Übersichtsarbeiten - OUP 06/2020

Hyaluronsäure intraartikulär bei Gonarthrose*
Katamnestische Erhebungen zur Effizienz

Annemieke Heisel, Jürgen Heisel

Zusammenfassung:
Katamnestische Auswertung von 170 symptomatischen Gonarthrosepatienten der Jahre 1994–2014,
die im Zuge einer konservativen Therapie insgesamt 317 intraartikuläre Injektionsserien mit Hyaluronsäurepräparaten (216 behandelte Kniegelenke) erhielten. Ein gutes Ergebnis mit weitgehender Beschwerde freiheit über zumindest 6 Monate wurde in 67,8 % der Fälle erreicht, in 12,3 % wurde ein schlechtes Resultat verzeichnet. Wesentliche Komplikationen wurden nicht beobachtet. In 19 Fällen (8,8 %) war bei Abschluss der Studie (2016) zwischenzeitlich ein alloplastischer Gelenkersatz durchgeführt worden.

Das Behandlungsergebnis korrelierte mit dem Lebensalter, dem Arthrosegrad des betroffenen Kniegelenks
sowie dem Body-Mass-Index, nicht jedoch mit dem Geschlecht. Patienten mit überwiegend femoropatellaren Veränderungen waren zufriedener als solche mit femorotibialen Knorpeldegenerationen.

Es bleibt zu folgern, dass eine intraartikuläre Hyaluronsäure-Applikation im Falle einer Gonarthrose durchaus einen akzeptablen Stellenwert in der konservativen Behandlung besitzt.

Schlüsselwörter:
Gonarthrose, intraartikuläre Hyaluronsäure-Applikation

Zitierweise:
Heisel A, Heisel J: Hyaluronsäure intraartikulär bei Gonarthrose. Katamnestische Erhebungen
zur Effizienz. OUP 2020; 9: 374–378
DOI 10.3238/oup.2020.0374–0378

Summary: Catamnestic examination of 170 patients with symptomatic arthritis of the knee joint (1994–2014), who received 317 intraarticular injection series of hyaluronic acid (216 treated knee joints). A good result (free of pain for at least 6 months) was achieved in 67.8 %, 12.3 % showed a poor result. There were no severe complications. At the end of the study (2016) an alloplastic joint replacement of the knee had been performed in 19 cases (8.8 % of the treated knees). We could prove a correlation of the result with the age of the patient, the stage of the arthritis as well as the body-mass-index, not with the sex. Patients with mostly femoropatellar changes showed more satisfactory results than patients with femorotibial joint destructions. All in all we may conclude, that the intraarticular application of hyaluronic acid in case of patients with symptomatic knee arthritis may be recommended.

Keywords: arthritis of the knee, intraarticular application of hyaluronic acid

Citation: Heisel A, Heisel J: Intraarticular application of hyaluronic acid in patients with knee arthritis catamnestic examination to prove the efficiency. OUP 2020; 9: 374–378 DOI 10.3238/oup.2020.0374–0378

* Nach einem Vortrag auf der 65. Jahrestagung der VSOU in Baden-Baden 2017

A. Heisel, J. Heisel: Grafenberg

Einleitende Vorbemerkungen

Hyaluronsäure ist ein natürlich im Organismus vorkommendes Makromolekül mit nur teilweise gesicherten Wirkeffekten. Im Gelenk soll diese zum einen eine mechanische Funktion besitzen, indem sie der Formgebung und Stoßdämpfung im Gelenkknorpel dient. Außerdem soll sie eine biologische Funktion erfüllen im Sinne der Ernährung des Gelenkknorpels und des Schutzes vor Proteoglykanverlust aus der Knorpelmatrix. In der Literatur wird die Effizienz einer Viskosupplementation mit Hyaluronsäurepräparaten teilweise kontrovers diskutiert, überwiegend jedoch positiv beurteilt [7].

Kasuistik

Bei der vorliegenden Studie handelt es sich um eine retrospektive Analyse des Krankenguts der orthopädischen Abteilung der Fachkliniken Hohenurach in Bad Urach der Jahre 1994–2014. Es wurden 170 Patienten mit insgesamt 216 behandelten Kniegelenken ausgewertet (insgesamt 317 Injektionsserien; 1–8 Einzelinjektionen in einwöchigem Abstand); es handelte sich jeweils um das gleiche synthetisch hergestellte Präparat. Während der Hyaluronsäurebehandlung erfolgten keine antiphlogistische Begleitmedikation und keine Physiotherapie.

Es fanden 93 (54,7 %) Männer und 77 (45,3 %) Frauen Aufnahme in die Studie. Zum Zeitpunkt der ersten Hyaluronsäure-Injektion betrug das Durchschnittsalter 63,4 Jahre.

Der durchschnittliche BMI von 28,9 kg/m² der Patienten zählt zum Grad der Präadipositas (25–29,9 kg/m² ). Bei Erstinjektion wurde ein durchschnittlicher Arthrosegrad zwischen II und III nach Kellgren und Lawrence verzeichnet. Insgesamt fanden 121 (56,0 %) femorotibial betonte und 95 (44,0 %) femoropatellar betonte Arthrosen Einschluss in die Studie.

Die Ergebnisauswertung erfolgte nach subjektivem Befinden und nach klinischem Befund nach Abschluss der jeweiligen Injektionsserie im Zuge der Wiedervorstellung in der ambulanten Sprechstunde. Als gutes Ergebnis wurde eine weitgehende Beschwerdefreiheit (> 6 Monate) auch unter Belastung, keinerlei Binnenreizzustand im Knie und keine Funktionsverschlechterung des Kniegelenks gewertet. Damit war das Behandlungsziel voll erreicht. Als befriedigend wurde verzeichnet, wenn es zwar zu einer Beschwerdebesserung (< 6 Monate) gekommen war, allerdings noch Restbeschwerden unter Belastung bestanden, aber kein Binnenreizzustand und keine Funktionsverschlechterung vorlagen. Hier war das Behandlungsziel teilweise erreicht. Kam es zu keiner Befundverbesserung bzw. bestand ein Binnenreizzustand fort, so wurden das Behandlungsziel nicht erreicht und das Ergebnis als schlecht dokumentiert.

Ergebnisse

Bei 1268 durchgeführten Einzelinjektionen kam es in einem Fall (0,08 %) zu einer fraglichen allergischen Komplikation, nach 17 Einzelinjektionen (1,34 %) wurde ein temporärer Reizzustand im Knie verzeichnet.

In insgesamt 215 (67,8 %) Fällen wurde ein gutes Ergebnis verzeichnet, dabei kam es 29-mal bereits nach der ersten bis zweiten Injektion zu einer Beschwerdebesserung. Als befriedigendes Ergebnis wurden 19,9 % der Fälle dokumentiert, ein schlechtes lediglich in 12,3 % (Tab. 1). Zum Abschluss der Studie war zwischenzeitlich bei 19 Patienten (8,8 % der behandelten Kniegelenke) ein alloarthroplastischer Ersatz durchgeführt worden.

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