Medien - OUP 05/2012

Rückenschmerz und Lendenwirbelsäule
Jan Hildebrandt, Michael Pfingsten (Hrsg.): Rückenschmerz und Lendenwirbelsäule. Interdisziplinäres Praxisbuch entsprechend der Nationalen VersorgungsLeitlinie Kreuzschmerz. Mit dem Plus im Web. Zugangscode im Buch. 2. überarbeitete Auflage. Elsevier, Urb

Die beiden Herausgeber Hildebrandt und Pfingsten haben sich über viele Jahre einen Namen im Bereich Rückenschmerz gemacht. Wir haben von ihnen gelernt, dass insbesondere auch psychologische und soziale Faktoren beim Rückenschmerz — der ein komplexes Problem mit oft sehr schwierigem Beschwerdebild und durchaus auch manchmal leider erheblicher Chronifizierung ist — eine große Rolle spielen.

Dieses Buch ist im besten Sinne interdisziplinär und topaktuell, insbesondere weil es sich auch an der Nationalen VersorgungsLeitlinie Kreuzschmerz orientiert. Gerade beim Rückenschmerz sind evidenzbasierte Therapien wichtig, denn eine Vielzahl von nicht immer nachvollziehbaren Behandlungen wird gerade hier propagiert.

Das Buch vermittelt den aktuellen Wissenstand aus interdisziplinärer Sicht über Epidemiologie, Anatomie, Biomechanik, Schmerzentstehung, psychologische und psychosomatische Faktoren. Die gesamte Diagnostik wird gründlich bearbeitet, insbesondere auch das multimodale Vorgehen. Krankheitsbilder werden einzeln dargestellt und auf Schmerzen bei Kindern und in der Schwangerschaft mit ihrer Diagnostik und Therapie wird hier eingegangen, was sich nicht überall so leicht findet. Verdienstvoll ist, dass die konservative Therapie auch wirklich gut dargestellt wird mit nichtmedikamentösen, nicht-invasiven Verfahren, Bewegungs- und Verhaltenstherapie. Aber auch natürlich die oft wichtigen medikamentösen Behandlungen, die operativen Verfahren und der Zusammenhang zu den multimodalen Therapien, insbesondere auch der Schmerztherapie, werden hier in den richtigen Zusammenhang gestellt und finden ihren Platz und Stellenwert. Das Kapitel Prävention und der Abschnitt Gesamtmanagement und Versorgungskoordination sind dankenswerterweise auch vorhanden, denn auch hier bestehen bei manchen Büchern Lücken.

Natürlich bietet das Buch auch die Möglichkeit online zu arbeiten. Mit dem speziellen Code kann man 12 Monate kostenlos online auf die Abbildungen und den Buchinhalt zugreifen.

Gut an dem Buch ist, dass man sich gezielt einzelne Kapitel vornehmen kann, mit denen man sich gerade beschäftigen möchte. Der Kliniker wird sich vielleicht eher klinische Krankheitsbilder vornehmen, der Kollege in der niedergelassenen Praxis eventuell andere Schwerpunkte setzen. Dies geht problemlos. Man kann das Buch auch gut als Nachschlagewerk für bestimmte Fragestellungen nutzen. Das Register ist gut und hilfreich. Die Qualität der Abbildungen, Grafiken und Tabellen sind ebenfalls hervorragend.

Besonderer Wert wird auch darauf gelegt, dass Patienten mit Rückenschmerzen in der Regel eine körperliche Dekonditionierung in Form von Muskelschwächen, Koordinationsstörungen, Ausdauerdefiziten und Einschränkung in der Beweglichkeit der Wirbelsäule haben. Nicht nur wir haben in unserer multimodalen Schmerztherapie und bei unserer Behandlung des Rückenschmerzes sehr gute Erfahrungen damit gemacht, dass man im Interesse nicht nur der Patienten, sondern auch der Behandler dringend eine interdisziplinäre Zusammenarbeit braucht. Dieses Buch gibt viele Hilfen dazu, um dies erfolgreich umsetzen zu können.

Wer sich mit dem Rückenschmerz beschäftigt, sollte dieses Buch in seinem Regal haben und immer wieder darin nachschlagen und lesen.

W. Siebert, Kassel

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