Medien - OUP 03/2018

Rückfußchirurgie
Desiderius Sabo, Stefan Rammelt (Hrsg.), Springer-Verlag, 2018, 372 Seiten, ca. 220 Abb., ISBN 9783662553428, 89,99 Euro

Die Fußchirurgie als Subspezialisierung in der Orthopädie und Unfallchirurgie hat in den letzten 20 Jahren eine stürmische Entwicklung genommen. Obwohl der Fuß als Ganzes betrachtet werden muss, hat sich in der Praxis doch ein Trend entwickelt, den Rückfuß mit seinen größeren Knochen und der ersten Lastaufnahme beim Gehen von dem eher filigranen Vorfuß mit seiner handähnlichen Anatomie zu unterscheiden. Wobei Operationen am Vorfuß oft ambulant durchgeführt werden können, sind rekonstruktive Maßnahmen am Rückfuß einschließlich der Endoprothetik oft stationären Aufenthalten vorbehalten. Dieses Buch greift diese besonderen Herausforderungen auf. Die beiden Herausgeber haben viele in Deutschland bekannte und namhafte Autoren und Autorinnen motiviert, ihre Erfahrungen in jeweils eigenen Kapiteln in dieses Werk einfließen zu lassen.

Beim ersten Durchblättern fällt einem sofort die reichhaltige Bebilderung ins Auge, schwarz-weiße Röntgenbilder und CT-Abbildungen, aber auch sehr gute, plastische Farbwiedergaben vom operativen Situs, auch farbige anatomische Zeichnungen und Tabellen mit markanten Einteilungen und Handlungsbäumen.

Folgende Kapitel seien hier besonders herausgestellt: Im ersten Teil wird sehr umfassend die funktionelle Anatomie und klinische Untersuchung dargestellt, einschließlich biomechanischer Überlegungen zur Belastung. Daran schließt sich eine Übersicht über die Möglichkeit der Bildgebung an, vom Röntgen bis hin zum SPECT-CT. Wie es sich chronologisch gehört, werden auch in einem eigenen Kapitel die Möglichkeiten der konservativen Behandlungen von Rückfußpathologien vorangestellt mit den Gesichtspunkten der Einlagen und Orthesenversorgung. Dazu gibt es eine sehr schöne Tabelle mit einer großen Übersicht über Behandlungsempfehlungen, welche bei führenden Kongressen entwickelt worden sind.

Das Thema kongenitale Klumpfußdeformitäten wird sehr detailliert behandelt, ebenso der Pes planovalgus juveniles, beide mit allen sehr anspruchsvollen, konservativen, aber auch operativen Maßnahmen. Die Übersicht über die Methoden des Sehnentransfers weist auch zur Vorfußchirurgie hin.

Naturgemäß werden alle Verfahren von Rückfußarthrodesen mit ihren operationstechnischen Schwierigkeiten, Komplikationen und Ergebnissen besprochen. An den Spezialisten wendet sich das Kapitel über die Behandlungsprinzipien von Tumoren. Zudem wird die sehr häufige Pathologie der Fersenenthesiopathien abgehandelt, auch mit dem Hinweis auf minimalinvasive Verfahren beim Haglund-Syndrom und dem plantaren Fersensporn. Daran schließt sich das Kapitel über die Behandlung der Achillessehnenruptur an.

Die Behandlung der Frakturen des Rückfußes umfasst die Akutversorgung mit Osteosynthesen, aber auch die Korrektur von fehlverheilten, posttraumatischen Zuständen. Nochmal neu aufgegriffen und beschrieben wird die minimalinvasive Achsenkorrektur des Calcaneus. Die aufgeführten Korrekturosteotomien reichen von den supramalleolären Osteotomien über die Malleolen selbst bis zum Talus und Calcaneus. Gegenübergestellt werden die Alternativen der Endoprothetik des oberen Sprunggelenks und die der Arthrodese. In Zusammenhang mit der hochgradigen Pathologie des Charcot-Fußes wird in dem Anschlusskapitel auf Amputationen eingegangen, wobei aber auch die distale Exartikulation einzelner Strahlen mit aufgeführt wird.

Der Kreis schließt sich mit den Möglichkeiten der Hilfsmittel und Schuhversorgung. Im Zeichen erhöhter wirtschaftlicher Belastung von ambulanten Operationseinheiten und Krankenhäusern werden die Möglichkeiten der Abrechnung, DRG-Systeme mit ICD und OPS und der GOÄ dargestellt, auch hier ergeben sich viele wertvolle Anregungen.

Das Buch wird am Anfang eingerahmt von dem Autorenverzeichnis, jeweils mit der E-Mail-Kontaktadresse, und am Ende vom ausführlichen Stichwortverzeichnis. Literaturangaben sind von den einzelnen Autoren jeweils am Ende ihrer Kapitel aufgeführt.

Zusammengefasst handelt es sich um eine sehr umfassende Darstellung konservativer, aber insbesondere natürlich chirurgischer Maßnahmen aller Rückfußpathologien, immer wieder auch zu Maßnahmen am Vorfuß hinführend, die vor allem den chirurgisch tätigen Ärzten und Ärztinnen der Orthopädie und Unfallchirurgie ganz viele Anregungen vermittelt. Man muss den Herausgebern Dank zollen, dass es gelungen ist, die Autoren und Autorinnen zu diesem nützlichen Buch mit tiefgreifender Darstellung zusammengeführt zu haben. Das Werk sollte in keiner fußchirurgischen Bibliothek fehlen.

Burkhard Mai, Kassel

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