Informationen aus der Gesellschaft - OUP 01/2015

Interview mit beiden Kongresspräsidenten
63. Jahrestagung 2015 der VSOU in Baden Baden

Herr Prof. Horstmann, Sie waren viele Jahre Mannschaftsarzt des VFB Stuttgart. In den Medien ist immer häufiger von Verletzung der Profisportler zu lesen. Worauf ist dies Ihrer Meinung nach zurück zu führen? Trifft das Sprichwort „Sport ist Mord“ auch auf den Breitensport zu?

Horstmann: Nicht nur in der Arbeitswelt, sondern auch im Profisport findet eine zunehmende Verdichtung und Beschleunigung der zu leistenden Aktivitäten statt. Darüber hinaus ist auch in der Freizeit durch die wachsenden Medien und sozialen Netzwerke eine ständige Präsenz, vor allem der jüngeren Generation, gewollt und gefordert. Dies zusammen erschwert die unbedingt nötige Regeneration von Körper und Geist. Dazu kommt auch die, vor allem im Fußball, deutlich dynamischere Spielweise mit Schaffung von Überzahl in Ballnähe, ständigem Verschieben und schnellem Umschalten. Diesem erhöhten Anspruch wird versucht, durch Athletiktraining und Verbreiterung des Kaders auf hohem Niveau gerecht zu werden, die Belastbarkeit der einzelnen Gewebestrukturen kann jedoch nur begrenzt verschoben werden.

Hier liegt auch das Problem im Breitensport. Letztendlich werden auch dort die vernünftigen Grenzen sowohl im Training als auch im Wettkampf gelegentlich gewollt, oft aber unbewusst, überschritten. Auf die „richtige Dosis“ wird leider nicht immer Acht gegeben. Und auf die kommt es ja bekanntermaßen an.

45 % der Mediziner sind weiblich, bei den Studienanfängern sogar 70 % – in der Orthopädie und Unfallchirurgie sind Frauen jedoch selten vertreten. Sind Sie um den Nachwuchs in Ihrem Fachgebiet allgemein besorgt?

Bühren: Besorgt bin ich nicht und der Anteil weiblicher Berufsanfänger steigt stetig. Die Orthopädie und Unfallchirurgie zählt zu den attraktiven Fächern, nicht zuletzt auch durch die enorme fachliche Breite und das große Spektrum möglicher Berufsausübungen vom Vollkliniker bis zur ausschließlich konservativen Tätigkeit. Viele angehende Ärzte und Ärztinnen sind von den Möglichkeiten der akuten ärztlichen Hilfeleistung in der Unfallchirurgie fasziniert, andere spezialisieren sich auf eine der vielen Facetten des Fachgebiets. Gerade die große Flexibilität der Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten sowie der Tätigkeitsfelder macht das Fach für den weiblichen Nachwuchs attraktiv, was im Gegenzug auch für den zunehmend familienorientierten männlichen Nachwuchs gilt.

Die Frühjahrstagung ist für ihr erlesenes Rahmenprogramm bekannt. Was wird den Gästen dieses Jahr geboten?

Bühren: Wir müssen gestehen, dass wir nicht sehr lange überlegt haben. Das Präsidium der VSOU hat zwei im tiefsten Oberbayern lebende Präsidenten mit der Organisation betraut, die diese auch mit dem entsprechenden Lokalkolorit versehen werden. Der Festabend wird unter dem Motto „Oktoberfest im Mai“ stehen. Mit entsprechender Stimmung unter trotzdem erhaltenem Niveau wird allen Altersklassen etwas geboten. Die verpflichteten Musiker werden die Region unüberhörbar präsentieren; zum Tanz aufspielen wird die für viele beste Oktoberfestband – so viel sei verraten.

Herr Professor Bühren, Herr Professor Horstmann, vielen Dank für das Gespräch.

Kurzbiografien der Präsidenten

Prof. Dr. med. Volker Bühren studierte Medizin an der Medizinischen Hochschule Hannover. Facharztausbildung zum Chirurgen an Krankenhäusern in Hannover, u.a. in der Medizinischen Hochschule Hannover und zuletzt am Nordstadt-Krankenhaus.

Wechsel in die Unfallchirurgie 1983 an die Universitätskliniken des Saarlands unter Prof. Dr. med. O. Trentz mit Erwerb der Schwerpunktbezeichnung Unfallchirurgie, Ernennung zum Oberarzt 1985, zum Leitenden Oberarzt 1989 und zum kommissarischen Direktor der Klinik 1991. Habilitation im Fach Chirurgie 1991, 1994 Ernennung zum außerplanmäßigen Professor.

1993 Ernennung als Ärztlicher Direktor der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik Murnau, seit 2009 auch Klinikgeschäftsführer. Seit 2008 zudem Chefarzt der Abteilung Unfallchirurgie am Klinikum Garmisch-Partenkirchen. Klinische Hauptinteressen neben der klassischen Unfallchirurgie sind Wirbelsäulen- und Beckenfrakturen sowie die Komplikationschirurgie. Tätigkeit in mehreren wissen-schaftlichen Gesellschaften, u.a. Vorsitzender der Bayrischen Chirurgenvereinigung und Präsident der AIOD Deutschland, Boardmitglied AFOR- und OTC-Stiftung.

Prof. Dr. med. Thomas Horstmann studierte Medizin und Sportwissenschaft an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg. Die Facharztausbildung zum Orthopäden absolvierte er an der Medizinischen Klinik und Poliklinik der Universität Tübingen. 1999 erhielt er die Venia Legendi für das Fach Orthopädie. 2004 verlieh man ihm die C3-Professur für Sportorthopädie der Universität Tübingen. Seit 2010 fungiert er als Extraordinarius für Konservative und Rehabilitative Orthopädie, Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaft, Technische Universität München. Seit 2004 ist er als Ärztlicher Leiter Bereich Sportorthopädie, Abteilung Sportmedizin und seit 2008 als Chefarzt für Orthopädie, Unfallchirurgie und Sport-medizin der Medical Park St. Hubertus Klinik, Bad Wiessee tätig.

Prof. Horstmann ist Mitglied in zahlreichen wissenschaftlichen Gesellschaften und Organisationen, u.a. seit 2003 im Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin (DGSP). Von 1999 bis 2005 betreute er die Fußball Profis des VFB Stuttgart, 2006 war er Local Medical Officer der FIFA-Fußball WM in Deutschland am Spielort Stuttgart.

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