Medien - OUP 01/2012

Erkrankungen und Verletzungen des Rückfußes
Jonas Andermahr, Axel Jubel, Jürgen Koebke, Andreas Elsner, Klaus E. Rehm: Erkrankungen und Verletzungen des Rückfußes. Grundlagen, Diagnostik, Therapie. Deutscher Ärzte-Verlag, Köln 2011, 16,5 x 23,8 cm, broschiert, XVI + 321 Seiten, 255 Abb. in 460 Einz

Pathologien im Bereich des Fußes können den Patienten stärker immobilisieren als schwere Knie- oder Hüftarthrosen. Dabei spielt der Rückfuß für die erste Aufnahme der Tragkräfte des Körpers die wichtigste Rolle.

In den letzten Jahren hat sich das allgemeine Interesse auf die Vorfußchirurgie fokusiert, sodass es sehr anzuerkennen ist, dass wieder mit einem umfassenden Werk die Aspekte der Rückfußchirurgie als auch die Anatomie dargestellt werden. Dieser Aufgabe hat sich die Autorengruppe um Prof. Jonas Andermahr aus Mechernich gestellt, es handelt sich um Autoren aus Deutschland und der Schweiz.

Das Buch befasst sich sowohl mit orthopädischen als auch unfallchirurgischen Erkrankungen des Fußes, allerdings wird der kindliche Fuß nicht mit abgehandelt.

Das Buch ist als Paperback in der typischen Aufmachung des DÄV gestaltet und umfasst 321 Seiten. Am Anfang ist ein reichhaltiges Abkürzungsverzeichnis aufgelistet. Dies erleichtert das Verständnis der einzelnen Buchkapitel.

Am Anfang wird von Prof. Jürgen Köbke in gewohnt umfassender und liebevoller Weise die Anatomie des Rückfußes dargestellt. Ausgehend von der Entwicklung des Fußes werden nacheinander die Gelenkkörper, Kapsel und Bänder, die Kinematik, Kinetik und auch die Gefäßversorgung dargestellt.

Die Bilder und Grafiken sind in Schwarz-Weiß mit blauen, markanten Linien ausgeführt, dadurch erlauben sie eine sofortige Orientierung über die Anatomie.

Vom Hauptautor werden die Frakturen, das Weichteilmanagement, die Amputation und die Band- und Sehnenverletzungen bearbeitet, d. h. also der unfallchirurgische Aspekt.

Es gelingt leicht, sich einen Überblick über die Frakturmechanismen zu verschaffen. Nach der Diagnostik werden die Therapieverfahren der Osteosynthese einschließlich Knochenersatzmaterialien dargestellt und auch die Behandlung von Komplikationen, wie Pseudarthrosen, besprochen.

Gründlich wird auf die Bedeutsamkeit und Behandlung des Kompartmentsyndroms eingegangen. Die einzelnen Knochen des Rückfußes werden in separaten kleinen Kapiteln bearbeitet. Der Bedeutsamkeit des Weichteilmanagements einschließlich der Lappenplastik wird ein recht umfangreiches Kapitel gewidmet.

Die verschiedenen Amputationsformen werden auch in ihrem geschichtlichen Zusammenhang erörtert.

Die Bandverletzungen werden recht ausführlich in ihrer Diagnostik und konservativen Behandlung sowie mit den operativen Verfahren abgehandelt. Ausgiebig wird das Vorgehen bei chronischen Bandinsuffizienzen behandelt, mittels schematischer Zeichnungen wird auf die verschiedenen Operationsverfahren eingegangen. Zu diesem Kapitel gehören auch die Luxationen im Fußwurzelbereich.

In dem Kapitel „Sehnenverletzungen“ nehmen naturgemäß die Achillessehnenrupturbehandlungen einschließlich der Ersatzplastiken den größten Raum ein. Auch die Tendopathien werden recht breit besprochen.

Das Kapitel „Arthritis und Arthrose“ widmet sich umfassend den Gelenkveränderungen des Rückfußes mit der teilweise schwierigen Diagnostik bei rheumatoider Arthritis.

Bezüglich minimal-invasiver Eingriffe wird die Arthroskopie des oberen Sprunggelenks reichlich erörtert.

Es ist bekannt, dass die Versteifung einzelner Gelenke des Fußes funktionell zu einem sehr guten Ergebnis führen kann. In dem entsprechenden Kapitel werden die unterschiedlichen Möglichkeiten der Schraubenplatzierung bei der OSG-Arthrodese bildlich im Röntgenbild dargestellt. Bei der Arthrodese werden, insbesondere bei ossären Verlusten, die Verfahren der intramedullären Nagelung als auch des Fixateurs ausführlich beschrieben.

Die rheumatischen Fußdeformitäten, wie die der talonavikularen Arthrodese, werden im Gegensatz zur tibio-, talo- und kalkanearen Arthrodese eher kurz abgehandelt.

Das Kapitel über die OSG-Endoprothese beginnt mit einem Streifzug durch die historischen, biomechanisch noch wenig anspruchsvollen Prothesen. Da die OSG-Endoprothese in ihrer modernen Form mit der Arthrodese in Konkurrenz steht, werden die klinischen Studienergebnisse der Endoprothesenversorgung auch unter dem Aspekt der historischen Erfahrung breit aufgeführt. Die Implantation der Prothese wird detailreich in den einzelnen Schritten mit aussagefähigen Operationsbildern dargestellt.

Zum Abschluss kommt das Kapitel über die Diagnostik und Behandlung von Schmerzsyndromen, wie z. B. der Plantarfasziitis.

Nach jedem Buchkapitel findet sich ein recht ausgedehntes Literaturverzeichnis.

Ein recht umfassendes Stichwortverzeichnis rundet das Buch ab.

Zusammengefasst handelt es sich um einen sehr wertvollen Band zur Darstellung der Anatomie, Pathologie, der traumatischen und auch degenerativen Verletzungen des Rückfußes. Der Band ist im Format genau richtig, um ihn immer wieder leicht in die Hand zu nehmen und mit sich zu führen.

Manchmal hat man den Eindruck, dass die Kapitel der Nachbehandlung nach den einzelnen Operationsverfahren etwas kurz ausgeführt sind.

Das Buch ersetzt sicherlich keine ausführlichere OP-Lehre, erleichtert aber enorm die rasche Orientierung über die Möglichkeiten bei der Behandlung des Rückfußes. Insofern ist dieses Buch nicht nur wertvoll für den Orthopäden und Unfallchirurgen in der Ausbildung, sondern auch durchaus für den schon erfahrenen Operateur, der sich nochmal Anregungen verschaffen möchte.

Insgesamt stehen operative Aspekte im Vordergrund, sodass für den niedergelassenen, nicht operativ Tätigen der Gewinn des Buches eher geringer einzuschätzen ist. Dem Buch ist eine gute Verbreitung im deutschsprachigen Europa zu wünschen.

Burkhard Mai, Kassel

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