Originalarbeiten - OUP 05/2012

Frühe und mittelfristige klinische Ergebnisse nach
Versorgung mit einer MiniHip-Kurzschaftprothese
Early and midterm clinical results with the MiniHip
short stem replacement

Der Vorteil des weniger invasiven Vorgehens bei diesen neueren Systemen mit Schonung des trochantären Bereiches sowie der pelvi-trochantären Muskulatur ist wünschenswert, jedoch muss die langfristige Sekundärstabilität mit eventuellen proximalen femuralen Umbauprozessen beobachtet werden.

Fragestellung: In der vorliegenden Studie sollen die frühen und mittelfristigen klinischen Ergebnisse nach Implantation einer zementfreien schenkelhalsteilerhaltenden Kurzschaftprothese (MiniHip) bewertet werden.

Material und Methoden

In der vorliegenden Untersuchung wurden 186 Coxarthrosehüften, die mit der MiniHip (Corin, Deutschland) versorgt wurden, erfasst. Die Operationen erfolgten an zwei verschiedenen Krankenhäusern in den Jahren 2008 bis 2010. Die Versorgung erfolgte in Rückenlage durch insgesamt neun erfahrene Operateure. In allen Fällen handelte es sich um einen antero-lateralen Zugang. Die Nachbehandlung erfolgte mit Frühmobilisation am ersten postoperativen Tag. Der postoperative und rehabilitative Behandlungsablauf unterschied sich nicht zu dem einer zementfreien Standardversorgung.

Beim verwendeten Schaftsystem handelte es sich um das Kurzschaftsystem MiniHip der Firma Corin (Abb. 1). Hierbei handelt es sich um eine metadiaphysär verankernde Kurzschaftprothese mit metadiaphysärer Krafteinleitung. Wie andere Kurzschaftprothesen beruht das Prinzip der MiniHip-Prothese auf dem Erhalt des größten Teils des Schenkelhalses (schenkelhalsteilerhaltend). Die Trochanter major-Region wird völlig unangetastet belassen und das metaphysäre Femur intramedullär nicht aufgeraspelt, sondern die Spongiosa komprimiert. Das Design des Implantates ermöglicht eine „round the corner“-Technik, die der natürlichen Krümmung des medialen Kalkar folgt und so einen Bruch des Trochanter major oder die oben aufgeführte Knochenresektion in diesem Bereich verhindern soll. Die Titan-Prothese mit einem 12/14 mm Konus gibt es in neun verschiedenen Größen. Der CCD-Winkel der Prothese hängt von der Implantation ab und ist nicht starr durch das Prothesendesign vorgegeben. Dabei ist die Osteotomie am Schenkelhals im Bezug auf den Abstand zur Fossa piriformis zu variieren (Abb. 2).

Bei allen Patienten wurde der Schaft mit einem zementfreien Pfannensystem kombiniert. Die klinischen Nachuntersuchungen fanden im Sommer und Herbst 2011 in den zwei Krankenhäusern statt. Die klinische Untersuchung erfolgte durch eine unabhängige Person. Komplikationen mit Zeitpunkt des Auftretens und das notwendige Therapieverfahren wurden auch bei Untersuchungen vor diesem Nachuntersuchungszeitraum dokumentiert.

Klinisch wurden die Patienten untersucht, die individuelle Hüftsituation wurde standardisiert mit dem Oxford Hip Score (OHS) und dem Hip Dysfunction and Osteoarthritis Outcome Score (HOOS) erfasst. Beides sind international bekannte und standardisierte Fragebögen. Der Oxford Hip Score ist ein gelenkbezogener Score mit Multiple Choice-Fragen für den Patienten. Der HOOS ist in seinem Aufbau komplexer gestaltet und deckt mehrere Merkmale in Bezug auf das subjektive Hüftempfinden ab. Hierbei werden die Dimensionen „Symptome“, „Steifigkeit“, „Schmerzen“, „Funktion im täglichen Leben“, „Sport und Freizeit“ sowie „Lebensqualität“ abgedeckt. Der HOOS ist somit vor allem bei jüngeren Patienten in seiner Komplexität breiter aufgestellt und bietet uns die Möglichkeit, die Situation jüngerer Patienten besser einzuschätzen.

Die postoperative subjektive Lebensqualität wurde auch anhand des EQ-5D abgefragt. Dabei handelt es sich um ein einfaches generisches Instrument zur Messung und Bewertung des subjektiven Gesundheitszustandes, das von einer internationalen und interdisziplinären Forschergruppe entwickelt wurde [9, 10]. Entsprechend dem Konzept der gesundheitsbezogenen Lebensqualität erfasst der EQ-5D die physische, psychische und soziale Dimension von Gesundheit [11]. Der EQ-5D umfasst fünf Fragen (Merkmale), die sich auf Probleme in den Dimensionen „Beweglichkeit/Mobilität“, „Selbstversorgung“, „alltägliche Tätigkeiten“, „Schmerzen/körperlichen Beschwerden“ und „Angst/Niedergeschlagenheit“ beziehen. Für jede Frage gibt es drei ordinal skalierte Antwortlevels (1 = keine Probleme; 2 = mäßige Probleme; 3 = extreme Probleme). Zusätzlich muss der Befragte den eigenen Gesundheitszustand auf einer visuellen Analogskala (VAS) einschätzen. Die VAS umfasst Werte zwischen 0 und 100, wobei 0 dem denkbar schlechtesten und 100 dem denkbar besten Gesundheitszustand entsprechen.

Die Validität und Reliabilität des EQ-5D wurden sowohl für zahlreiche Krankheitsgruppen als auch für die Allgemeinbevölkerung nachgewiesen. Somit dient dieser in einigen Ländern zur Messung des Gesundheitszustandes der Allgemeinbevölkerung und zur Analyse von soziodemografischen Einflussfaktoren auf die Gesundheit.

Ergebnisse

Insgesamt wurden 180 Coxarthrosehüften klinisch nachuntersucht. Neun Patienten wurden bilateral mit einem MiniHip-Schaft versorgt.

Das Patientenalter betrug im Mittel 59,2 Jahre (32 bis 82 Jahre). Die Geschlechtsverteilung zeigte 88 Frauen und 92 Männer. In 95 Fällen handelte es sich um die rechte Hüfte, in 85 Fällen um die linke Hüfte. Die beiden teilnehmenden Krankenhäuser stellten 107 bzw. 73 Coxarthrosehüften.

Ein Patient wurde mit der Schaftgröße 1 versorgt (0,56%), die Schaftgröße 2 fand sich bei keinem der untersuchten Patienten. Schaftgröße 3 wurde bei 15 (8,53%), 4 bei 27 (15,17%) der Patienten implantiert. Am häufigsten war Schaftgröße 5 bei 54 (29,86%) gefolgt von Schaftgröße 6 bei 42 (23,22%) Patienten. In 20 Fällen (10,90%) wurde eine Schaftgröße 7, in 17 Fällen (9,48%) eine Schaftgröße 8 gewählt. Nur 4 (2,34%) Patienten wurden mit der Schaftgröße 9 versorgt (Abb. 3).

Keiner der gefragten Patienten lehnte die Teilnahme an der klinischen Nachuntersuchung ab.

Insgesamt konnten 180 Hüften in die Einjahresergebnisse, 94 Hüften in die Zweijahresergebnisse und 15 Hüften in die Dreijahresergebnisse eingeschlossen werden.

Die funktionellen Scores konnten bei 180 Hüften für den Oxford Hip Score und 107 Hüften für den HOOS präoperativ aufgezeichnet werden. Der OHS lag im MW präoperativ bei 17,63 (Median 18; Max 24; Min 9), der präoperative HOSS bei 29,91 (Median 32,5; Max 44,4; Min 12,5).

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