Übersichtsarbeiten - OUP 07-08/2014

Beeinflussung von Funktions- und Schmerzparametern durch intraartikulär applizierte Hyaluronsäure nach Kniearthroskopie
Influence of post-arthroscopic intra-articular administered hyaluronic acid on parameters of function and pain in the knee

Eine doppelte Verblindung konnte dadurch gewährleistet werden, dass der später behandelnde Arzt bei der Operation selbst nicht anwesend war und keinerlei Informationen über die applizierte Flüssigkeit erhielt.

Alle Patienten wurden präoperativ, 3 h postoperativ sowie einen Tag und 7 Tage postoperativ nach entsprechendem Protokoll klinisch und anamnestisch untersucht. Die körperliche Untersuchung umfasste die:

Umfangmessung und

Prüfen der Funktion nach der Neutral-0-Methode.

Zur anamnestischen Untersuchung gehörten:

das Patiententagebuch über Schmerzen und Schmerzmitteleinnahme (Diclofenac, ein anderes Präparat führte zum Ausschluss),

Visuelle Analogskala (VAS),

Verbale Ratingskala (VRS) zur Dokumentation der Schmerzen,

Lequesne-Kniefragebogen (nächtliche Schmerzen, Morgensteifigkeit, Beschwerden bei 30-minütigem Stehen, Schmerzen bei der Mobilisation, Schmerzen beim Aufstehen, Gehstrecke mit oder ohne Gehhilfe, Notwendigkeit von Gehhilfen, Treppensteigen aufwärts, Hocken und Hinknien, Laufen auf unebenem Boden).

Ergebnisse

Insgesamt wurden 100 Patienten (53 m, 47 w, Alter im Mittel 54,7 J) eingeschlossen, bei denen aufgrund eines radiologisch nachgewiesenen oder symptomatischen Knorpelschadens des Kniegelenks eine ambulante Kniearthroskopie durchgeführt wurde. In der Kontrollgruppe mit Placebobehandlung (n = 50, Ø 53,8 J) betrug das Verhältnis 32 männliche (Ø 52,6 J) zu 18 weibliche Patienten (Ø 55,8 J) (Abb. 1a). In der Gruppe mit Hyaluronsäurebehandlung (N = 50, Ø 53,2 J) waren 21 Patienten männlich (Ø 52,8 J) und 29 weiblich (Ø 53,5 J) (Abb. 1b). Somit waren in der Tendenz etwas mehr weibliche Patienten in der Behandlungsgruppe.

Um eine objektive Vergleichsmöglichkeit über den Schweregrad der Erkrankung zu haben, wurden die intraoperativ diagnostizierten Knorpelschäden nach der Klassifikation von Outerbridge klassifiziert. Es lagen am häufigsten zweit- bis drittgradige Knorpelschäden vor (Tab. 1). Bei 53 Patienten zeigte sich zusätzlich eine Meniskusläsion. Es gab keine signifikanten Unterschiede zwischen der behandelten und der unbehandelten Gruppe. Somit war eine gute Vergleichbarkeit des Effekts der Behandlung mit Hyaluronsäure (HS) oder Placebo gewährleistet.

Einfluss der Hyaluronsäurebehandlung auf den
postoperativen Schmerz

Als Parameter für die Entwicklung der Schmerzsymptomatik wurde bei allen Patienten die Einnahme von Diclofenac als Analgetikum protokolliert. Der Schmerzmittelkonsum konnte in beiden Gruppen im Verlauf gesenkt werden, in der Verumgruppe am 3. und ab dem 6. postoperativen Tag signifikant (Abb. 2). Insgesamt wurden in der Placebogruppe mehr Schmerzmittel genommen, besonders in der niedrig dosierten Subgruppe. Die hoch dosierten waren anfangs gleich, im Verlauf jedoch in der HS-behandelten Gruppe ab dem 6. Tag weniger als bei den mit Placebo behandelten Patienten.

Als weiterer Parameter für den postoperativen Schmerzverlauf wurde die Verbale Ratingskala (VRS) zur Dokumentation der Schmerzen benutzt (Abb. 3). Beide Gruppen zeigten präoperativ ein gleich hohes Niveau von 3,4 (Placebo) bzw. 3,5 (HS). Postoperativ sank der VRS-Wert bereits ab dem ersten Tag. Die Abnahme war in der mit HS behandelten Gruppe wesentlich stärker. Schon ab dem ersten Tag zeigte sich ein tendenzieller Unterschied zur Kontrolle, der am 3. Tag am größten war. Nach 7 Tagen lag der VRS-Wert der behandelten Patienten mit 1,9 immer noch deutlich unterhalb der Placebobehandlung (2,3).

Zusätzlich wird der Schmerzverlauf anhand der Visuellen Analogskala (VAS) erfasst (Abb. 4). Es zeigte sich zu Beginn ein etwas niedrigeres Niveau von 4,2 bei der Placebogruppe im Vergleich zu 4,4 bei HS-Behandlung. Bereits ab dem ersten Tag nach der Arthroskopie sank der VAS-Wert ab. Die Abnahme war zunächst bei beiden Gruppen gleich ausgeprägt, ab dem 3. Tag zeigte sich jedoch ein signifikant niedrigerer Wert in der HS-Gruppe. Dieser Unterschied war am dritten Tag auch am größten. Nach 7 Tagen lag der VAS-Wert der behandelten Patienten mit 1,5 immer noch signifikant unterhalb der Placebobehandlung mit einem Wert von 2,0.

Insgesamt zeigte sich somit deutlich, dass durch Injektion von Hyaluronsäure nach Arthroskopie der postoperative Schmerz verringert werden konnte.

Einfluss der Hyaluronsäurebehandlung auf die Kniefunktion

Zur Beurteilung von Funktion und Belastungsfähigkeit des Gelenks wurde der Lequesne-Kniefragebogen verwendet. Die Befragung fand jeweils vor der Arthroskopie und täglich bis zum 7. Tag nach der Arthroskopie statt. Erwartungsgemäß nahmen die Beschwerden am ersten Tag nach der Behandlung deutlich zu, wobei der Anstieg in der mit HS behandelten Gruppe signifikant niedriger als bei Placebo war (Abb. 5). Im weiteren Verlauf verbesserte sich der Lequesne-Score in beiden Gruppen wieder. Der Wert für die mit HS behandelten Patienten lag dabei zu allen Zeitpunkten deutlich und signifikant unter den Kontrollen. Nach 7 Tagen lag der Lequesne-Score für die mit Placebo behandelten Patienten mit 11,1 nur marginal unterhalb des präoperativen Wertes von 11,6. Durch die Behandlung mit HS sank der Score jedoch von 11,2 präoperativ auf 8,6 nach 7 Tagen. Durch Behandlung mit HS nach Arthroskopie konnte somit eine Verbesserung des Lequesne-Score im Vergleich zur Behandlung mit Placebo erreicht werden.

In der Einzelbetrachtung des 4. Lequesne-Items („Haben Sie Beschwerden beim Gehen?“) zeigte sich sogar ein noch deutlicherer Unterschied (Abb. 6). Während die Beschwerden in der Placebogruppe einen Tag nach der Arthroskopie zunahmen, wurde durch Behandlung mit HS eine Abnahme erreicht. Der Score verbesserte sich in beiden Gruppen im weiteren Verlauf. Der Wert für die mit HS behandelten Patienten lag dabei zu allen Zeitpunkten deutlich unter den Kontrollen. Nach 7 Tagen lag der Score des 4. Lequesne-Items für die mit Placebo behandelten Patienten mit 1,1 leicht unterhalb des präoperativen Werts von 1,3. Durch die Behandlung mit HS konnte jedoch eine wesentlich deutlichere Absenkung von 1,4 präoperativ auf 0,9 nach 7 Tagen erreicht werden. Auch bei dieser Detailbetrachtung des Lequesne-Fragebogens zeigte sich somit, dass die HS-Behandlung der Placebobehandlung überlegen war.

Komplikationen und
Nebenwirkungen

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