Informationen aus der Gesellschaft - OUP 02/2023

Reisebericht USA – Travel Fellowship 2022

Nachdem das USA-Reisestipendium der VSOU aufgrund der Corona-Pandemie 2020 abgebrochen und 2021 ausgesetzt werden musste, waren wir, Dr. Lukas Heilmann (Münster/Hamburg) und Dr. Janina Leiprecht (Ulm/Markgröningen), nun die Glücklichen, die das Reisestipendium nach Wiedereröffnung antreten durften. Das Travel Fellowship führte uns vom 28.02.–27.03.2022 an die Mayo Clinic (Rochester, MN) über das HSS (New York City, NY) zur American Academy of Orthopaedic Surgeons (AAOS) in Chicago, IL.

Nachdem wir uns bereits 2020 auf einen Stipendienplatz beworben hatten, das Programm jedoch aufgrund der Covid-19-Einschränkungen ein Jahr ausgesetzt werden musste, freuten wir uns natürlich umso mehr über die positive Rückmeldung, für die Reise 2022 ausgewählt worden zu sein. Parallel zu den logistischen Organisationen mussten im Vorfeld umfangreiche Nachweise über Gesundheitszustand, (Führungs-)Zeugnisse und Dokumentation der Verhaltenskodexe der amerikanischen Kliniken erbracht werden, wobei uns die Kollegen der Mayo Clinic und des HSS unter Schirmherrschaft der Gastgeber Dr. Daniel Berry und Dr. Friedrich Boettner stets hilfreich zur Seite standen.

28.02.–09.03.2022: Mayo Clinic, Rochester, Minnesota

Unser Fellowship startete in Rochester, Minnesota. Die 120.000-Einwohner-Stadt ist vor allem geprägt durch die Mayo Clinic und ihre unzähligen Gebäude sowie umliegende Hotels zur Unterbringung von Patientinnen und Patienten, Angehörigen und Gastärztinnen und -ärzte. Bei den von Einheimischen als „Frühjahrstemperaturen“ beschriebenen –15° C waren wir hier sehr dankbar über das insgesamt 37 km lange Netz aus Untergrundgängen und „Skyways“, welches im Zentrum der Stadt u.a. die Klinikgebäude miteinander verbindet.

Nach einem sehr herzlichen Willkommen und einer Führung durch die Gebäude durch Meghan Culverson, welche bereits im Vorfeld eine sehr kompetente Ansprechpartnerin für die Organisation unseres Besuchs gewesen war, wurden wir zu unseren Wunsch-Hospitationen begleitet. Während Janina Leiprecht im Bereich der Sportorthopädie unter Organisation von Dr. Aaron Krych Einblick in die Arbeit der Mayo Clinic gewinnen konnte, durfte Lukas Heilmann unter Leitung von Dr. Joaquin Sanchez-Sotelo die Schulter-, Ellenbogen- und Handchirurgen sowie die Traumatologen in ihrem Alltag begleiten. Neben den Grand Rounds, Sprechstunden und operativen Eingriffen beinhalteten unsere individuellen Stundenpläne auch die Teilnahme an den für die Ausbildung der Residents eingerichteten Cadaver-Labs oder eine Führung durch die Arbeitsstätten der Ingenieure, Technischen Zeichner und Biomechaniker des Hauses.

Insbesondere die Ausbildungsstruktur der „Residents“ und „Interns“, welche im Dreimonatsrhythmus einem Oberarzt und seinem Physician Assistant zugeteilt sind und in den ersten Assisistenzjahren nachmittags für Unterricht, Forschung und dem Erlernen von OP-Techniken an Leichenpräparaten freigestellt werden, war für uns sehr beeindruckend. Auch die Verfügbarkeit unzähliger Instrumentarien, die zum Teil in den hauseigenen Werkstätten angefertigt werden oder von den ständig anwesenden Firmenvertretern mitgebracht und angeleitet werden, die Inklusion nahezu aller medizinischer Vorgehensweisen in unterschiedlichste Projekte der Forschungsassistentinnen und -assistenten und die stets vorhandenen Allografts in vielfältigster Weise unterschied sich doch deutlich von der uns bisher bekannten Praxis.

Auch Abendprogramm war Teil der Stundenpläne – sodass wir bspw. unsere offiziellen Hosts, Dr. Daniel Berry und Dr. Michael Yaszemski, zwei beeindruckende Persönlichkeiten und von ihren Kollegen herzlich bezeichneten „Royal Dinosaurs of the Mayo Clinic“ im Rochester Country Club näher kennen lernen durften.

10.–21.03.2022: Hospital for Special Surgery (HSS), New York City

Am 09.03.2022 ging es dann nach einem letzten Vormittag und Abschied in der Mayo Clinic über den Flughafen in Minneapolis nach New York City, wo es am nächsten Morgen im HSS weiterging. Helen Lopez, die Vertreterin des Education Departments, erwartete uns bereits mit kleinen Willkommensgeschenken und speziellen “Gäste-Scrubs”, die wir auf dem Klinikgelände verwenden konnten. Auch im HSS erwartete uns eine enorme Gastfreundschaft, nicht nur von unserem Gastgeber Dr. Friedrich Boettner, sondern der gesamten Klinikbelegschaft, denen wir in den OP-Trakten oder Sprechstunden begegneten. Ganz gemäß dem Motto „The City that never sleeps“ gehören in New York auch elektive Eingriffe am Wochenende zur Routine – zumeist als ambulante Versorgung, selbst bei vergleichbar größeren Eingriffen wie endoprothetischem Gelenkersatz. Auch Einblicke in die technischen Neuerungen der roboterassistierten Endoprothetik, sowie verschiedenen zur primären Kreuzbandreparatur entwickelten Techniken wurde uns vorgestellt.

Wie bereits in der Mayo Clinic wurde auch in New York Wert auf die Freizeitgestaltung der deutschen Gäste gelegt – neben dem offiziellen Dinner waren wir so beispielsweise bei Friedrich Boettners Familie in den eigenen 4 Wänden eingeladen oder zu einem Konzert in der legendären Carnegie Hall. Nach knappen 2 Wochen in Manhattan reisten wir am 21.03.2022 nach Chicago.

22.–27.03.2022: American Academy of Orthopaedic Surgeons (AAOS), Annual Meeting, Chicago, Illinois

Nach den vorbeschriebenen 2 lehrreichen Hospitationen an den renommierten Kliniken fand das Reisestipendium in Chicago mit dem AAOS Kongress seinen 3. Reisepunkt – bei dem aufgrund der aufgehobenen Corona-Maßnahmen auch maskenfrei etwa 30.000 Teilnehmer in Chicago’s McCormick Place vertreten waren, um Neuestes und Altbewährtes aus Orthopädie/Unfallchirurgie zu begutachten. Auch hatten wir die Möglichkeit, hier die bekannten Gesichter aus der Mayo Clinic und dem HSS wiederzusehen, sodass der Kongress einen rundum gelungenen Abschluss unserer Reise darstellte.

Zuletzt möchten wir einen großen Dank aussprechen an die VSOU. Zunächst selbstverständlich für die Auswahl und das Ermöglichen dieser einmaligen Chance, aber auch für die Erreichbarkeit und Unterstützung bei der Planung unserer Reise, allen voran Frau Prof. Dr. Meurer. Ebenfalls möchten wir uns bei unseren Kliniken, Herrn Prof. Dr. Frosch, Herrn Prof. Dr. Raschke und Herrn Prof. Dr. Reichel für ihre Unterstützung bedanken. Das Reisestipendium war für uns eine lehrreiche und wertvolle Erfahrung. Außerdem möchten wir weitere junge Kolleginnen und Kollegen ermutigen, sich für die kommenden Fellowships zu bewerben, um diese großartige Erfahrung machen zu können und Teil eines stets wachsenden Netzwerkes zu werden.

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