Übersichtsarbeiten - OUP 12/2017

Die Bursitis iliopectinea – arthroskopische Therapieoptionen

Jörg Jerosch1, Sherif Sokkar1

Fragestellung: In der vorliegenden Arbeit werden die Symptome einer iliopectinealen Bursa beschrieben, gleichzeitig wird die Therapiemöglichkeit mithilfe der Hüftarthroskopie dargestellt.

Material und Methodik: Zwischen 1999 und 2017 wurden 25 Patienten mit einer symptomatischen iliopectinealen Bursa arthroskopisch behandelt. Es handelt sich hier um 16 Frauen und 9 Männer mit einem Durchschnittsalter von 57 Jahren. Die Ursache für die symptomatische iliopectineale Bursa war in 18 Fällen eine Coxarthrose im Stadium 1–3, einmal eine Femurkopfnekrose und bei 6 Patienten eine rheumatoide Arthritis. Die Therapie wurde in allen Fällen arthroskopisch durchgeführt.

Ergebnisse: Bei allen Patienten konnte der Ventilmechanismus der iliopectinealen Bursa arthroskopisch geöffnet und eine Entleerung der Bursa herbeigeführt werden. Der Eingriff erfolgte bei den Patienten kurzstationär mit einer mittleren Krankenhausaufenthaltsdauer von 3,8 Tagen. Es ergaben sich keine neurovaskulären Komplikationen oder anderweitige unerwünschte Ereignisse. Zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung zeigte sich bei keinem Patienten ein Rezidiv. Die präoperativ bei den Patienten vorhandenen Beschwerden aufgrund der Bursa waren verschwunden. Bei 10 Patienten wurde zwischenzeitlich wegen einer zunehmenden Arthroseproblematik eine Hüft-TEP implantiert.

Fazit und klinische Relevanz: Die Bursa iliopectinea ist eine seltene Differenzialdiagnose bei Leistenschmerzen. Eine arthroskopische Therapie ist reproduzierbar durchführbar.

Schlüsselwörter: Hüfte, Bursitis iliopectinea, arthroskopische Therapie

Zitierweise
Jerosch J, Sokkar S: Die Bursitis iliopectinea – arthroskopische
Therapieoptionen.
OUP 2017; 12: 624–627 DOI 10.3238/oup2017.0624–0627

Purpose: The purpose of the present study was to describe the symptoms and the arthroscopic treatment option for patients with an iliopectineal cyst.

Material and Methods: Between 1999 and 2017, 25 patients with a symptomatic iliopectineal bursitis were treated arthroscopically. The average age was 57 years and we operated 18 female and 9 male patients. The main reason for symptomatic iliopectineal bursitis was degenerative hip joint disease in 18 cases, rheumatoid arthritis in 6 cases and in one patient an avascular necrosis. All patients were treated by hip arthroscopy.

Results: In all of the patients the iliopectineal cyst could be identified and released arthroscopically. The surgery was performed during a short hospital stay of on average 3.8 days. We did not document any neurovascular complications or any other adverse events. At time of follow-up, no patient showed the prior symptoms. 10 patients were treated with a total hip replacement due to the progress of the osteoarthritis.

Clinical relevance: The iliopectineal cyst is a rare differential diagnosis in patients with inguinal pain. The arthroscopic treatment can be performed reproducibly.

Keywords: hip joint, iliopectineal cyst, arthroscopic treatment

Citation
Jerosch J, Sokkar S: The iliopectineal bursitis – arthroscopic treatment. OUP 2017; 12: 624–627 DOI 10.3238/oup2017.0624–0627

Einleitung

Eine iliopectineale Bursitis ist eine seltene Differenzialdiagnose beim Leistenschmerz [2, 10, 11, 14], welche noch zu wenig bedacht wird. Die Symptome können stark variieren. Sie reichen von lokalen Schwellungen über Schmerzen, venöse Stauungen des Beines bis hin zu radikulären Symptomen im Verlauf des Nervus femoralis [17]. Daneben sind jedoch auch bereits venöse und arterielle Zirkulationsstörungen, Dysurien oder gar Beschwerden aus dem gynäkologischen Bereich beschrieben worden [15, 17, 5]. Im Röntgenbild zeigen sich außer degenerativen Veränderungen des betroffenen Hüftgelenkes nur selten Veränderungen. Sonografie oder Kernspintomografie belegen diagnostisch dann die zugrunde liegende Pathologie.

Die Therapie ist chirurgisch und besteht in der Regel in der offenen Resektion. Bei einem derartigen konventionellen offenen Vorgehen gilt es jedoch, auf die nahe räumliche Beziehung zu den neurovaskulären Strukturen zu achten [5].

In der vorliegenden Arbeit schildern wir unsere diagnostischen und therapeutischen Erfahrungen mit diesem Krankheitsbild.

Material und Methodik

Zwischen 1999 und 2017 wurden 25 Patienten mit einer symptomatischen iliopectinealen Bursa arthroskopisch von uns behandelt. Es handelte sich um 16 Frauen und 9 Männer. Das Durchschnittsalter betrug 57 Jahre (33–78 Jahre). Es handelte sich 17-mal um eine Veränderung im Bereich der rechten Hüfte und 8-mal im Bereich der linken Hüfte.

Die Patienten rekrutierten sich aus unserer Zuweisungsambulanz. In 9 Fällen war die Diagnose bereits zum Zeitpunkt der Zuweisung gesichert. 8 Patienten wurden zur Hüftarthroskopie zugewiesen und im Rahmen der weiteren Bildgebung ergab sich die Diagnose einer iliopectinealen Zyste. Bei 2 Patienten zeigte sich schon auf den mitgebrachten MRT-Bildern der Befund, ohne dass dieses radiologisch entsprechend interpretiert wurde. 5 Patienten wurden mit unklaren Leistenschmerzen zur weiteren Abklärung überwiesen und ein Patient wurde uns von unseren Gefäßchirurgen zugewiesen. Dieser Patient wurde primär auffällig wegen einer Thrombose, welche operativ behandelt wurde. Die weitere Abklärung zeigte bei diesem Patienten als Ursache für die Thrombose eine ausgeprägte iliopectineale Zyste.

Bildgebend wurde die Diagnose 2-mal im Rahmen einer Ultraschalluntersuchung verifiziert (Abb. 1). 23-mal erfolgte eine Diagnosesicherung durch kernspintomografischen Befund. Die Zyste kann ein-, aber auch vielkammerig angelegt sein (Abb. 2, 3).

Als identifizierbare Ursache für die iliopectineale Bursitis lag bei 18 Patienten eine Coxarthrose im Kellgren-Lawrence-Stadium 1–3 vor (Abb. 4). Bei einem Patienten lag eine Femurkopfnekrose vor und bei 6 Patienten fanden sich rheumatoide Arthritiden.

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