Informationen aus der Gesellschaft - OUP 06/2023

Gedanken zum Jahreswechsel

Liebe Mitglieder der Vereinigung Süddeutscher Orthopäden und Unfallchirurgen!

Das Jahr 2023 war ein unruhiges Jahr. Begleitet von Schreckensmeldungen aus der Ukraine und nun auch aus dem Nahen Osten, sahen wir uns
innenpolitisch gebeutelt von Energiekrise, Inflation und einer zerstrittenen Regierung, die die größte
Opposition in den eigenen Reihen zu verkraften hat. Die gewählte Opposition begnügt sich mit einem alternativlosen Kontra ohne konstruktive Gedanken. Dem allem setzt ein
Gesundheitsminister in hektischer Umtriebigkeit die Krone auf, indem er halbgare Reförmchen erzwingt, ohne dass die Folgen bis zu Ende
gedacht wurden. In der Regierungskommission sitzt kein einziger Chirurg oder Orthopäde und so müssen wir ertragen, dass die ohne Zweifel dringend erforderliche Gesundheitsreform zu einem Flickwerk von hilflosem Klein-Klein verkommt. Die einzigartige Chance, dass in einer so
fragilen politischen Lage eine hohe Bereitschaft zu einem fundierten Neuanfang bestünde, wird vertan. Und so werden wir in unserer täglichen Arbeit konfrontiert mit einem Niedergang der Kliniklandschaft ohne gleichzeitige Stärkung der ambulanten Versorgung. Die intersektorale Versorgung, die Ambulantisierung von Operationen, die KV-Notdienste angesichts des neuesten BSG-Urteils, die Versorgung der Notfallpatient
innen und -patienten durch den Rettungsdienst, die dringende Einführung von Vorhaltepauschalen für die Notaufnahmen zur flächendeckenden Versorgung der Bevölkerung, die Maßnahmen der Daseinsfürsorge – alles offene Themen, die 2024 per Dekret gelöst werden. Man darf gespannt sein.

Am Ende werden wir alle die
Arbeit tun müssen in immer unattraktiverem Umfeld zu immer weniger auskömmlichen Vergütungen. Wen wollen wir noch motivieren, unsere Nachfolgerinnen und Nachfolger zu werden? Für wen ist die Arbeit als MFA, MTA, OTA, Physiotherapeutin/ Physiotherapeut, Kranken- und Gesundheitspflegerin/-pfleger oder gar Altenpflegerin/-pfleger noch ein Ansporn? Es ist 5 nach 12, es braucht breit konsentierte, vernünftige Lösungen und ein Ohr des BMG an der Basis derer, die die Arbeit machen.

In diesem Jahr haben wir Abschied nehmen müssen von großen Persönlichkeiten in O&U Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Jörg Jerosch, Prof. Dr. Volker Bühren und Prof. Dr. Dr. h.c. Heinz Mittelmeier. Alle Namen stehen für die Vereinigung von Orthopädie und Unfallchirurgie und sollten uns Vorbild und Ansporn sein, die Einheit unseres wunderbaren
Faches nicht in Frage zu stellen. Gerade jetzt gilt es, klare Kante zu zeigen und unser Fach nach außen mit einer Stimme und hohem Selbstbewusstsein zu vertreten. Das sind wir unseren verstorbenen Vorbildern schuldig.

Im Frühjahr haben wir eine gelungene Jahrestagung unter dem Motto „Next Generation“ gefeiert. Der Wunsch unserer Kongresspräsidenten und des gesamten VSOU-Vorstandes, dass unsere Frühjahrstagung eine Plattform wird, wo sich Jung und Alt auf hohem wissenschaftlichem Niveau in angenehmem Ambiente austauschen können, wurde vollumfänglich erfüllt. Die kommenden Präsidenten haben den Faden aufgenommen und so werden wir vom 25. bis 27. April 2024 unter dem Motto „Cutting Edge for Science and Family“ über die Vereinbarkeit von Familie und einem Arbeitsumfeld, in dem es sich zu arbeiten lohnt und wo wir zurecht und mit Stolz sagen dürfen, dass sich die O&U, Made in Germany, trotz aller Widrigkeiten sehen lassen kann, reden. Ich lade Sie alle herzlich ein, uns in Baden-Baden zu treffen und freue mich über einen lebhaften und konstruktiven Dialog über die Zukunft der Medizin in Deutschland. Werden wir nicht müde, unser Fach gemeinsam zu gestalten!

Ich wünsche Ihnen allen einen ruhigen, besinnlichen und friedvollen Jahreswechsel und danke Ihnen für Ihre Treue als Mitglieder der VSOU e.V.

Herzlichst,

Ihr

Bodo Kretschmann

1. Vorsitzender

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