Informationen aus der Gesellschaft - OUP 01/2018

Interview mit den Kongresspräsidenten
66. Jahrestagung der VSOU

Univ.-Prof. Dr. med. Steffen Ruchholtz (links) und Univ.-Prof. Dr. med. Maximilian Rudert (rechts) sind die Kongresspräsidenten der diesjährigen Frühjahrstagung der Vereinigung Süddeutscher Orthopäden und Unfallchirurgen.

Sie haben als Kongresspräsidenten für die VSOU-Jahrestagung 2018 das Motto „Mobilität durch Fortschritt“ gewählt. Was war der Antrieb für dieses Motto und wie wird das Thema im Kongress abgebildet?

Ruchholtz: In unserem Fachgebiet ist die Wiederherstellung der Mobilität unserer Patienten nach einem Unfall oder bei verschleißbedingten Erkrankungen das wesentliche Ziel unserer Behandlung. Nur wenn wir den Sportler wieder zurück zum Sport bringen und bei unseren älteren Patienten die Reintegration in den Alltag gelingt, war unsere Therapie erfolgreich.

Rudert: Unsere Ziele erreichen wir nur, wenn wir bewährte Therapien umsetzen, gleichzeitig aber auch offen für Innovationen und selbst Motor für den Fortschritt sind. Auf dem Kongress wird es in einem Großteil der Sitzungen einen sogenannten „Fortschrittsblock“ geben, in dem passend zum jeweiligen Thema zukünftige Entwicklungen und Neuerungen aufgezeigt werden.

Welche Neuerungen und Innovationen in der Orthopädie und Unfallchirurgie werden bei der 66. Jahrestagung im Vordergrund stehen?

Rudert: Im Vordergrund der Neuerungen und Innovationen unseres Fachgebiets beim Kongress steht der Einsatz digitaler Techniken und Medien in unserem klinischen Alltag. Die digitale Revolution hat schon jetzt und wird in den nächsten Jahren einen großen Einfluss auf unser Handeln haben. Dies betrifft uns im klinischen Alltag im Operationssaal, im Krankenhaus allgemein, aber auch in der Patientenführung.

Ruchholtz: Zusätzlich spielen neue Medien eine immer größere Rolle bei der medizinischen Wissensvermittlung in Studium und Beruf, so dass wir dies schwerpunktmäßig bei der 66. Jahrestagung thematisieren wollen.

Was erwartet die Teilnehmer im Vergleich zu den Vorjahren an Neuerungen im Kongress-Programm?

Ruchholtz: Unser Ziel ist es, das bereits bewährte Konzept des VSOU-Kongresses durch weitere Bereiche zu ergänzen. Mit den bereits erwähnten „Fortschrittsblöcken“ wird der Blick auf die Zukunft unseres Fachgebiets gelegt. Zusätzlich haben wir den Partnern aus der Industrie zum ersten Mal die Möglichkeit gegeben, im Rahmen des regulären Kongressprogramms eigene Sitzungen zu gestalten. Die Resonanz war sehr gut und den Firmen ist es gelungen, die Sitzungen mit spannenden Themen und hochklassigen Referenten zu besetzten.

Rudert: Eine weitere, sehr wichtige Neuerung des VSOU-Kongresses ist uns – passend zum Kongressmotto – mit der Implementierung einer Kongress-App gelungen. Mit dieser kann sich jeder Teilnehmer bequem an seinem Smartphone einen Überblick über den Kongress verschaffen und seinen Kongressbesuch selbst gestalten.

Herr Prof. Ruchholtz, die Alterstraumatologie ist aufgrund der steigenden Zahl älterer Menschen ein „zukunftsträchtiges“ Thema. Wo sehen Sie hier die größten Herausforderungen für O und U?

Ruchholtz: Sie haben Recht, wir werden in Zukunft zunehmend ältere Patienten in unserem Fachgebiet behandeln. Dies gilt nicht nur für die Alterstraumatologie, sondern auch für die Orthopädie, wo z.B. der Gelenkersatz großer Gelenke oder die Behandlung degenerativer Wirbelsäulenerkrankungen hochaltriger Patienten immer wichtiger wird.

Die Herausforderungen in der Versorgung älterer Patienten sind vielfältig. Im chirurgischen Bereich stellt – trotz großer Fortschritte in den letzten Jahren – die Verankerung der Implantate im Knochen und das Weichteilmanagement eine große Herausforderung dar. Zusätzlich müssen die Strategien für das Management von Komplikationen wie z.B. Protheseninfektionen für die geriatrischen Patienten optimiert werden.

Eine weitere Herausforderung wird die Optimierung des perioperativen Managements der zunehmend schweren Nebenerkrankungen sein. Nicht zuletzt gibt es gerade in Deutschland noch große Defizite in der Nachsorge z.B. im Hinblick auf die Sekundärprophylaxe der Osteoporose, die dringend verbessert werden muss.

Herr Prof. Rudert, die individualisierte Endoprothetik stellt eine Option in der endoprothetischen Versorgung von Gelenken dar. Lassen sich dadurch Komplikationen vermeiden bzw. die Revisionsrate senken?

Rudert: Individualisierte Implantate können sicherlich einen Beitrag zur Verbesserung der Versorgung in der Endoprothetik leisten. Gerade in besonderen Situationen wie bei posttraumatischen Fehlstellungen oder auch bei ossären Defekten in der Revisionsendoprothetik oder nach tumororthopädischen Eingriffen bietet die Individualisierung immer bessere Möglichkeiten, die Patienten in ihrer Mobilität zu verbessern und hilft Komplikationen zu vermeiden.

Ob die Individualisierung in der endoprothetischen Versorgung genauso wie in anderen medizinischen Bereichen weiter Raum greift, können wir noch nicht sagen.

In jedem Fall sollten wir nicht allein aus Kostengründen im Gesundheitssystem auf diese hervorragende und technisch bereits realisierbare Option der Patientenversorgung verzichten.

Die Nachwuchsförderung liegt der VSOU seit Jahren sehr am Herzen. Wie wollen Sie den Nachwuchs beim Kongress für das Fach Orthopädie und Unfallchirurgie begeistern?

Ruchholtz: Unser Ziel ist es, die angehenden Kollegen von der Vielfältigkeit und den Möglichkeiten unseres Fachgebiets zu überzeugen. Am Donnerstag, dem ersten Kongresstag, wird es den Tag der Vorklinik geben, an dem das Junge Forum O und U eine Podiumsdiskussion gestalten wird. Es werden ferner Fortbildungskurse für den Nachwuchs veranstaltet. Die wissenschaftlichen Kurzvorträge bieten zudem dem wissenschaftlich tätigen Nachwuchs die Möglichkeit, ihre Ergebnisse dem kritischen Publikum in einem wohlwollenden Rahmen zu präsentieren und sich so auf weitere Kongresse vorzubereiten.

Rudert: Die geplante Arthroskopie-Challenge an Simulatoren bietet für die angehenden und jüngeren Kollegen eine Basis, ihr Geschick in einem Wettkampf zu erproben. Zudem wird die neu installierte Kongress-App gerade die jüngeren Kollegen begeistern und auch für die zukünftigen Kongresse gewinnen.

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