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ÜBERSICHTSARBEITEN
Ausgabe: 01/2023 - Alexander Schuh - Philipp Koehl
Lumbaler Bandscheibenvorfall

Zusammenfassung: Lumbale Bandscheibenvorfälle finden sich bei Gesunden kernspintomographisch bei 20–30% der unter 60-Jährigen und bei 60% der über 60-Jährigen. Je nach Lokalisation kann der lumbale Bandscheibenvorfall Kreuzschmerzen und/oder Beinschmerzen verursachen. Eine subtile Anamnese und körperliche bzw. neurologische Untersuchung führt häufig zur korrekten Verdachtsdiagnose, die im MRT bestätigt wird. Wichtig ist das Beachten von Differenzialdiagnosen, red flags und die Korrelation des MRT-Bildes mit den klinischen Befunden. Stadiengerecht kann zunächst eine konservative Therapie durchgeführt werden. Ein wichtiger Baustein ist die CT- bzw. Bildwandler gesteuerte transforaminale Injektion von Medikamenten an die Nervenwurzel (periradikuläre Therapie, PRT). Leitliniengerecht stellt das Kaudasyndrom mit Paraparese, Blasen- und Mastdarmstörungen, die auf eine Kaudakompression zurückzuführen sind, progrediente und akut aufgetretene funktionell relevante Paresen vom Kraftgrad ?3/5 eine OP-Indikation dar.

Schlüsselwörter: Lendenwirbelsäule, Bandscheibenvorfall, Schmerztherapie, Injektion, Operationsindikation

Summary: Lumbar disc herniations are found in healthy people in 20–30% of the under 60 year olds and in 60% of the over 60 year old population. Depending on the location, lumbar disc herniation can cause lower back pain and/or leg pain. A subtle medical history and physical or neurological examination often lead to the correct suspected diagnosis, which is confirmed by MRI. It is important to consider differential diagnoses, red flags and the correlation of the MRI image with the clinical findings. Depending on the stage, conservative therapy can be carried out first. An important component is the CT or X-ray image-guided transforaminal injection of medication to the nerve root (periradicular therapy, PRT). In accordance with the guidelines, caudae syndrome with paraparesis, bladder and rectum disorders that can be traced back to caudate compression, progressive and acute functionally relevant pareses with a severity level of ?3/5 represent an indication for surgery.

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Ausgabe: 05/2023 - Carolin Meyer - Christian Wille
Management neuropathischer Schmerzen

Zusammenfassung: Schmerzen sind Leitsymptom zahlreicher Erkrankungen. Patientinnen und Patienten mit chronischen Schmerzen weisen ein besonders hohes Risiko für individuelle, aber auch soziale und gesellschaftliche Folgebelastungen auf. Bewusstsein und Wissen über die Pathomechanismen chronischer Schmerzverläufe, die Bedeutung neuropathischer Schmerzen als Folge einer Chronifizierung sowohl für die Patientin/den Patienten selbst als auch für die Gesellschaft und deren Therapieresistenz sind in der ärztlichen Profession weiterhin erstaunlich unterentwickelt. Dies führt in der Praxis zu Unterversorgung und jahrelangen Leidenswegen einerseits und zu ineffizienter Positivsymptome und Übertherapie andererseits. Aus pathophysiologischer Sicht gilt, dass jeder Schmerzzustand – unabhängig von der Ursache – je nach Dauer und Intensität strukturelle und funktionelle Veränderungen in schmerzleitenden, -verarbeitenden und -kontrollierenden Nervensystemanteilen nach sich ziehen kann. Es resultieren Schmerzsyndrome, die mit fortschreitender Chronifizierung neuropathische Komponenten erwerben und sich zunehmend therapieresistent gegenüber konventionellen Therapiemaßnahmen verhalten. Die erste große Herausforderung besteht darin, neuropathische Schmerzkomponenten zu erkennen, um eine adäquate Diagnostik zu veranlassen. Die zweite beinhaltet, zeitgerecht eine aussichtsreiche Therapie einzuleiten und weiterer Chronifizierung entgegenzuwirken. Allenfalls jede/r dritte Betroffene mit chronisch neuropathischen Schmerzen ist mit konservativen Therapiemaßnahmen wie medikamentöser Therapie, psycho-, physio- und ergotherapeutischer Behandlung langfristig zufriedenstellend behandelbar. Verschiedene interventionelle Ansätze haben nachgewiesen kurz-, mittel- aber auch langfristig effektive Behandlungsergebnisse gezeigt. Methoden der modernen minimalinvasiven, neuromodulativen Schmerztherapie wie die Spinal Cord Stimulation (SCS) und die Neurostimulation des Spinalganglions (DRG) stellen zusätzliche effektive Optionen dar, sowohl in Bezug auf die individuelle Schmerzlinderung, Verbesserung der Lebensqualität als auch hinsichtlich der (Folge-)Kosten.

Summary: Pain appears to be a leading symptom of many diseases. Patients suffering from chronic pain are of high risk to develop comorbidities coming along with profound personal- and social disadvantages. Knowledge and awareness about pathomechanisms leading to chronic pain, the individual and social consequences of neuropathic pain as result of chronification as well as its high prevalence of therapy resistance are still not common amoung medical professionals. In daily practice patients are either subject to medical neglect in years of suffering or over-diagnosed and -treated. Pathophysiologically every pain condition depending on duration und intensity and independent from origin will provoke ongoing structural and functional changes in pain-conducting, -processing and -controlling parts of the nervous system. The resulting pain syndromes, which acquire neuropathic features along the chronification process, exhibit increasing resistance to conventional therapies.To recognize neuropathic pain components, in order to initiate correct diagnostics appears to be the first challenge. The second challenge includes the timely initiation of the correct therapy, in order to prevent further chronification. Only a third of the patients suffering from chronic neuropathic pain can be treated sufficiently using conservative strategies as medicated therapy, psycho-, physio- or occupational therapy in the long run. Different interventional treatment strategies have proven to be effective on short-, middle- or long-term outcome. Modern, minimally invasive methods of neuromodulation as spinal cord stimulation (SCS) and dorsal root ganglion stimulation (DRG) represent additional and effective options for pain management regarding individual improvement of pain and quality of life as well as the entailing costs.

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Ausgabe: 03/2023 - Ralph Kayser - Antje Lange
Manuelle Diagnostik und Therapie von Funktionsstörungen der oberen Halswirbelsäule und die Rolle von „Atlasfunktionsstörungen“

Einführung:Bei zahlreichen Angeboten zur Erlernung manualmedizinischer Diagnostik- und Behandlungstechniken spielt die Region der oberen Halswirbelsäule als eine der Schlüsselregionen schulübergreifend eine zentrale Rolle. Insbesondere Impulstechniken, unter anderem auch am ersten Halswirbel, werden jedoch unterschiedlich bewertet und in das therapeutische Konzept eingebunden. FragestellungEs soll die Frage beantwortet werden, ob und in welchem Maße aus praktischer manualmedizinisch ärztlicher und manualtherapeutisch physiotherapeutischer Sicht, aber auch nach evidenzbasierten wissenschaftlichen Kriterien eine Sonderrolle der Behandlung von Kopfgelenksstörungen unter besonderer Würdigung einer speziellen „Atlastherapie“ begründbar ist. Material und Methoden:Um diese Frage zu beantworten, fanden sich die Autorinnen und der Autor zusammen, um ihre Erfahrungen zu berichten und mit Fallbeispielen zu illustrieren. Eine wissenschaftliche Bewertung, eine Einordnung in aktuelle Lehrkonzepte der manuellen Medizin und manuellen Therapie und ein Abgleich mit ggf. vorhandenen Behandlungsempfehlungen und Leitlinien fand ebenfalls statt. Ein Autorenkonsensus verschiedener Berufsgruppen wurde erarbeitet. Ergebnisse:Die meisten praktisch tätigen Manualmedizinerinnen/Manualmediziner und Manualtherapeutinnen/Manualtherapeuten favorisieren eine zentrale Rolle der Kopfgelenke. In den Lehrkonzepten werden gesonderte Diagnostik- und Behandlungstechniken vermittelt und geübt. Zentrales Korrelat der Behandlung von Funktionsstörungen im Bereich der oberen Halswirbelsäule, insbesondere im Bereich der Kopfgelenke der Segmente C0/1 bis C2/3, ist die Reizapplikation in eine Region hoher Rezeptorendichte und die resultierende neurophysiologische Reflexantwort. Weiche Techniken und Impulstechniken sind hierbei gleichermaßen wirksam. Eine besondere Berücksichtigung der „Atlasregion“ als zentrales Regulativum der Kopfgelenksregion kann in der praktischen Tätigkeit sinnvoll sein. Wissenschaftliche Beweise für eine isolierte Betrachtung der Region fehlen. Eine Röntgendiagnostik ist ausschließlich aus differentialdiagnostischen Überlegungen heraus mit strenger Indikationsstellung zu erwägen. Schlussfolgerung:Die manuelle Diagnostik und Behandlung von Funktionsstörungen der Kopfgelenke ist sinnvoll und hocheffektiv. Die Rolle von „Atlasfunktionsstörungen“ sollte innerhalb etablierter Lehrkonzepte der Manuellen Medizin betrachtet werden. Ein hohes Maß an palpatorischer Erfahrung ist für die Diagnostik und Behandlung atlasassoziierter Funktionsstörungen erforderlich. Eine isolierte „Atlasbehandlung“ außerhalb dieses Kontextes kann nicht empfohlen werden. Schlüsselwörter: Manuelle Medizin, manuelle Therapie, Kopfgelenke, Atlastherapie

Introduction: The area of the upper cervical spine, as one of the key areas, plays a central role in numerous offerings for learning manual medical diagnostic and treatment techniques. However, HVLA (high velocity low amplitude)-techniques, in particular those on the first cervical vertebra, are evaluated differently and integrated into the therapeutic concept. Question: The aim of this article is to answer the question of whether and if so to what extent a special treatment of upper cervical joint disorders can be justified from a practical manual medical and manual physiotherapeutic point of view, but also according to evidence-based scientific criteria, with an explicit focus on a special „atlas therapy“. Material and methods: In order to answer this question, the authors got together to report on their experiences and to illustrate them with case studies. A scientific evaluation, a classification into current teaching concepts of manual medicine and manual therapy and a comparison with any existing treatment recommendations and guidelines also took place. A consensus of authors from various professional groups was developed. Results: Most practitioners of manual medicine and manual therapy favor a central role for the upper cervical spine. In teaching concepts, separate diagnostic and treatment techniques are taught and practiced. The main correlating anatomic structures of the transitional area between upper cervical spine and head (segments O/C1 to C2/3) are equipped with a high density of receptors. By the application of stimuli in this area a neurophysiological reflex response is obtained. Soft techniques and HVLA techniques are equally effective in this respect. A special consideration of the „atlas region“ as the central regulator of the cervical area can be useful in practical work. Scientific evidence for an isolated view of this area is lacking. X-ray diagnostics should only be considered out of differential diagnostic considerations with a strict indication. Conclusion: The manual diagnostic and treatment of functional disorders of the upper cervical spine is useful and highly effective. The role of „atlas dysfunctions“ should be considered within established teaching concepts of manual medicine and is then very useful. A high degree of palpatory experience is required for the diagnostic and treatment of atlas-associated functional disorders. An isolated “atlas treatment” outside of this context cannot be recommended.Keywords: Manual medicine, manual therapy, head joints, atlas therap

Citation: Kayser R, Lange A, Fünfgeld L: Manual diagnostic and treatment of functional disorders of the upper cervical spine and the role of „atlas dysfunctions“OUP 2023; 12: 106–112. DOI 10.53180/oup.2023.0106-0112

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Ausgabe: 04/2023 - Jörg Jerosch
Nicht jeder dorsale Fersenschmerz ist eine Haglundexostose

Zusammenfassung: Bei der Abklärung des dorsalen Fersenschmerzes ist auf das Vorhandensein einer Achillessehnenenthesiopathie zu achten. Diese ist unbedingt von einer Haglundexostose zu unterscheiden. Ist eine dorsale Achillessehnenenthesiopathie vorhanden, so ist diese in der Regel die Ursache für die Beschwerden und sollte operativ entfernt werden.

Summary: The differential diagnosis of posterior heel pain includes the achilles tendon enthesiopathy. This needs to be differentiated from a Haglund exostosis. If an enthesiopathy of the achilles tendon is present, this is usually the reason for the pain and should be resected surgically.

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Ausgabe: 02/2023 - Steffen Schröter - Atesch Ateschrang
Osteochondrale Läsionen des Talus

Zusammenfassung: Osteochondrale Läsionen kommen häufig im Zuge einer akuten Sprunggelenksdistorsion vor, wohingegen die Ursache der Osteochondrosis dissecans immer noch diskutiert wird. Die konservative Therapie kann bei Zufallsbefunden, insbesondere im Kindesalter, realisiert werden. Kommt es zu Beschwerden oder besteht der Verdacht, dass es sich um instabile osteochondrale Fragmente handelt, sollte die operative Intervention erfolgen. Wenn möglich sollte dem Erhalt des ursprünglichen osteochondralen Herdes der Vorzug gegeben werden. Operativ stehen unterschiedliche Optionen zur Verfügung, wobei es keinen therapeutischen Goldstandard gibt, da die bisherige Studienlage wegen geringer Fallzahlen und verhältnismäßig kurzer Beobachtungszeiten Interpretationseinschränkungen mit sich bringt.

Summary: Osteochondral lesions of the talus are often caused by ankle sprains. There is still an ongoing discussion concerning the differentiation of osteochondritis dissecans who are thought to be the result of repetitive micro trauma or vascular disturbances. Surgical intervention is recommended for mobile osteochondral fragments. Surgical options should aim to restore the original fragment. Different surgical options are available whereas there is still no gold standard identifiable.

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Ausgabe: 06/2023
Periprothetische Frakturen des Humerus

Zusammenfassung: Die Inzidenz periprothetischer Humerusfrakturen (PPHF) nimmt aufgrund des demografischen Wandels und der zunehmenden Implantation von Schulterprothesen stetig zu. Weder über die Einteilung noch über die optimale Versorgungsstrategien dieser Frakturen besteht allerdings ein Konsens. Während Frakturen im Bereich der Tuberkel und distal des Prothesenschaftes auch konservativ behandelt werden können, sofern der Schaft stabil sitzt, zeigen sich für die übrigen Frakturentitäten hohe Pseudarthroseraten unter nicht-operativer Therapie. Nachdem prä- oder intraoperativ ein gelockerter Prothesenschaft festgestellt wurde, wird weitgehend ein Wechsel des Implantates auf einen Langschaft, der die Fraktur suffizient überbrückt, empfohlen. Bei einer festsitzenden Prothese kann bevorzugt die osteosynthetische Versorgung mit winkelstabilen Plattensystemen erfolgen, da hier einheitlich über die höchste Frakturheilungsrate berichtet wird. Grundsätzlich handelt es sich bei der Frakturversorgung von PPHF jedoch um einen hochkomplexen Sachverhalt, der prä- und intraoperativ eine sorgfältige Abwägung verlangt und neben der Frakturlokalisation insbesondere die Stabilität der Prothese, aber auch individuelle Aspekte, berücksichtigen sollte.

Summary: The incidence of periprosthetic humeral fractures (PPHF) is trending upwards subject to rising total numbers of shoulder arthoplasties and the demographic ageing. Nonetheless, there is no consensus neither about classification nor the optimal treatment algorithm. Nondisplaced fractures of the tubercles or distally to the stem can be treated non-operatively when the arthroplasty is well-fixed. Conservative treatment in general though is associated with a high percentage of non-unions. For stable implants with sufficient bone stock, a fixed angle plate osteosynthesis can be performed, which yields the highest union rates overall. Whenever the stem is loose and/or the bone quality is poor, a revision arthroplasty has to be performed. In general, treatment of PPHF is a very complex situation which requires surgeons to take the fracture, the integrity of the stem and individual circumstances into consideration.

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Ausgabe: 06/2023 - Francisco F. Fernandez - Alexander N. Herzog
Posttraumatische cubitale Deformitäten bei Kindern und Jugendlichen

Zusammenfassung: Die Fraktur im Bereich des distalen Humerus ist nicht nur ein der am häufigsten vorkommenden, sondern auch das komplikationsträchtigste Skelettaltrauma im Kindesalter. Prozentual stammt nur ein geringer Anteil des gesamten Oberarmwachstums aus den Wachstumsfugen im Bereich des distalen Humerus. Die relativ niedrige Wachstumspotenz erlaubt nur einen sehr begrenzten Remodellierungsprozess, der kaum spontane Korrektur der posttraumatischen Deformität ermöglicht. Die posttraumatische Deformität des distalen Humerus ist nicht nur ein anatomisches, oder wie öfters initial subjektiv wahrgenommen, gar ein kosmetisches Problem. Die unphysiologische Veränderung der Geometrie verursacht häufig auch funktionelle Defizite des Ellenbogengelenkes, die langfristig zusätzlich mit einer sekundären Instabilität einhergehen. Daher ist das Wiederherstellen der anatomischen Geometrie des distalen Humerus durch eine supracondyläre Umstellung hier der zielführende Therapieansatz.Die Auswahl der optimalen Technik bleibt immer eine Fall zu Fall-Entscheidung, dabei ist die anatomische Norm nicht allein ausschlaggebend, vielmehr ist es wichtig, die individuellen Ansprüche der/des betroffenen Patientin/Patienten zu berücksichtigen. Bei Patientinnen und Patienten ab einem Alter von 10 Jahren favorisieren wir die supracondyläre Domosteotomie über einen dorsalen Trizeps-Split-Zugang aufgrund ihrer multidimensionalen Korrekturmöglichkeit und freifunktionellen Nachbehandlung sowie günstigen Narbenästhetik.Nicht nur die Korrektur an sich, sondern auch der Zeitpunkt der Korrektur ist entscheidend für den Therapieerfolg. Der optimale Korrekturzeitpunkt ist vom Ausmaß der Deformität sowie vom Alter der Patientin/des Patienten abhängig. Im Bereich des distalen Humerus ist nach dem Alter von 7 Jahren mit einer Spontankorrektur durch Remodellierung nicht mehr zu rechnen. Bei massiven funktionell wirksamen Deformitäten kann eine Korrektur ab 6 Monaten post-Trauma durchgeführt werden. Die posttraumatischen Deformitäten des distalen Humerus können sich nicht nur in Funktionsdefiziten manifestieren, sondern auch langfristig zu Instabilitäten des Ellenbogengelenkes führen. Aufgrund des sehr begrenzten Spontankorrekturpotenzials ist ein abwartendes Vorgehen nicht sinnvoll. Wir empfehlen eine rechtzeitige Korrektur, bevor die sekundären Veränderungen der umgebenden Strukturen trotz der Behebung der primären Deformitäten irreversibel verbleiben.

Summary: Elbow fractures are one of the most common types of skeletal trauma in childhood and carry the greatest risk of post-traumatic complications. As only a small portion of arm growth originates from the growth plates of the elbow joint, their capacity for remodeling is limited, making the spontaneous correction of deformity or misalignment challenging.Post-traumatic deformity of the distal humerus is not just an anatomical or cosmetic problem. Non-physiological deviation of the geometry often causes functional elbow joint deficits, which can lead to additional secondary instability in the long term.The goal of supracondylar correctional osteotomy is the restoration of the anatomical geometry of the distal humerus. The optimal surgical technique is always decided on a case-by-case basis. The decision is based on both anatomical norms and the specific needs of the individual patient. With patients 10 years old, we favor the supracondylar dome osteotomy with a posterior triceps-splitting approach. This method has substantial capacity for simultaneous multiplanar correction, allows comfortable cast-free postoperative movement, and leaves a more cosmetically appearing surgical scar than the lateral approach.For successful treatment, both the correction itself and the timing of the correction are crucial considerations. The optimal timing of the correction depends on both the dimension of the deformity and the age of the patient. After the age of 7 years, no relevant remodeling can be expected. The correction of massive functionally effective deformities can be performed after 6 months post-trauma. Post-traumatic deformities of the distal humerus may manifest as functional deficits, and there is a risk of subsequent secondary instabilities of the elbow joint. Due to the limited potential of spontaneous correction, a wait-and-see approach is inappropriate. We recommend timely surgical correction to avoid secondary manifestations becoming irreversible even after the resolution of the primary deformity.

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Ausgabe: 03/2023 - Martin Legat - Stephan Klessinger
Radiofrequenztherapie bei zervikalen Facettengelenkschmerzen

Zusammenfassung: Chronische Nackenschmerzen, ausgehend von den zervikalen Facettengelenken, sind häufig. Die Anamnese und die klinische Untersuchung sind wichtig, um die Beschwerden einem Bewegungssegment zuzuordnen, die Sicherung der Diagnose erfolgt jedoch durch interventionelle Verfahren. Auch die Bildgebung ist nicht geeignet, ein schmerzhaftes Facettengelenk zu identifizieren. Zur weiteren Diagnostik werden daher Bildwandler gesteuerte Medial Branch Blocks eingesetzt. Die Nerven, die das jeweilige Gelenk versorgen, werden mit Lokalanästhesie vorübergehend blockiert. Diskutiert wird, welche Lokalanästhetika verwendet werden sollten und ob ein Medial Branch Block wiederholt werden muss. Bei Nachweis eines Facettengelenkschmerzes kommt als gezielte Therapie eine Radiofrequenz-Denervation des Medial Branch in Frage. Ein Erfolg ist bei ca. zwei Drittel der Patientinnen und Patienten für viele Monate zu erwarten.

Summary: Chronic neck pain originating from the cervical facet joints is common. The history and the clinical examination are important in order to assign the complaints to a movement segment, but the diagnosis is established by interventional procedures. Imaging is also not suitable for identifying a painful facet joint. Fluoroscopic-guided medial branch blocks are therefore used for diagnosis. The two nerves supplying the specific joint are temporarily blocked with a local anesthetic. It is discussed which local anesthetics should be used and whether a medial branch block needs to be repeated. If facet joint pain is detected, radiofrequency neurotomy of the medial branch can be considered as a specific therapy. Success can be expected in about two thirds of the patients for many months.

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Ausgabe: 03/2023 - Kirill Alektoroff - Panagiotis Papanagiotou
Schleudertrauma der Halswirbelsäule

Zusammenfassung:Ein Schleudertrauma der Halswirbelsäule tritt meistens im Rahmen von Verkehrsunfällen auf und stellt eine relativ häufige zervikale Verletzung dar. Ursächlich ist oft ein Auffahrunfall mit Heckaufprall, der eine schnelle, sog. „peitschenartige“ Bewegung des Kopfes und der Halswirbelsäule zur Folge hat (Reklination gefolgt von Inklination). Klinisch werden nach einer Schleuderverletzung (oft mit einer Latenz von mehreren Stunden) Schmerzen, Nackensteifigkeit und Überempfindlichkeit der Halswirbelsäule bzw. der zervikalen Weichteile beobachtet, die bei manchen Patientinnen und Patienten in chronischer Form persistieren können. In der diagnostischen Bildgebung werden nach einem Schleudertrauma nur selten posttraumatische Veränderungen festgestellt.Unmittelbar nach dem Trauma werden in der Klinik oft Röntgen- und/oder CT-Aufnahmen angefertigt, um knöcherne Verletzungen auszuschließen. Die Magnetresonanztomografie kann bei einigen Patientinnen und Patienten okkulte Frakturen, Wirbelkörperödeme, Muskel- und Bandverletzungen nachweisen. Die klinische Klassifikation des Schleudertraumas kann nach der Quebec Task Force-Einteilung erfolgen, die sich an der Ausprägung der Symptomatik orientiert.

Abstract: Whiplash injury of the cervical spine often occurs during motor vehicle accidents involving rear-end collisions and represents a common cervical trauma. The injury usually results from a rapid “whiplash-like” movement of head and neck (reclination followed by inclination). The typical symptoms of the whiplash injury like pain, tenderness and stiffness of the neck may occur with a latency of several hours and may persist chronically over a long period of time in some patients. Diagnostic imaging studies rarely show posttraumatic changes after a whiplash injury. In acute clinical trauma-workup, x-ray imaging like plain films and/or computed tomography is performed to evaluate bone injuries. Magnetic resonance imaging may sometimes show posttraumatic changes of the soft tissues (muscles, ligaments) as well as bone contusions or occult fractures. The Quebec Task Force classification may be used for grading of the whiplash injury and is based on the symptom severity.

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Ausgabe: 05/2023 - Stephan Grüner - Marcela Lippert-Grüner
Sinnvolle und mögliche orthopädisch-unfallchirurgisch- schmerztherapeutische Indikationen von Botulinumtoxin

Zusammenfassung: Botulinumtoxin wurde vor über 30 Jahren als Medikament eingeführt, das Indikationsspektrum hat sich seitdem kontinuierlich weiterentwickelt. Mittlerweile existiert eine Reihe von Indikationen im Bereich Augenheilkunde, HNO, Neurologie, Urologie und fachübergreifenden Gebieten. Das Toxin ist das stärkste bekannte Gift, das klinische Erscheinungsbild einer Vergiftung wird Botulismus genannt mit verschiedenen Entstehungsformen, klinischen Symptomatiken und Prognosen. Hierbei handelt es sich um ein Exotoxin, vorwiegend von Clostridium botulinum produziert. Der Wirkmechanismus besteht in der strukturell irreversiblen und durch Neuausbildung zeitlich befristeten Blockade der Freisetzung von Acetylcholin in den synaptischen Spalt an der motorischen Endplatte und am Drüsengewebe. Neueren Datums sind Erkenntnisse, dass für die Reizweiterleitung relevante Stoffe wie v.a. CGRP gehemmt werden, mit der Folge einer verringerten sensiblen Weiterleitung und damit auch der Reduktion der peripheren und nachfolgend der zentralen Schmerzsensibilisierung. In der EU erhältlich sind vorrangig 3 verschiedene Toxintypen mit unterschiedlichen zugelassenen Indikationen, ein 4. Typ wurde jetzt in den Vertrieb genommen, ein 5. Typ besitzt die Zulassung. Gerade für einen In-Label-Use ist zu beachten, dass nicht alle Präparate für alle Indikation zugelassen sind, manchmal existieren noch weitere Begrenzungen, die Zulassung kann sich auch bei identischen Präparaten länderspezifisch unterscheiden. Daneben werden diese Präparate auch außerhalb der Zulassung angewendet (Off-Label-Use). Die Anwendung kann dann infrage kommen, wenn die herkömmlichen Therapien nicht erfolgreich, mit größeren Nebenwirkungen behaftet oder kontraindiziert sind. Hierbei handelt es sich einerseits um Therapien mit den offiziellen Zulassungen ähnlicher Indikationen, aber auch um Anwendungen in anderen Bereichen. Die Indikationsstellung wird umso leichter, je besser sich die wissenschaftliche Basis darstellt. Hierbei kann man im orthopädisch-unfallchirurgisch-schmerztherapeutischen Bereich 3 Gruppen unterscheiden. Sinnvolle Indikation sind myofasziale Triggerpunkte im Bereich HWS/BWS und Schulterregion inkl. Cervikocephalgien, Epikondylitis humeroradialis, Plantarfasciitis und Trigeminusneuralgie. Mögliche Indikationen mit eingeschränkter wissenschaftlicher Basis sind myofasziale Triggerpunkte im Bereich LWS, Bruxismus, Postzosterneuralgie, extraartikuläre Muskelentspannung bei Coxarthrose und vorderem Knieschmerz, Gonarthrose, Schulteraffektionen und Spannungskopfschmerzen. Einzelfallindikationen sind u.a. Achillessehnenruptur, Morton-Neurom, diabetische Neuropathie, Reizzustände nach Knieendoprothese, Stumpfschmerzen und Anpassungsprobleme bei Exoprothesen. Basis für die Anwendung von Botulinumtoxin ist eine ausreichende Ausbildung, hier existiert eine spezielle Kursserie der IGOST.

Summary: Botulinum toxin was introduced as a drug over 30 years ago, and the range of indications has developed continuously since then. There are now a number of indications in ophthalmology, ENT, neurology, urology and interdisciplinary. The toxin is the strongest known poison, the clinical appearance of a poisoning is called botulism, with different forms of development, clinical symptoms and prognoses. This is an exotoxin, predominantly produced by Clostridium botulinum. The mechanism of action is the structurally irreversible and temporary blockade of the release of acetylcholine into the synaptic cleft at the motor endplate and glandular tissue. More recent findings indicate that substances relevant for stimulus transmission, such as CGRP in particular, are inhibited, with the consequence of reduced sensitive transmission and thus also a reduction in peripheral and subsequently central pain sensitization. Three different toxin types with different approved indications are primarily available in the EU, a 4th type has now been put on the market and a 5th type has been approved. Especially for an in-label use it has to be considered that not all preparations are approved for all indications, sometimes there are further limitations, the approval can differ country specific even for identical preparations. In addition, these preparations are also used outside of the approval (off-label use). Off-label use may be considered when conventional therapies are unsuccessful, have major side effects, or are contraindicated. On the one hand, these are therapies with indications similar to the official approvals, but also applications in other areas. The better the scientific basis, the easier it is to determine the indication. In this context, three groups can be distinguished in the orthopedic-accident surgery-pain therapy area. Possible indications are myofascial trigger points in the cervical spine and shoulder region, including cervicocephalgia, epicondylitis humeroradialis, plantar fasciitis and trigeminal neuralgia. Possible indications with limited scientific basis are myofascial trigger points in the lumbar spine, bruxism, post zoster neuralgia, extraarticular muscle relaxation in coxarthrosis and anterior knee pain, gonarthrosis, shoulder afflictions and tension-type headache. Individual case indications include Achilles tendon rupture, Morton‘s neuroma, diabetic neuropathy, post knee arthroplasty irritation, residual limb pain and fitting problems with exoprostheses. The basis for the application of botulinum toxin is a sufficient training, here exists a special course series of the IGOST.

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