Originalarbeiten - OUP 05/2012

Frühe und mittelfristige klinische Ergebnisse nach
Versorgung mit einer MiniHip-Kurzschaftprothese
Early and midterm clinical results with the MiniHip
short stem replacement

J. Jerosch1, C. Grasselli2, C. Kothny3

Studienziel: In der vorliegenden Studie wird über die frühen und mittelfristigen klinischen Ergebnisse nach Implantation eines zementfrei metadiaphysär verankerten Kurzschaftsystems an der Hüfte berichtet.

Material und Methode: Eingeschlossen wurden 186 Koxarthrosehüften, die in zwei Krankenhäusern mit einer metadiaphysär verankernden Kurzschaftprothese (MiniHip, Corin) versorgt wurden. Es wurden präoperative und postoperative standardisierte Scores (Oxford Hip Score – OHS, Hip Dysfunction and Osteoarthritis Outcome Score – HOOS) zur Abklärung der Hüfte und der Lebensqualität (EQ-5D) erhoben.

Ergebnisse: Der Oxford Hip Score (OHS) steigerte sich von einem präoperativen Mittelwert (MW) 17,63 auf einen MW von 44,22 im ersten postoperativen Jahr (180 Hüften). Im zweiten Jahr lag der MW bei 45,74 (94 Hüften), im dritten Jahr steigerte er sich auf 46,20 (15 Hüften). Der HOOS konnte im ersten Jahr von präoperativ 29,91 im MW auf 96,20 (180 Hüften) gesteigert werden. Die Zweijahreskontrolle ergab einen MW von 94,30 (94 Hüften), der Dreijahres-Mittelwert lag bei 95,72 (15 Hüften). Der EQ-5D ergab im MW postoperativ eine Einschätzung des eigenen Gesundheitszustandes von 77,66 (visuelle Analogskala 0–100). Im Laufe der Studie kam es zu 2 aseptischen Schaftlockerungen.

Schlussfolgerung: Unsere frühen und mittelfristigen klinischen Ergebnisse unterstützen die Verwendung dieses zementfrei metadiaphysär verankerten Kurzschaftsystems an der Hüfte. Weitere klinische als auch radiologische Nachuntersuchungen sind notwendig, um die langfristigen Erfolgsaussichten dieser Versorgungsmethode abzuleiten.

Schlüsselwörter: primärer Hüftgelenkersatz, Kurzschaft-Endoprothese, klinische Ergebnisse

Aim: The purpose of the study was to analyse short- and medium-term results of a cementless short stem hip joint endoprosthesis.

Material and Methods: 186 cases at two hospitals were included for clinical follow-up. 180 patients were available for clinical follow-up with standardized scores (Oxford-Hip Score (OHS), Hip Dysfunction an Osteoarthritis Outcome Score (HOOS), EQ-5D – Score). The scores were caught preoperatively and postoperatively every year.

Results: The Oxford Hip Score increased from a preoperative average of 17.63 to a postoperative average of 44.22 within the first year (180 hips). The postoperative average was 45.74 within the second (94 hips), and 46.20 within the third year (15 hips). The HOOS rose from a preoperative average of 29.91 to 96.20 (180 hips) within the first year. After two years the HOSS had an average of 94.30 (94 hips) and 95.72 (15 hips) after three years. The EQ-5D showed a postoperative average of 77.66 points for the 180 patients. At the time of the last follow-up two stems had aseptic loosening.

Conclusion: Our results support the use of the investigated cementless metadiaphyseal anchoring short stem system. Further clinical and radiological follow-up is necessary to validate the long-term success of this short stem.

Keywords: primary hip arthroplasty, short stem endoprosthesis, clinical results

Einleitung

Bei dem jüngeren Coxarthrosepatienten stehen mit dem Oberflächenersatz und den sogenannten Kurzschaftprothesen Implantatkonzepte zur Verfügung, die mit dem Anspruch einer knochenerhaltenden Versorgungstechnik im proximalen Bereich des Femurs entwickelt wurden. Gleichzeitig sollen sie den Anspruch eines langfristigen Versorgungsziels bei den meist noch jüngeren Patienten erfüllen.

Obwohl Kurzschaftsysteme für die Hüftendoprothetik schon seit mehr als 30 Jahren bekannt sind, erleben diese erst in den letzten Jahren eine weite Verbreitung. Dieses hat viele Gründe und mag zum Teil daran liegen, dass sich die anfängliche Euphorie bezüglich des Hüftoberflächenersatzes gelegt hat.

Kurzfristige DEXA-Verlaufsbeobachtungen geben bei den Kurzschaftprothesen im Vergleich zu proximal verankerten Standardschäften den Hinweis auf eine anfänglich geringere Reduktion der metaphysär periprothetischen Knochendichte [1]. Langfristige Untersuchungen in dieser Hinsicht mit eventuellen Aussagen über Sekundärstabilität stehen hier noch aus.

Diese Untersuchungen unterstützen grundsätzlich die Philosophie des Kurzschaftprothesendesigns. Die wesentliche Krafteinleitung erfolgt u.a. durch eine rotationsstabile mediale-metaphysäre Abstützung am Kalkar. Als Führungsfunktion während der Implantation dienend, soll der distale Anteil auch primäre Stabilität an der lateralen Kortikalis anliegend geben. Natürlich kann das Ziel einer langfristigen problemlosen Versorgung des Patienten nur erfolgen, wenn das Alter und die dementsprechende Knochenqualität das Verankerungskonzept zulässt.

Zu berücksichtigen ist hierbei jedoch, dass Kurzschaftprothese nicht gleich Kurzschaftprothese ist. Es gibt hier erhebliche Unterschiede hinsichtlich der Resektionshöhe (schenkelhalserhaltend, schenkelhalsresezierend und schenkelhalsteilerhaltend) und des Verankerungsprinzips [2].

Anfangs ging es bei den Kurzschaftdesigns vor allem um knochensparende Schaftprothesen, vornehmlich für jüngere Patienten, um ein Stress-Shielding im proximalen Femurschaft zu verhindern [3]. Es war das Ziel mit diesen schenkelhalserhaltenden Kurzschaftprothesen mit rein metaphysär verankerten Systemen (Druckscheibenprothese, Spiron-Prothese), eine gute Primärstabilität und Osteointegration zu erreichen [4–6]. Ein Nachteil dieser Systeme ist jedoch, dass intraoperative Anpassungen an die individuelle Anatomie und Biomechanik nur sehr bedingt möglich sind.

Bei den späteren schenkelhalsresezierenden Kurzschaftprothesen wurde eine metadiaphysäre Verankerung gewählt, wobei die Führungsfunktion bei der Implantation vornehmlich der distale diaphysäre Schaftanteil übernimmt; zusätzlich dient dieser der primären Stabilisierung durch die Anlage an der dorso-lateralen diaphysären Femurkortikalis. In der Philosophie der Kurzschaftsysteme gab es auch die Vorstellung, dass die Inzidenz periprothetischer Frakturen reduziert werden könnte [7]. Das klassische Beispiel hierfür ist die Mayo-Prothese.

Bei manchen Modellen wurde jedoch systembedingt eine Tendenz zur Valgisierung des CCD-Winkels und einer damit einhergehenden Reduzierung des Offset beobachtet.

Neuere Systeme versuchen diesen systembedingten Nachteil aufgrund der gewählten Geometrie und Abmessungen zu vermeiden [8].

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