Informationen aus der Gesellschaft - OUP 07-08/2013

Nachruf Dr. med. Karl Erich Brinkmann
*07.06.1937, †10.04.2013

Aufgewachsen im Kreise seiner Familie in seiner Geburtsstadt Hamburg, zog es Dr. Karl Erich Brinkmann nach dem Abitur bald zum Studium der Medizin nach Würzburg und München, wo er 1961 das Staatsexamen ablegte. Nach Medizinalassistentenzeit an den Münchner Universitätskliniken, der BG-Unfallklinik Bergmannsheil-Buer in Gelsenkirchen und am Krankenhaus Fürstenfeldbruck, begann er 1964 zunächst mit einer unfallchirurgischen Ausbildung am Arbeiterunfallkrankenhaus in Linz/Österreich. Hieran schloss sich 1967 eine Tätigkeit in der Neurochirurgie im Bürgerspital in Basel/Schweiz an, bevor er 1968 an der Orthopädischen Universitätsklinik Heidelberg-Schlierbach seine Weiterbildung zum Facharzt für Orthopädie aufnahm, der ihm 1970 zuerkannt wurde.

Noch im gleichen Jahr verließ er Heidelberg, um zusammen mit mir als mein leitender Oberarzt den Aufbau einer neuen Abteilung mit 120 orthopädisch-traumatologischen Betten und weiteren 40 Betten für schwere Wirbelsäulenerkrankungen und Querschnittverletzungen am damaligen Südwestdeutschen Rehabilitationskrankenhaus Langensteinbach zu konzipieren und voranzutreiben. Durch seine breit gestreute operative Weiterbildung in verschiedenen Kliniken im In- und Ausland war Karl Erich Brinkmann hierzu in der Orthopädie und Traumatologie bestens ausgebildet. Eine weitere Vorgabe des Klinikträgers war die Einrichtung einer Frührehabilitation, um die Patienten bereits während der Heilungsphase nach erfolgter Operation einer Berufsfindung zuzuführen. Hierzu lagen bereits Vorgaben der Berufsgenossenschaften vor, die nicht einfach zu übertragen waren und die eine Belastung im klinischen Alltag darstellten. Auch dieser Aufgabe hat sich Karl Erich Brinkmann tatkräftig gestellt, hierfür Lösungen gefunden und – wenngleich es bisweilen auch schwierig war, ein gemeinsames Konzept zu erarbeiten – so konnte ich doch immer auf seine unbestechliche Solidität und Geradlinigkeit bauen. Durch diese vertrauensvolle Zusammenarbeit und gegenseitige Wertschätzung gelang es in relativ kurzer Zeit, eine leistungsfähige Abteilung mit modernstem Operationstrakt und ein Bettenhaus mit Zweibettzimmern zu erstellen.

Nach meinem Umzug 1979 in die Orthopädische Klinik der St. Vincentius Krankenhäuser Karlsruhe wurde Karl Erich Brinkmann ab dem 01.01.1980 zum Leitenden Arzt der Abteilung Orthopädie-Traumatologie II am SRH Klinikum Karlsbad-Langensteinbach bestellt, der er bis zu seiner Pensionierung am 30.06.2002 vorstand.

Karl Erich Brinkmann war einer der letzten Generalisten in der Generation der Orthopäden und Traumatologen. Dies gilt nicht nur für den operativen Bereich, sondern auch für die konservativen Therapieinhalte unseres Fachgebiets, die er aufgrund seines umfassenden orthopädisch-traumatologischem Repertoires nie aus den Augen verloren hatte. Nur, wer es verstand, auf dem Gebiet der Haltungs- und Bewegungsorgane auf Grund seiner großen Erfahrung die richtigen Therapieentscheidungen zu treffen, konnte sich den nötigen Respekt bei den vielen an der Therapie beteiligten Berufsgruppen verschaffen. Seine Art, ZUHÖREN zu können und dann souverän zu entscheiden, hat viel zu seiner in Fach- und Patientenkreisen hohen Anerkennung und Wertschätzung beigetragen.

Über seine Tätigkeit als Klinikvorstand hinaus war Karl Erich Brinkmann Lehrbeauftragter der Universität Heidelberg für das Fach Orthopädie, über viele Jahre in die Leitung der Krankengymnastikschule des SRH Klinikums Karlsbad eingebunden und mit der Wahrnehmung von Lehraufgaben in der Krankengymnastik und Krankenpflege betraut.

Trotz seiner ausgefüllten Arbeitstage fand er noch Zeit für zahlreiche Publikationen, Vorträge und Kongressbeiträge im In- und Ausland. Erholung war ihm als begeistertem Bergsteiger und Skifahrer der Sport, Entspannung vor allem die Musik und Literatur, die ihn von Kindheit an begleiteten, bis zu seinem Lebensende erfüllten und die Grundlage für einen großen Freundes- und Bekanntenkreis waren, den er um sich zu scharen wusste.

Karl Erich Brinkmann war nicht nur zeitweise mein Schüler, nicht nur mein Nachfolger in der Chefarztposition am SRH Krankenhaus Karlsbad, sondern vor allem auch und was mich mit besonderem Dank erfüllt: mein Freund. Wir haben viele Gespräche über unseren Beruf, über die Umbenennung der DGOT zur DGOOC und schließlich zur DGOU und deren Auswirkung auf die Entwicklung des neuen Facharztes geführt, die nun durch den plötzlichen Tod meines kritischen Freundes beendet wurden.

Er war 1985 Präsident der 33. Jahrestagung der Vereinigung Süddeutscher Orthopäden, wurde nach seinem überaus erfolgreichen Kongress zum Ehrenmitglied ernannt und gehörte seitdem zum „think-trust“ des Vereins. Er hat über viele Jahre hin Aufgaben im Vorstand wahrgenommen und nicht nur damit zum Wohl des Vereins beigetragen.

Mein besonderes Mitgefühl gilt vor allem seinem älteren Bruder Dr. Thomas Brinkmann als Familienvorstand und allen Angehörigen.

Prof. Dr. Karl Rossak

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