Medien - OUP 10/2018

Schmerzerkrankungen des Bewegungssystems
Kay Niemier, Wolfram Seidel, Matthias Psczolla, Wolfgang Ritz, Jan Holger Holtschmit, Anke Steinmetz (Hrsg.), de Gruyter Verlag, 2018, XXI, 456 Seiten, 130 Abbildungen, gebunden, ISBN 9783110495249, 99,95 Euro

Das orthopädische Fachgebiet hat sich immer mehr der operativen Therapie zugewandt, was sich auch in dem Ausbildungscurriculum niederschlägt. Die konservativen Möglichkeiten speziell bei Schmerz- und Funktionserkrankungen des Bewegungsapparats werden in operativ orientierten Akutkrankenhäusern häufig nicht ausgeschöpft. Multimodale Ansätze sind hier gefordert, die ein enges Zusammenspiel verschiedener Berufsgruppen verlangen: Orthopäde, Schmerzmediziner, Neurologe, Psychologe, Internist und unterschiedlichen Therapeuten bei der Diagnostik und komplexen Therapie. Ziel ist u.a., eine Chronifizierung der Erkrankung zu vermeiden. Dabei ist die individuelle Situation jedes einzelnen Patienten einschließlich seines Umfelds zu berücksichtigen. Entscheidend für das Gelingen ist die aktive Einbeziehung, Aufklärung und Edukation des Patienten. Das Werk wendet sich aber nicht nur an die behandelnden Berufsgruppen, sondern gibt auch Informationen zur Abrechnung der Leistungen mit Hinweisen für Controller sowie Krankenkassen und den Medizinischen Dienst der Krankenkassen.

Das gebundene Buch mit 456 Seiten ist in 6 Teile mit insgesamt 35 Kapiteln gegliedert. Themen sind zunächst Krankheitsbilder und Schmerzerkrankungen des Bewegungssystems sowie die allgemeine Versorgungslage. Die Grundlagen der multimodalen interdisziplinären Komplexbehandlung werden erläutert und dann auf Diagnostik, Therapie und spezielle Verfahren eingegangen. Vielseitige Aspekte werden aus den verschiedenen Sichtweisen der einzelnen Disziplinen beleuchtet und strukturierte Diagnostik sowie 4 Behandlungspfade erarbeitet. Nicht nur die klinischen, funktionellen, apparativen und psychologischen diagnostischen Möglichkeiten werden dargestellt, sondern auch die Interpretationsmöglichkeiten der einzelnen Verfahren. Ein Schwerpunkt sind Teambesprechungen, individualisierte multimodale Therapieansätze und Behandlungspfade. Jedes Kapitel bietet weiterführende Literatur an, ausführliche Autoren-, Abkürzungs- und Stichwortverzeichnisse runden das Buch ab.

Dieses Werk beschreibt nicht nur das Prinzip und die Ausarbeitungen der Arbeitsgemeinschaft nicht-operativer orthopädischer manualmedizinischer Akutkliniken e.V. (ANOA), sondern darüber hinaus auch politische und vergütungstechnische Aspekte. Es kann als Gundlagenwerk für die konservative multimodale Therapie auch zur Vermeidung und Behandlung einer Chronifizierung von schmerzhaften und funktionellen Erkrankungen des Bewegungsapparats verstanden werden und sollte in keiner orthopädischen Abteilung fehlen.

Sabine Mai, Kassel

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