Informationen aus der Gesellschaft - OUP 05/2013

DGOOC-Fellowship Lateinamerika
17. November bis 9. Dezember 2012

Zusammen mit Herrn Dr. med. Ulf Schlegel habe ich im November 2012 dank des Lateinamerika-Fellowships der DGOOC die Möglichkeit erhalten, Chile, Argentinien und Uruguay zu besuchen.

Nach aufregender Vorbereitungszeit war es am 17. November 2012 endlich soweit – der Flug ab Frankfurt nach Santiago de Chile war der Beginn einer großartigen Erfahrung. Schon der Anflug über die schneebedeckten Anden ließ mein Herz höher schlagen. Santiago, mit seinen ca. 5 Millionen Einwohnern, ist eine sehr europäisch geprägte und höchst moderne Metropole.

Herr Dr. med. Felipe Toro nahm uns abends im Kreise mehrerer Kollegen herzlich mit einem landestypischem „asado“ (Grillfest) bei sich zu Hause in Empfang und stellte uns vor. Gleich am nächsten Morgen ging es dann in die Klinik. Herr Dr. med. Christian Hübner, Spezialist für Hüftendoprothetik und Oberarzt der Posta Central, nahm Dr. Schlegel mit in sein Krankenhaus, welches die Grundversorgung für staatlich versicherte Patienten bietet. Für mich begann währenddessen eine interessante und abwechslungsreiche Zeit in der privaten Klinik „Clinica Alemana“. Herr Dr. Alex Vaisman nahm mich mit in die Welt der Sportmedizin, sodass ich die Möglichkeit hatte, arthroskopische Operationen, u.a. Kreuzbandplastiken, beizuwohnen. Die vorhandenen Materialien und Ressourcen standen den mir bekannten in nichts nach. Die Materialauswahl und Fülle war beeindruckend! Neben den sportmedizinischen Eingriffen konnte ich aber auch etlichen Prothesenimplantationen (Hüft-, Knie- und Schulterprothesen) beiwohnen.

Zur Abwechslung und um meinen Aufenthalt etwas vielseitiger zu machen, durfte ich in der Urgencia escolar („Schulische Notaufnahme“) hospitieren. Diese Notaufnahme zeigt ein interessantes Konzept: Jedes Schulkind in Chile kann über die Schule eine sehr erschwingliche Versicherung abschließen, welche jegliche Unfälle sowohl im schulischen als auch im heimischen/außerschulischen Umfeld abdeckt. So zeigte sich hier eine große Bandweite an Verletzungen – exotisch dabei für mich u.a. die diversen Insekten- und Spinnenstiche!

Nachdem wir uns einige Tage in Santiago akklimatisiert hatten, ging es weiter nach Viña del Mar – in dieser ca. eine Stunde Autofahrt von Santiago entfernten, am Meer gelegenen Stadt, fand der jährliche Orthopädiekongress statt (Foto 1 a und b). Wir durften hochkarätigen nationalen und internationalen Rednern lauschen, Kollegen treffen und neu kennenlernen sowie die Brise des Pazifiks genießen.

Dank der Vielzahl an internationalen Gästen gab es eine simultane Übersetzung Englisch-Spanisch, Spanisch-Englisch, sodass dieser Kongress durchaus auch für nicht spanisch sprechende Kollegen äußerst interessant war!

Bevor es am 28.11.2012 in das Nachbarland Argentinien weiterging, verbrachten wir noch einige Tage in Santiago in den Kliniken und erkundeten Santiago und das Umland.

Buenos Aires in Argentinien begrüßte uns mit Sonnenschein und der immer wieder faszinierenden Mischung aus kolonialem Baustil und modernen Hochhäusern. Kaum eine Stadt zieht die Besucher so in ihren Bann wie Buenos Aires mit dieser prickelnden Mischung aus Hektik, Entspannung, Kultur, Innovation, Bräuchen und Kontrasten. Die freundlichen Bewohner tun ihr Übriges dazu, dass man gern wiederkommt! Wir besuchten hier das Deutsche Krankenhaus „Hospital Alemán“. Schon vor der Tür schmunzelten wir verwundert über die in Deutsch ausgeschilderte Notaufnahme (Foto 2). Deutsche Namen ziehen sich durch das gesamte Krankenhaus, sodass unschwer zu erkennen ist, dass der Name des Krankenhauses nicht von ungefähr kommt – auch der Blick an die Ahnentafel bestätigte dies. Herr Prof. Dr. med. J. Varaona ließ es sich nicht nehmen, uns persönlich herumzuführen und unsere Fragen zu beantworten. Zudem durften wir ihn auch in den Operationssaal begleiten (Foto 3). Wie auch schon in Chile war die Ausstattung sehr modern, die Instrumente entsprachen den auch in Deutschland üblichen und die Operation war im Nu mit äußerster Präzision erledigt.

An den folgenden Tagen in Buenos Aires besuchte ich den argentinischen Orthopädie-Kongress. Man traf, nun ja schon als erfahrener Kongressgänger in Lateinamerika, erstaunlich viele bekannte Gesichter, lauschte gebannt den Rednern. Viele große Namen nationaler sowie internationaler Redner waren zu finden. Neben der Simultanübersetzung ins Englische kam hier auch noch das Portugiesische hinzu, da Brasilien als offizielles Partnerland geladen war.

Viel zu schnell ging die Zeit in dieser Weltmetropole zu Ende, viel zu kurz erschien die Zeit, die man hatte, um Buenos Aires zu erkunden und zu erleben. Und glauben Sie mir – das argentinische Essen und Nachtleben sind noch besser als ihr Ruf!

Die letzten Tage meines Stipendiums nutze ich, um noch das Krankenhaus „Banco de Protesis“ in Montevideo, Uruguay zu besuchen. Montevideo gilt als kleine Schwester von Buenos Aires, zu erreichen über eine Fährfahrt über den Rio de la Plata. Aber „klein“ ist diese großartige Metropole mit Sicherheit nicht! Allein schon die Lage, direkt am Rio de la Plata mit weiten Stränden und einer endlosen Promenade macht sie zu einer Besonderheit!

Herr Dr. med. Justino Menéndez, Spezialist für Hüftendoprothetik, zeigte mir das Krankenhaus und brachte mir das uruguayische Gesundheitssystem nahe (Foto 4). Diese „Prothesen-Bank“ ist ein ganz besonderes Haus. Für Lateinamerika äußerst ungewöhnlich, werden sowohl normal- als auch privatversicherte unter einem Dach versorgt. Zudem ist es das nationale Referenzzentrum und die Patienten kommen aus dem gesamten Land, um sich von den hoch qualifizierten und spezialisierten Ärzten behandeln zu lassen. Der OP-Trakt selber ist nach dem Vorbild der Endoklinik in Hamburg erbaut.

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