Übersichtsarbeiten - OUP 06/2014

Hüftarthroskopie beim Sportler – Indikationen und Grenzen

C. Sobau1, W. Miehlke1

Zusammenfassung: Die Hüftarthroskopie hat sich zur Behandlung von Hüftverletzungen beim Sportler in den letzten 10 Jahren etabliert. Sie hat klare Indikationen und sich weiterentwickelnde Grenzen. Hauptindikationen sind die Labrumläsion, die Ligamentum capitis femoris-
Ruptur und das oft zugrunde liegende femoroazetabuläre Impingement. Letzteres kann zu synovialen Entzündungen, chondralen Schäden, freien Gelenkkörpern und zu sekundären Labrumläsionen führen. Die Hüftarthroskopie bietet bei diesen Verletzungen des Sportlers die Möglichkeit, minimal-invasiv zu operieren und damit ein schnelles „return-to-play“ zu ermöglichen. Grenzen der Hüftarthroskopie beim Sportler sind Verletzungen der Ad- und Abduktoren sowie chronische Überlastungsschäden der Bursen und Entrapmentsyndrome der Gluteal- und Leistenregion.

Schlüsselwörter: Hüftarthroskopie, Sportler, Indikationen

Zitierweise
Sobau C, Miehlke W. Hüftarthroskopie beim Sportler. Indikationen und Grenzen.
OUP 2014; 6: 300–304 DOI 10.3238/oup.2014.0300–0304




Abstract:
In the last 10 years hip arthroscopy has become well established in the treatment of hip injuries in sportsmen. Hip arthroscopy has clear indications and evolving frontiers. Main indications are labral tears, ligamentum capitis femoris lesions and the often associated femoroacetabular impingement, which can lead to synovitis, cartilage damage, loose bodies and secondary labral lesions. For these injuries in sportsmen hip arthroscopy is an opportunity for a minimal invasive procedure and therefore faster „return-to-play“. Frontiers of hip arthroscopy in sportsmen are tears of the ab- and adductor muscles, as well as chronic bursitis and entrapment syndroms of the gluteal and inguinal region.

Key words: hip arthroscopy, sportsmen, indications

Citation
Sobau C, Miehlke W. Hip arthroscopy in sportsmen. Indications and frontiers.
OUP 2014; 6: 300–304 DOI 10.3238/oup.2014.0300–0304

Einleitung

Hüftverletzungen beim Sportler sind keine Seltenheit. Sowohl akute Traumata als auch chronische Reize können Verletzungen und Überlastungsschäden zur Folge haben und führen dadurch zum Ausfall des Sportlers. Die Erkrankungen des wachsenden Skeletts und deren Folgen sind dabei von den Hochenergietraumata und Überlastungsschäden des erwachsenen Sportlers abzugrenzen. Zur Behandlung von Sportverletzungen und deren Folgen hat sich in den letzten Jahren immer mehr die arthroskopische Chirurgie intra- und periartikulärer Strukturen der Hüfte gegenüber und als Ergänzung der offenen Therapie etabliert. Das Indikationsspektrum der Hüftarthroskopie hat sich durch die Verbesserung der technischen Möglichkeiten und Erfahrungszunahme der Operateure ständig erweitert und ist in Übersichtsartikeln und Metaanalysen wissenschaftlicher Arbeiten gut dokumentiert. Neben den etablierten Indikationen erweitern sich gerade in der jungen Disziplin der hüftgelenkerhaltenden Arthroskopie bei Sportlern auch die Grenzen des Indikationsspektrums [1–3]. Im folgenden Artikel werden die aktuellen Indikationen der Hüftarthroskopie beim Sportler aufgelistet und die Grenzen aufgezeigt sowie deren Aufweichung in der aktuellen Literatur.

Grundlagen der
Hüftarthroskopie

Das Hüftgelenk wird arthroskopisch in ein zentrales und in ein peripheres Kompartiment unterteilt. Das Labrum acetabulare, das wie ein Schutzwall am Rand des Acetabulums den Femurkopf umfasst, grenzt das zentrale Kompartiment gegen das periphere Kompartiment ab. Das zentrale Kompartiment wird unter Distraktion mit Hilfe eines Extensionstischs arthroskopiert. Unter Röntgendurchleuchtung werden speziell für die Hüftarthroskopie entwickelte Instrumente zur Darstellung und Behandlung der Pathologien eingesetzt. Labrum, Ligamentum capitis femoris, der knorpelüberzogene Anteil des Acetabulums und Teile des Femurs können so beurteilt und behandelt werden. Zur Spiegelung des peripheren Kompartiments wird die Extension in der Regel aufgehoben und das Bein flektiert und bei Bedarf rotiert. Der supraacetabuläre Raum mit dem knöchernen Anteil des Acetabulums, der periphere Ursprung des Labrums, der Kopf-Schenkelhals-Übergang des Femurs und die Synovia sind Teile des peripheren Kompartiments [5]. Die extraartikuläre Hüftgelenkarthroskopie hat in letzter Zeit auch beim Sportler an Bedeutung gewonnen. Hierbei können Verletzungen der Abduktoren und die Bursa trochanterica arthroskopiert werden [4].

Indikationen beim Sportler

Labrumläsionen

Die isolierte Labrumläsion ist selten, sie kann bei einer Stop-and-Go- oder Rotationsbewegung beim Sportler auftreten, z.B. beim American Football, beim Eishockey, beim Basketball oder beim Turnen (Abb. 1). Nicht ausreichend zur Diagnostik ist in der Regel neben der Anamnese und der klinischen Untersuchung ein natives MRT, sondern es sollte ein direktes Arthro-MRT mit Kontrastmittel durchgeführt werden, da hier die Läsion des Labrums besser erkannt werden kann. Zusätzlich sollte aber immer nach prädisponierenden Grunderkrankungen gesucht werden. Häufig sind dies das femoroazetabuläre Impingement, die Hüftdysplasie oder knöcherne Deformitäten nach Morbus Perthes und Epiphyseolysis capitis femoris. Bei einer traumatischen Hüftluxation, z.B. im Reitsport beim Sturz vom Pferd oder im Motorsport bei Hochenergietrauma, kommt es fast immer zu einer Labrumverletzung auch ohne Grunderkrankung. In den biomechanischen und In-vitro-Studien von Wingstrand und Ferguson wurde dem Labrum der Hüfte analog zum Meniskus des Knies und dem Labrum der Schulter eine wichtige Rolle bei der Stabilität des Gelenks und bei der Distribution der Nährflüssigkeit im Gelenk nachgewiesen. Deshalb hat der Erhalt des Labrums mit einer Refixation oberste Priorität [6, 7]. Bei einem oberflächlichem Längsriss oder einem Lappenriss im Rahmen eines frischen Traumas kann selten auch eine Teilresektion indiziert sein. Langfristig hat Larson in seiner Arbeit gezeigt, dass die Labrumrefixation der Teilresektion aus oben genannten Gründen im Outcome signifikant überlegen ist [8, 9]. Mit Fadenankern wird dabei das Labrum an den azetabulären Rand refixiert und damit ist der Sealing-Effekt wieder hergestellt. Domb hat in einer kürzlich erschienen Studie Fälle gezeigt, bei denen direkt anterior eine Labrumläsion ohne Grunderkrankung und ohne Trauma beim Sportler entstanden ist. Hier kann es durch die Nähe der Kreuzungsstelle mit der Iliopsoassehne zu Kompression oder Traktion bei Muskelanspannung und Dehnung des M. iliopsoas mit dem Kapsel-Labrum-Komplex kommen und damit zu einer Läsion des Labrums und der Sehne führen. Ein Release der Psoassehne in diesem Bereich führt zur Verbesserung der Symptome [10].

Femoroazetabuläres Impingement

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