Industrie und Handel - OUP 01/2017

Dynamische Stabilisierung statt Immobilisierung

Ofa Bamberg

Eine ideale Rhizarthrose-Orthese muss zwei gegensätzliche Ziele in Einklang bringen: das Daumensattelgelenk zu stabilisieren und dabei maximale Beweglichkeit der Hand zu erhalten. Aus jahrzehntelanger Erfahrung als Handtherapeutin weiß Judy Colditz (Foto), worauf es ankommt. Zusammen mit dem niederländischen Orthesenhersteller Push hat die US-Amerikanerin die Push ortho Daumenorthese CMC entwickelt. Dass auch eine kleine Orthese große Wirkung zeigt, erläutert sie in einem neuen Whitepaper (erhältlich über Ofa Bamberg, Tel. 0951 6047–333) und im Interview.

Warum haben Sie als Handtherapeutin selbst eine Orthese entwickelt?

Früher gab es nur wenige Orthesenhersteller, sodass wir als Therapeuten oft eigene Lösungen entwickelt haben. So setzte ich auch meine Idee für eine Rhizarthrose-Orthese zunächst selbst um. Ich passte meinen Patienten maßgefertigte Orthesen aus thermoverformbarem Kunststoff an. Wichtig war, dass die Orthese nur das Daumensattelgelenk umschließt und dabei komfortabel zu tragen ist und die Handfunktion nicht einschränkt.

Wie kann eine solch kleine Orthese wirksam stabilisieren?

Durch das Prinzip der dynamischen Stabilisierung: Ein Ring umschließt nur das Sattelgelenk und die Daumenballenmuskeln. Solange die Muskulatur entspannt ist, bleibt der Daumen in alle Richtungen beweglich. Wird er jedoch belastet, dehnt sich die Muskulatur innerhalb des Rings aus. Der entstehende Druck in der Orthese stabilisiert das Gelenk genau dann, wenn es nötig ist – bei aktiver Benutzung.

Wie unterscheidet sich dieser Ansatz von anderen Orthesendesigns?

Er setzt Stabilisierung nicht mit Immobilisierung gleich und lässt daher maximale Bewegungsfreiheit. Das Prinzip der dynamischen Stabilisierung wirkt gezielt am Daumensattelgelenk. Die restliche Hand bleibt weitgehend frei. Immobilisierungsorthesen hingegen schließen fast immer angrenzende Gelenke mit ein. Die Handfunktion wird zum Teil erheblich eingeschränkt – mit der Folge, dass die Orthese im Alltag kaum getragen wird. Auch Studien zeigen, dass Patienten kleinere Orthesendesigns bevorzugen.

Wie wurde aus Ihrer Idee die Push ortho Daumenorthese CMC?

Das Niedrigtemperatur-Thermoplast, das ich verwendet hatte, war zwar gut anpassbar, aber nicht sehr haltbar. Deshalb suchte ich eine dauerhafte Lösung und erarbeitete zusammen mit Push Prototypen für eine industriell gefertigte Orthese, die sich ebenso individuell anformen lässt. Ich brachte das klinische Know-how mit, Push die Kenntnisse hinsichtlich Material und Produktion.

Wie ist der Spagat zwischen Serienprodukt und Maßanfertigung gelungen?

In den Ring der Orthese ist ein Aluminiumstreifen integriert, der sich an die individuelle Form des Daumenballens anpassen lässt. Er sorgt für optimalen Sitz, sodass die dynamische Stabililsierung zum Tragen kommt. Statt den Daumen komplett ruhigzustellen, wird er in einer physiologischen Stellung gehalten und Bewegung im mittleren Bereich zugelassen. Die Muskulatur bleibt im Training, einem weiteren Funktionsverlust wird vorgebeugt. So ist es uns gelungen, Stabilisierung und Funktionalität in ein ideales Gleichgewicht zu bringen.

Ofa Bamberg GmbH

Laubanger 20, 96052 Bamberg

Tel.: 0951 6047 333
Fax: 0951 6047 185

info@ofa.de, www.ofa.de/push-cmc

Fussnoten

Ofa Bamberg vertreibt Push exklusiv in Deutschland und Österreich. Push ist eine Marke des niederländischen Herstellers Nea International, der nach mehr als 20 Jahren enger Kooperation seit 2015 Teil der Ofa Gruppe ist.

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