Originalarbeiten - OUP 02/2013

Delta Xtend – inverse Schulterprothese

Die ersten Ergebnisse veröffentliche Grammont 1993. Er berichtet über 14 Fälle mit einem Follow-up von 2 Jahren. Die Ergebnisse waren noch sehr uneinheitlich, die Prothesen waren stabil, ermöglichten den Patienten jedoch nur eine schlechte Funktion. Auch war das Schmerzproblem nicht gelöst, zudem waren 9 Komplikation zu beklagen [5].

Die Arbeitsgruppe um Ludwig Seebauer stellte 2005 ihre Ergebnisse mit der Delta-Prothese vor. Es wurden 57 Patienten nachuntersucht mit einem Follow-up von 18,2 Monaten. Es bestand eine sehr hohe Patientenzufriedenheit. 98 % der Patienten würden die Operation erneut durchführen lassen. Der alltagsadaptierte Constant-Score betrug 94 %, 97 % für Patienten, die zuvor keiner Operation unterzogen wurden. Alle Patienten waren nahezu bzw. schmerzfrei. Die Patienten waren mit der Funktion sehr zufrieden, es bestand jedoch eine leichte Einschränkung der Innenrotation. In der radiologischen Untersuchung wurde damals nur ein Glenoid-Notching Grad I–II gefunden. Eine Glenoid-Basisplattenlockerung wurde nicht gesehen [6].

2006 veröffentlichte Pascal Boileau seine Ergebnisse mit der Delta-Prothese. Es wurden 45 Patienten mit einem Follow-up von 40 Monaten nachuntersucht [7].

Das Indikationsspektrum war hier etwas variabler, 21 Fälle mit Defektarthropathie, 5 Fälle mit Frakturfolgen und in 19 Fällen Versagen einer zuvor implantierten Schulterprothese. Die Arbeitsgruppe musste 14 Komplikationen bei 11 Patienten feststellen. Es lagen 3 Dislokationen, 3 tiefe Infektionen mit Revision, eine aseptische Lockerung der humeralen Komponente, 2 periprothetische humerale Frakturen, eine intraoperative Glenoidfraktur, ein großes Wundhämatom, 2 verspätete Akromionfrakturen sowie eine Nervus-axillaris-Läsion vor. 22 Patienten mussten erneut operiert werden. In 2 Fällen mussten die Prothesen entfernt werden. Boileau schließt daraus, dass die Revisionsrate 2005 bei den inversen Prothesen wesentlich höher ist als bei den anatomischen Prothesen. Jedoch konnten alle Patientengruppen ihre aktive Elevation erheblich verbessern (von 55° präoperativ auf 121° postoperativ) und es lag eine deutliche Verbesserung des Constant-Scores vor (von 17 auf 58 Punkte). Eine wesentliche Verbesserung der Außendrehung (von 7° auf 11°) oder der Innenrotation lag nicht vor. 78 % der Patient waren zufrieden bzw. sehr zufrieden mit dem Operationsergebnis. 67 % hatten keine bzw. nur geringe Schmerzen. Die radiologischen Kontrollen zeigten in 68 % das Bild des Skapula-Notchings. Eine Glenoid-Lockerung wurde jedoch nicht festgestellt. In 28 % der Fälle erreichte das Notching schon die untere Schraube.

Die Delta-Prothese kann eine deutliche Verbesserung der aktiven Elevation bei Defektarthropathien erreichen. Die aktive Rotation ist jedoch unverändert. Die Ergebnisse sind etwas weniger vorhersagbar und die Komplikationsrate höher als im Vergleich zu Patienten, die eine anatomische Prothese erhalten. Die Ergebnisse der inversen Schulterendoprothetik sind abhängig von der Diagnose, von der noch vorhandenen Rest-Rotatorenmanschette, insbesondere des Teres minor.

Die Australian Orthopaedic Association veröffentliche 2010 erstmals Zahlen zu Schulterprothesen aus dem Australischen Endoprothesenregister. Hier zeigte sich, dass die Delta Xtend eine niedrigere Revisionsrate pro 100 Komponenten-Jahre aufwies als andere Prothesensysteme. Die Delta Xtend hat laut diesem Register die niedrigste kumulierte Revisionsrate aller Implantate nach 3 Jahren [8].

Eine aktuelle Arbeit aus dem Jahr 2011 der Arbeitsgruppe um Gill Walsh zeigte die radiologischen Veränderungen im Langzeitverlauf nach Implantation einer inversen Delta-Prothese [9]. Es wurden 122 implantierte Schulterprothesen mit einem Follow-up von 9,6 Jahren radiologisch nachuntersucht. Es konnte in 88 % der Fälle ein Skapula-Notching nachgewiesen werden, was jedoch hoch signifikant mit dem superolateralen Zugang vergesellschaftet war. Im Bereich des Glenoids waren Lysesäume in 16 % der Fälle nachweisbar, ein knöcherner Skapulasporn oder eine Ossifikation in 75 % der Fälle. Die nicht zementierten Schaftkomponenten wiesen im Vergleich zu den zementierten deutlich weniger Osteolysezeichen auf.

M. Naveed veröffentlichte 2011 seine Ergebnisse zur Delta-CTA-Prothese. Er berichtet über eine konsekutive Serie von 50 Schultern in 43 Patienten mit einer Defektarthropathie. Das Follow-up betrug 39 Monate. 98 % der Patient konnten nachuntersucht werden. Zum Ende der Nachuntersuchung konnte sich der ASES-Score von 19 auf 65 verbessern. Die maximale Elevation konnte von 55 auf 105° verbessert werden. Er musste sieben Komplikationen feststellen. 4 Patienten wurden erneut operiert. Auch in dieser Arbeit zeigte sich eine sehr hohe Patientenzufriedenheit nach der Implantation dieser Prothese [10].

Korrespondenzadresse

Dr. med. Kai-Axel Witt

OPPK Münster

Schulter- und Ellenbogenchirurgie

Von-Vincke-Straße 14

48143 Münster

witt@oppk.de

Literatur

1. Baulot E, Sirveaux F, Boileau P: Grammont’s idea: The story of Paul Grammont’s functional surgery concept and the development of the reverse principle. Clin Orthop Relat Res 2011; 469: 2425–2431

2. Grammont PM,Trouilloud P, Laffay JP et al.: Etude et réalisation dùne nouvele prothése d`épaule. Rhumatologie 1987; 39: 27–38

3. Middernacht B, De Roo P, Van Maele G et al.: Consequences of scapular anatomy for reversed total shoulder arthroplasty. Clin Orthop Relat Res 2008; 466: 1410–1418

4. Sirveaux F, Favard L, Oudet D et al.: Grammont inverted total shoulder arthroplasty in the treatment of glenohumeral osteoarthritis with massive rupture of the cuff. Result of a multicentre study of 80 shoulders. J Bone Joint Surg Br 2004; 86B: 388–395

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