Übersichtsarbeiten - OUP 10/2014

Gangabweichungen bei Pes equinus
Gesperrte Plantarflexion in der Orthetik – ein Dinosaurier der OrthopädietechnikBlocked plantar flexion in orthotics – a dinosaur in orthopaedic technology?

Es ist selbstverständlich, dass solche komplexen und tiefgreifenden Veränderungen in die Bewegungsstruktur nur umzusetzen sind, wenn alle Beteiligten wie Ärzte, Therapeuten, Orthopädietechniker, Patient sowie Angehörige dieses Versorgungskonzept gemeinsam unterstützen. Auch der Austausch innerhalb des gesamten Behandlungsteams wird dadurch deutlich vereinfacht.

Ergebnis und
Schlussfolgerung

Die nachhaltige Behandlung des Patienten steht im Mittelpunkt. Um eine dauerhafte Verbesserung im Alltag zu erreichen, müssen die Patienten die Maßnahmen zu Veränderungen ihres Gangbilds verstanden und erfahren haben. Unterstützend wird das durch die Visualisierung des Gangzyklus erreicht. Viele positive Wiederholungen der gesamten Gehbewegung oder auch nur einzelner Phasen machen eine neue neurologische Steuerung erst möglich und stoßen den Veränderungsprozess an. Auch eine langfristige Planung der Maßnahmen ist bei der Beurteilung jeder einzelnen Gangphase möglich.

Besonders wichtig ist es, betroffene Kinder sehr früh in ihrer Entwicklung zu unterstützen, damit sie die physiologische Bewegung richtig lernen und kein pathologisches Gangmuster entsteht. Dies lässt sich jedoch nur realisieren, wenn alle Beteiligten dieses Versorgungskonzept gemeinsam umsetzen. Alle Maßnahmen, auch die physiotherapeutischen Behandlungen und Trainingsprogramme, müssen deshalb gezielt auf die Erkenntnisse der Bewegungsanalyse ausgerichtet sein.

Durch regelmäßige Kontrollaufnahmen werden die Veränderungen in den einzelnen Gangphasen direkt sichtbar, und auch die Orthesen können dabei genau überprüft werden. Sie geben dem Patienten mehr Stabilität und Sicherheit beim Gehen. Der Energieverbrauch wird reduziert, die Gehstrecke verlängert sich und die Gehgeschwindigkeit kann erhöht werden.

Das orthopädietechnische Konzept von Adviva hat bereits bei zahlreichen Patienten zum Erfolg geführt.

Fallbeispiel

Die Abbildungen 5 und 6 zeigen die Gangveränderungen in verschiedenen Gangphasen: Das Kind hat eine unilaterale CP mit CMFCS Level 1. Er zeigt im Initialen Bodenkontakt barfuß einen Vorfußkontakt und mit Unterschenkelorthese den ersten Kontakt mit der Ferse und hat damit einen korrekten Fersenkipphebel. Das Absinken des Fußes aktiviert die prätibiale Muskulatur, die wiederum das Knie in leichte Flexion führt, um eine korrekte Stoßdämpfung beim Gehen zu haben.

In „Terminal Stance“ (Abb. 6) ist barfuß eine zu späte Fersenanhebung zu sehen. Dies lässt auf eine zu schwache Wadenmuskulatur schließen. Mit der Orthese entsteht eine bessere Position (Abb. 8). Die Schnittlänge wird angeglichen und der Körperschwerpunkt liegt weiter vorne, um aktiver gehen zu können.

Die Orthese gibt dem Kind Sicherheit und Energie zurück, sodass Rennen möglich wird. Die Potenziale werden gezielt unterstützt. Die Orthese wird zum Trainingsgerät, um die Bewegungsabläufe besser steuern zu können und die Koordination zu verbessern. Die Spastik in der Wade ist gehemmt und es kommt zu keiner Kontraktur durch Immobilisation. Gezielter Muskelaufbau unterstützt die Gangtherapie.

Interessenkonflikt: Der Autor ist Mitentwickler des Konzepts und Mitinhaber der Firma Adviva.

Korrespondenzadresse

Gerhard Biber

Orthopädietechnik-Meister

Maaßstraße 32/2

69123 Heidelberg

biber@adviva-info.de

Literatur

1. Götz-Neumann, K. Gehen Verstehen -Ganganalyse in der Physiotherapie. Stuttgart: Thieme Verlag, 3. A. 2011

2. Perry J. Gait Analysis: Normal and Pathological Function. Slack Inc., 2. A. 2010

Fussnoten

1 Adviva GmbH, Heidelberg

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