Editorial - OUP 09/2018

Digitalisierung in O&U – Chancen und Herausforderungen

Digitalisierung ist ein derzeit sehr präsenter Begriff in den Medien, der oft nur schwer zu fassen und deshalb mit unterschiedlichsten Meinungen, Assoziationen und Gefühlen besetzt ist. Auch als digitale Transformation bezeichnet, hat schon seit einigen Jahren ein grundlegender Wandlungsprozess unseres Lebens und unserer Arbeitsbedingungen begonnen, dessen Auswirkungen auch unser künftiges Wirken als
Orthopäden und Unfallchirurgen entscheidend prägen wird.

Dabei umfasst die Thematik einerseits Bereiche wie Mobile Health (z.B. Apps) oder Telemedizin, die wir in unserem Umfeld bereits häufig wahrnehmen oder auch nutzen. Andere Begriffe, wie Big Data oder Künstliche Intelligenz können in ihrem Einfluss für die O&U noch gar nicht abgeschätzt werden und
haben doch absehbar das Potenzial, unsere diagnostischen und therapeutischen Strategien als sog. Disruptive Technologies vollkommen zu ändern.

Die Probleme, welche die neue Datenschutz-Grundverordnung DSGVO (https://dsgvo-gesetz.de) aufwirft, haben Sie alle in Praxis und Klinik in der letzten Monaten am eigenen Leib erfahren müssen.

Es liegt auf der Hand, dass dieses Themenheft nicht für sich beanspruchen kann, sämtliche Aspekte des weiten Felds der Digitalisierung zu adressieren. Wir haben deshalb Experten aus verschiedenen Bereichen für Sie gewonnen, um Ihnen ausgewählte Themenkomplexe näher darzustellen.

So ermöglichen mobile Anwendungen heute einen schnellen und flexiblen Zugriff auf Gesundheitsinformation und -dienstleistungen und sind aus unserem medizinischen Alltag nicht mehr wegzudenken. PD Dr. Albrecht stellt konsequenterweise mit seinem Artikel die Frage: Mobile Health – Wie das Potenzial für O&U richtig nutzen? Neben dem Potenzial mobiler Technologien für Ärzte und Patienten diskutiert er die Relevanz unserer aktiven Mitgestaltung von Kriterien, um eine hohe Sicherheit und Qualität mobiler Anwendungen zu gewährleisten.

Mit vielen Beispielen aus dem Alltag von Kliniken und Niedergelassenen behandelt die Autorengruppe um Prof. Dr. Nerlich die Chancen der Telemedizin für O&U. Das Projekt TKmed® wird mit der teleradiologischen Vernetzung von Krankenhäusern im Rahmen der Traumanetzwerke dargestellt, aber auch telemedizinische Anwendungen in der präklinischen Notfallversorgung, Online-Videosprechstunden oder Anschlussheilbehandlungen werden diskutiert und in einen politischen Zusammenhang gesetzt.

Rechtliche Aspekte der Digitalisierung in der Medizin sind bei allen diesen Möglichkeiten zur Verbesserung des Patientenwohls natürlich wichtig und werden von
Dr. Albrecht Wienke und Kim-Victoria Friese beleuchtet. Diese spannen dabei einen interessanten Bogen vom e-Health-Gesetz bis zur EU-Datenschutzgrundverordnung und legen Schwerpunkte u.a. auf das Selbstbestimmungsrecht von Patienten, Themen des Datenschutzes oder des Arzthaftungsrechts.

Für niedergelassene Kollegen oder Entscheider in Kliniken wird neben dem kurativen Blickwinkel auch die Frage nach ökonomischen Aspekten eine Rolle spielen, wenn sie sich mit digitalen Angeboten oder Strategien auseinandersetzen. Dr. Thilo Kaltenbach und Marco Bühren stellen hierfür Ökonomie und Digitalisierung im Gesundheitswesen mit
ihren Chancen für Patienten, Ärzte und Unternehmen dar. Entwicklungen in der Medizintechnik oder neue Geschäftsideen werden vor der zunehmenden Dynamik des deutschen und internationalen Gesundheitsmarkts diskutiert.

Abrundend und gleichzeitig als Blick in die Zukunft stellt das Team von PD Dr. Sebastian Kuhn die Frage Digitale Transformation der Medizin – Brauchen wir ein Curriculum 4.0 für die Aus-, Fort- und Weiterbildung? Digitale Kompetenzen dürfen nicht als Nebenprodukt des Aufwachsens in einer digitalen Gesellschaft gesehen werden, sondern benötigen eine gezielte und systematische Verankerung im Medizinstudium selbst. Dies wird an Hand des Lehrangebots „Medizin im digitalen Zeitalter“ dargestellt.

Außerhalb des Themenbereichs Digitalisierung haben wir noch einen spannenden Beitrag vom Dr. Ahmed Abuazab zum Thema Ballonkyphoplastie und konservative Therapie bei traumatischen Frakturen der Brust- und Lendenwirbelsäule.

Wir hoffen, Ihnen mit den Artikeln einen interessanten Einblick in die Vielseitigkeit der Thematik Digitalisierung und auch spezielle Ansatzpunkte für uns Orthopäden und Unfallchirurgen ermöglichen zu können.

Prof. Dr. med. Dr. h.c. Werner E. Siebert

Vitos Orthopädische Klinik Kassel

PD Dr. David A. Back

Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Septische

und Rekonstruktive Chirurgie

Bundeswehrkrankenhaus Berlin

Leiter AG Digitalisierung der DGOU

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