Übersichtsarbeiten - OUP 07-08/2014

Beeinflussung von Funktions- und Schmerzparametern durch intraartikulär applizierte Hyaluronsäure nach Kniearthroskopie
Influence of post-arthroscopic intra-articular administered hyaluronic acid on parameters of function and pain in the knee

S. Schneider1, T. Zahn1, H.-W. Springorum1, M. Schofer1

Zusammenfassung: Die intraartikuläre Hyaluronsäuretherapie gilt in der konservativen Orthopädie schon seit Längerem als ein anerkanntes Verfahren zur Behandlung degenerativer Kniegelenkveränderungen. In zahlreichen
Studien konnte ein positiver Effekt auf die Schmerzhaftigkeit und die Funktion der betroffenen Gelenke nachgewiesen werden. In der vorliegenden Studie wird gezeigt, dass eine postoperative Instillation von Hyaluronsäure (Curavisc,
curasan AG) direkt nach einer Kniegelenkarthroskopie eine Schmerzreduktion und eine messbare Verbesserung der Lebensqualität für die Patienten im Hinblick auf Funktion und Belastungsfähigkeit bewirkt. Es traten keine Komplikationen auf, die auf das Präparat zurückzuführen waren, sodass eine hohe Sicherheit gewährleistet ist.

Schlüsselwörter: Hyaluronsäure, Arthroskopie, intraartikulär

Zitierweise
Schneider S, Zahn T, Springorum HW, Schofer M. Beeinflussung von Funktions- und Schmerzparametern durch intraartikulär applizierte Hyaluronsäure nach Kniearthroskopie.
OUP 2014; 7: 333–339 DOI 10.3238/oup.2014.0333–0339

Abstract: For a long time intra-articular therapy with
hyaluronic acid is a recognized procedure in the treatment of degenerative knee joint alterations. In numerous studies positive effects on pain and function of the affected joints could be proven. The present study could show that
immediately post arthroscopic application of hyaluronic acid (Curavisc, curasan AG) caused a reduction of pain and a measurable improvement of quality of live for the patients regarding function and exercise capacity. No complications related to the product were reported thus ensuring a high level of safety.

Keywords: hyaluronic acid, arthroscopy, intra-articular

Citation
Schneider S, Zahn T, Springorum HW, Schofer M. Influence of post-arthroscopic intra-articular administered hyaluronic acid on parameters of function and pain in the knee.
OUP 2014; 7: 333–339 DOI 10.3238/oup.2014.0333–0339

Einleitung

Die arthroskopische Gelenklavage, auch in Kombination mit Knorpeldebridement, ist ein weltweit etabliertes minimalinvasives Verfahren bei diagnostizierter und konservativ austherapierter Kniegelenkarthrose, bevor eine Teil- oder Vollprothese indiziert ist [1]. Die direkte postoperative Phase ist durch eine Zunahme der operationsbedingten Schmerzen, verbunden mit Schwellung des Gelenks und einer damit einhergehenden Funktionseinschränkung des Kniegelenks geprägt [2]. In der Regel ist der Schmerz 24 Stunden nach dem Eingriff größer als vor der Therapie [3]. Vor dem Hintergrund zunehmender Kniegelenkarthroskopien bleibt es ein wichtiges Bestreben, damit verbundene Schmerzen und Beschwerden schon direkt postoperativ zu minimieren, sowie resultierende Bewegungs- und Funktionseinschränkungen des Kniegelenks zu vermindern.

Bei der Arthroskopie wird die im Gelenk vorhandene körpereigene Synovialflüssigkeit und damit verbunden deren wichtigster Bestandteil Hyaluronsäure herausgespült, wodurch der Stoffwechsel des Gelenkknorpels gehemmt wird [4]. Das Einlegen einer Redondrainage birgt zusätzlich das Risiko, neu gebildete Hyaluronsäure ebenfalls nach außen abzuleiten. In dieser Situation verfügt das Gelenk durch die verminderte Viskoelastizität somit nicht über die üblichen gelenkschmierenden Eigenschaften.

Um potenziell schädliche Effekte der Spüllösungen bei einer Arthroskopie zu minimieren und die ausgewaschene Hyaluronsäure zu ersetzen, wurde in dieser Studie eine Hyaluronsäure-haltige Lösung nach einer arthroskopischen Gelenklavage intraartikulär appliziert. Ziel war es, in der prospektiv angelegten Studie die Effektivität der Gabe von Hyaluronsäure am Ende eines arthroskopischen Eingriffs auf die analgetische und antiinflammatorische Wirkung in den ersten 7 Tagen postoperativ zu prüfen. Ebenfalls sollte die Frage bezüglich einer klinischen Relevanz und dem möglichen Einzug in den klinischen Alltag im Hinblick auf Schmerzreduktion, Entzündung, Wiederherstellung der Beweglichkeit und Belastung bzw. die Einnahme notwendiger Analgetika geklärt werden.

Material und Methode

Es wurde eine prospektive, monozentrische, kontrollierte und randomisierte Studie über einen Zeitraum von
10 Monaten aufgelegt, die in der Orthopädischen Abteilung im Caritas Krankenhaus Bad Mergentheim durchgeführt wurde. Vor Studienbeginn wurde das Votum der zuständigen Ethikkommission eingeholt. Insgesamt konnten 100 Patienten eingeschlossen werden, wobei vor Beginn der Operation nach einem Randomisierungsplan eine zufällige Aufteilung in 2 Gruppen erfolgte. Eine Gruppe (n = 50) erhielt am Ende der Operation Hyaluronsäure (HS), die zweite Gruppe (n = 50) fungierte als Kontrollgruppe und erhielt die gleiche Menge einer physiologischen Kochsalzlösung steril injiziert.

Als Präparat wurde eine hochreine, 1 % viskoelastische Lösung von Hyaluronsäure mit einem durchschnittlichem Molekulargewicht von ca. 1,2–1,4 MDa (6 ml Curavisc in 2-ml-Fertigspritzen, CE 0483, Fa. curasan AG) verwendet. Durch die fermentative Herstellung der HS besteht kein Allergierisiko.

Die Kniegelenkspiegelung erfolgte nach entsprechender Vorbereitung in Rückenlagerung mit Legholder in typischer Weise. Es wurde eine genaue Lokalisation und Klassifizierung des Knorpelschadens nach Outerbridge durchgeführt. Anschließend erfolgte die operative Therapie mit zurückhaltendem notwendigen Debridement und abschließender Spülung und Beenden der OP in üblicher Weise.

Es wurde entweder HS oder physiologische Kochsalzlösung als Placebo appliziert. Eine intraartikuläre Redondrainage wurde vor dem Hintergrund des möglichen Verlusts der applizierten Flüssigkeit nicht verwendet. Die Nachbehandlung erfolgte mit schmerzadaptierter Vollbelastung nach Schonung an Unterarmgehstützen mit Teilbelastung von 20 kg des Körpergewichts für 24 h postoperativ.

Eingeschlossen wurden Patienten beiderlei Geschlechts, die volljährig waren und bei denen nach entsprechender Vordiagnostik die Indikation zur Arthroskopie des Kniegelenks mit Verdacht auf Meniskus- und/oder Knorpelschaden gestellt wurde. Ausschlusskriterien waren systemische Erkrankungen und Gelenkerkrankungen, die mit dem Ergebnis interferieren könnten, traumatische Verletzungen des Bandapparats oder Infektion des Kniegelenks sowie Allergie gegen das Produkt oder dessen Bestandteile. Nicht berücksichtigt wurden ebenfalls Patienten, bei denen während der Operation deutlich wurde, dass eine intraartikuläre Drainage notwendig wurde.

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