Editorial - OUP 12/2018

Knorpeltherapie

Knorpelschäden führen zu einer Einschränkung der Gelenkfunktion, einer Reduktion der Lebensqualität und können im weiteren Verlauf die Grundlage für die Entwicklung einer Arthrose darstellen. Auch wenn die Pathophysiologie und die zugrunde liegenden Mechanismen einer Knorpelschädigung und deren Auswirkung auf das Gelenk noch nicht abschließend bekannt sind, so stellen Knorpelschäden ein Krankheitsbild mit hoher medizinischer und sozioökonomischer Relevanz dar. Das hat dazu geführt, dass innerhalb der vergangenen 25 Jahre innovative und moderne Verfahren zur operativen Behandlung von Knorpelschäden eingeführt und etabliert werden konnten. Hierzu gehören neben der autologen Knorpelzelltransplantation weiterhin die knochenmarkstimulierenden Techniken. Vor allem am Kniegelenk, aber auch an der Hüfte und dem Sprunggelenk sind die Techniken gut etabliert, und es besteht hohe Einigkeit in der Indikation. So stellen die Mitglieder der AG Klinische Geweberegeneration der DGOU um Christoph Becher im ersten Artikel des vorliegenden Hefts die aktuellen Empfehlungen der DGOU für die Behandlung von Knorpelschäden an Knie, Hüfte und Sprunggelenk dar und berichten über die jeweiligen Besonderheiten des betroffenen Gelenks.

Auch und gerade die knochenmarkstimulierenden Techniken haben sich in den vergangenen Jahren durch die Kombination mit Biomaterialien weiterentwickelt. Hier ist eine große Zahl unterschiedlicher Materialien verfügbar, die sich in Bezug auf die Anwendung, aber auch durch die verfügbare Evidenz erheblich voneinander unterscheiden. Einen Überblick über die aktuell verfügbaren Produkte und den Hintergrund der matrixaugmentierten Knochenmarkstimulation (Matrix-BMS) geben Martin Volz und Co-Autoren, während wir im folgenden Artikel Autoren eines Herstellers autologer Knorpelzellen die Möglichkeit geboten haben, aus Firmensicht die aktuellen Probleme der Regulation und des Reimbursement autologer Knorpelzellen zu thematisieren. So stellt die Gruppe um Christoph Gaissmaier, Andre Roeder und Kristin Schindler den Einfluss dieser Punkte auf die Anwendung autologer Knorpelzellprodukte dar, die trotz hervorragender Evidenz weiterhin in Bezug auf Verfügung nicht unproblematisch erscheinen.

Zur guten Evidenz tragen eine große Anzahl prospektiv-randomisierter Studien bei, aber auch Registerdaten. So wurde im Oktober 2013 das KnorpelRegister DGOU gegründet, in welchem inzwischen mehr als 6000 Patienten registriert sind. Der Artikel zum Thema KnorpelRegister DGOU berichtet über das Prinzip und erste spannende Ergebnisse aus der Versorgungsforschung, bevor die Autoren Bode et al. einen Blick auf die Potenziale und Schwierigkeiten humaner adulter Stammzellen und deren mögliche Rolle im Rahmen der knorpelregenerativen Therapien in der Zukunft werfen.

Abgerundet wird der Themenblock durch einen Blick weg von der Operation. Nicht nur die klassische Rehabilitation, sondern auch die Vorbereitung auf die Operationen und die Begleitung bis zur Wiederaufnahme von Beruf und Sport spielen gerade bei Knorpeltherapien eine essenzielle Rolle, weshalb ein solches Heft nicht ohne den Beitrag von Wolfgang Schoch, Anja Hirschmüller und Heiner Bauer auskommen kann.

Wir hoffen, zu diesen spannenden Themen mit den vorliegenden Beiträgen einen interessanten, aber auch inhaltlich nützlichen Überblick zum Thema „Knorpeltherapie“ zu geben und dass Sie das Lesen genießen.

Prof. Dr. med. Philipp Niemeyer

OCM Orthopädische Chirurgie München

und Universitätsklinikum Freiburg

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