Informationen aus der Gesellschaft - OUP 07-08/2015

Eine Reise durch soziale und medizinische Kontraste
Reisebericht über die Deutsch-Lateinamerikanische Fellowship der DGOOC

Letzte Station unserer Reise über den südamerikanischen Kontinent war die „Cidade maravilhosa“. Tropische Hitze sowie Polizei und Wachpersonal allerorts empfingen uns. Für die ersten beiden Tage hatte der aktuelle Präsident der SLAOT, Prof. Sergio Franco, eine Hospitation im städtischen Krankenhaus Miguel Couto für uns vorgesehen. Dieses Krankenhaus der Maximalversorgung ist in Brasilien eine Referenz im Bereich der Traumatologie. Alle Bürger Brasiliens sind über Steuergelder krankenversichert, was auch den Einwohnern der Favelas (Armensiedlungen) Zugang zu medizinischer Versorgung gewährleistet.

Die Morgenbesprechung der Abteilung fand in lockerem Rahmen statt, die Fälle der Nacht wurden mit bereits vorliegenden postoperativen Röntgenbildern präsentiert. Im Rahmen unseres Besuchs traten die Unterschiede zwischen öffentlichen und privaten Kliniken bzw. unseren Standards deutlich zu Tage: Neben dem schlechten Zustand der Gebäude entsprechen die technischen Geräte, aber auch die hygienischen Verhältnisse auf den Stationen und im Operationssaal nicht unseren Vorstellungen. Erwähnenswert ist das große Engagement der brasilianischen Kollegen, die trotz schwieriger Umstände, mit viel Herzblut und Freude ihrer Arbeit nachgehen.

Das Kontrastprogramm war am darauffolgenden Tag ein Besuch bei Prof. Sergio Franco in seiner Privatklinik: Perfekte Ausstattung im Stile eines Luxus-Hotels zur Unterbringung der Patienten. Hygienische und operative Standards entsprechen unseren Maßstäben. Aufgrund von Zulassungsbeschränkungen durch die zuständige Behörde, haben aber selbst Privatkliniken häufig nicht die neuesten Implantate zur Verfügung. Damit sollen Ärzte gezwungen werden, auf inländische (nachgemachte) Produkte auszuweichen. Unser Abschlussabend fand mit den Kollegen in einer landestypischen „Churrascaria“ statt: Hier werden laufend köstliche Fleischspezialitäten, frisch gegrillt am Spieß, serviert.

Am letzten Tag unserer Reise hatten wir Gelegenheit, die Gastgeberstadt der kommenden Olympischen Sommerspiele, zu erkunden. Wunderbare Höhepunkte wie die Christus-Statue auf dem Corcovado, der Zuckerhut, die Strände von Copacabana und Ipanema und der Fußballtempel „Maracana“ bestärkten unseren Eindruck einer „Cidade maravilhosa“.

Wir sind sehr dankbar, dass wir diese faszinierenden Länder mit so vielen verschiedenen Gesichtern und Landschaften kennenlernen durften. Unbezahlbar waren die Einblicke und die Erfahrung, mit den dortigen Kollegen am Arbeitsalltag teilzunehmen und insbesondere persönliche Kontakte knüpfen zu können.

Wir möchten uns bei der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und orthopädische Chirurgie für die Ausschreibung dieses Stipendiums herzlich bedanken, bei Prof. Dr. Werner Siebert und Dr. Anne Reiss für die Betreuung aus Deutschland und insbesondere bei den so gastfreundlichen südamerikanischen Kollegen, dass sie uns so einen tiefen Einblick in ihre Arbeit gegeben haben. Wir können eine Bewerbung für dieses Stipendium nur wärmstens empfehlen.

Babak Moradi

Philipp Bergschmidt

Clemens Baier

SEITE: 1 | 2