Medien - OUP 10/2017

Neue Techniken Fußchirurgie
Hajo Thermann, Springer, Berlin, 2. Auflage 2017, 139 Seiten, über 291 Abbildungen, gebunden, ISBN 9783662527368, 129,99 Euro

Die Fußchirurgie erlebt in den letzten Jahren eine stürmische Entwicklung, was sich in der Herausbildung von spezialisierten Abteilungen für Fußchirurgie an einzelnen Kliniken, aber auch in der Ausprägung hochqualifizierter, international bekannter Experten für die Behandlung von Fußerkrankungen darstellt.

Der jetzt vorliegende Band ist die 2. Auflage der vor ca. 10 Jahren erstmalig erschienenen „Neuen Techniken der Fußchirurgie“ von Prof. Hajo Thermann. Er legt in seinem Vorwort Wert darauf, dass die dargestellten innovativen Techniken erst nach einer wissenschaftlichen Überprüfung der Behandlungsergebnisse in dieser Form veröffentlicht werden sollten. Interessant ist der Aspekt, dass das Problem einer damals sehr schnell vergriffenen 1. Auflage diesmal durch den Umstand der elektronischen Medien nicht mehr auftreten dürfte, da dieses Werk dadurch „ewig“ abrufbar sein sollte.

Immer wieder werden neben den neuen und teilweise sehr innovativen, minimalinvasiven Verfahren auch Hinweise auf die etablierten Standardverfahren gegeben. Man erkennt sofort, dass neuere Techniken sehr oft mit speziellen Implantaten oder Instrumenten verbunden sind, insbesondere auch bei den endoskopischen Möglichkeiten.

Das Buch untergliedert sich in Eingriffe an der Achillessehne, Bänder des Sprunggelenks, Arthroskopien des OSG und USG, den Korrekturen bei Rückfußfehlstellungen, dem Sehnentransfer bei Pes planovalgus, der Endoprothetik des oberen Sprunggelenks einschließlich additiven Sehnentransfers und des Weichteilbalancing. In der Vorfußchirurgie werden herausgestellt der Hallux rigidus und die MTP-1-Arthrose mit einem Extrakapitel, daneben in einem weiteren Kapitel die vielseitigen Verfahren der Vorfußchirurgie zur Behandlung von Spreizfuß, Hallux valgus und auch Kleinzehen-Deformitäten.

Beim Durchblättern dieser zweiten Auflage fallen sofort die zahlreichen exzellenten, z.T. plastischen Schema-Zeichnungen der operativen Verfahren ins Auge, manchmal ergänzt durch arthroskopische Fotos, und sicher zu selten auch Röntgenbilder. Auch Orthesen-Versorgungen werden zeichnerisch dargestellt, das bewahrt Firmenneutralität. Direkte Fotos vom Operationssitus fehlen, wobei allerdings, besonders in der Hand des Erfahrenen, eine schematische Darstellung schneller und klarer operationstechnische Prinzipien erklären kann. Bei allen Darstellungen der operativen Techniken von Fußpathologien fällt immer sofort ein kreativer, innovativer Ansatz ins Auge, der den Erfahrungsschatz des Autors widerspiegelt. Die AMIC-Prozeduren (Autologe Matrix Induzierte Chondrogenese) in den Frühstadien einer Arthrose werden am oberen und unteren Sprunggelenk sowie bei der Arthrose des Großzehengrundgelenks dargestellt. Auch hier wird das Gelenk minimalinvasiv arthroskopisch angegangen. Diese sehr aufwändige AMIC-Prozedur, als Weiterentwicklung der Mikrofrakturierung für die Behandlung von mittelgroßen Defekten, wird sehr ausführlich in ihren Grundsätzen und Indikationen erläutert.

Herausgehoben sind die detailgenauen und zahlreichen Nachbehandlungs-Schemata der einzelnen operativen Maßnahmen, diesen Tabellen sind allein 11 Seiten gewidmet. Das Stichwortverzeichnis ist dagegen eher knapp gehalten, aber in jedem Fall ausreichend, um schnell etwas zu finden. Auf ein Literaturverzeichnis wird ganz verzichtet. Entsprechend der Einleitung des Autors darf man davon ausgehen, dass die dargestellten neuen Techniken seinen persönlichen langjährigen Erfahrungsschatz wiederspiegeln und von ihm selbst wissenschaftlich überprüft wurden.

Zusammengefasst stellt das Buch ein Füllhorn von sehr kreativen und minimal-invasiven Operationsverfahren dar, aber auch etablierten und überprüften Standardverfahren mit sehr detailgenauen Operationsanleitungen, exakten Darstellungen der verwendeten Instrumente, mit einem insgesamt positiven Grundtenor der operativen Erfolge. Dem Autor ist anzurechnen, dass er die „fußchirurgische Welt“ an seinem über Jahre erworbenen Wissen teilhaben lässt. Der vorliegende kompakte Band ist informativ, besonders für den fußchirurgischen Spezialisten, der schon einige Jahre in dieser Materie tätig ist, bietet aber auch dem chirurgischen Einsteiger eine schnelle Übersicht in die Komplexität in der Behandlung von Fußpathologien und zeigt, welche Möglichkeiten es heute gibt. Sicherlich gehört auch dieses Buch in die Bibliothek einer Klinik oder Praxis mit orthopädisch-traumatologischem Fußschwerpunkt.

Burkhard Mai, Kassel

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