter-Apophyse für ein Stadium 1 einer aseptischen Knochennekrose.

Zu den möglichen Veränderungen des Knochenmarks s. Tabelle 5.

Ischämien

M. Perthes

Im MRT sind Beurteilungen möglich, die für die Prognose und Therapie von Bedeutung sind. Diese sind eine laterale Subluxation des Kopfs aus der Pfanne und das Stadium der Erkrankung.

Herring Stadien [6]: Beteiligung der lateralen Epiphyse (äußere Säule, lateral pillar)

  • Herring A: äußere Säule intakt,
  • Herring B: von der äußeren Säule stehen noch > 50 %,
  • Herring C: von der äußeren Säule stehen noch < 50 %.

Weitere Kriterien, die in der MRT bewertet werden können, sind das Ausmaß der Beteiligung der Metaphyse und der Verlauf der Wachstumsfuge. Das Gage-Zeichen und eine Kalzifikation der lateralen Epiphyse werden besser im Röntgenbild beurteilt.

Signalmuster:

  • fleckige oder segmentale Signal-Minderung in T1 und T2,
  • in der Reparation Signal-Anhebung T1 und T2 durch Regeneration des Knochenmarks (fetthaltig).

Aseptische Knochennekrose

Anders als beim Knochenmarködem-Syndrom handelt es sich bei der aseptischen Knochennekrose um ein zelluläres Geschehen.

Das kernspintomografische Bild der aseptischen Knochennekrose im Stadium 1 entspricht dem beim Knochenmarködem-Syndrom. Aber anders als beim Knochenmarködem-Syndrom kann die Trochanter-Apophyse bei der aseptischen Knochennekrose mit betroffen und signalverändert sein.

Die Prognose hängt ab vom Stadium der Nekrose, von der Größe und der Lokalisation der Läsion. Im Hüftkopf lateral gelegene Nekrosen haben eine schlechtere Prognose als medial gelegene Nekrosen.

Stadien nach ARCO (Association Research Circulation Osseous) [4]

  • Stadium 0
  • – Alle bildgebenden Verfahren (Röntgen, CT, MRT, Szintigrafie) sind negativ,
  • – lediglich positive Histologie.
  • Stadium 1
  • – MRT positiv: Signalveränderung mit Signalminderung in T1, Signalanhebung in T2, Läsion unscharf begrenzt, meist deutliche KM-Aufnahme,
  • – Szintigrafie positiv,
  • – Röntgen und CT negativ.
  • Stadium 2
  • – MRT: Demarkierungslinie (Demarkierungssaum) zwischen normalem Knochen und Nekrosezone im T1-gewichteten Bild dunkel, im T2 gewichteten Bild eine helle und eine dunkel Linie (Double-Line-Sign),
  • – alle bildgebenden Verfahren (Röntgen, CT, MRT, Szintigrafie) positiv,
  • – Hüftkopf in der Form erhalten.
  • Stadium 3
  • – Mechanisches Versagen des Hüftkopfs mit subchondrale Frakturlinien (Crescent-Signs).
  • Stadium 4
  • – Spätstadium mit Kalottenimpression.
  • Stadium 5
  • – Sekundär-Arthrose.
  • Stadium 6
  • – Gelenkdestruktion
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