Übersichtsarbeiten - OUP 06/2020

Langzeitergebnisse mit einer schenkelhalsteilerhaltenden Kurzschaftprothese (MiniHip, Corin)

Unsere radiologischen Langzeitergebnisse mit einer physiologischeren Krafteinleitung und reduziertem Stress-shielding konnten für den Minihip-Schaft auch in einigen densitometrischen Untersuchungen 1 bis 2 Jahre nach der Implantation des Schaftes nachgewiesen werden [12, 33]. Die durchaus auch in diesen Studien nachgewiesene, initiale Knochenresorption innerhalb der ersten 3 Monate war dennoch noch geringer ausgebildet, als bei anderen konventionellen zementfreien System [13, 18, 22, 31]. Im weiteren Verlauf zeigte sich ein deutliches Knochenremodelling innerhalb der proximalen Grünzonen innerhalb der nächsten Jahre. Hier ergab sich ein deutlicher Knochenerhalt im Vergleich zu Standard-Prothesen [12, 33]. Da der positive Einfluss auf den proximalen Knochen auch innerhalb der ersten 2 Jahre bei der Minihip-Prothese noch vorhanden ist, kann durchaus von einer knochenfreundlichen Prothese gesprochen werden [33].

Vergleichbare Ergebnisse zeigten sich auch bei den densitometrischen Untersuchungen anderer schenkelhalsteilerhaltender Prothesen. Diese Systeme demonstrierten auch ein deutlich geringeres Knochenremodelling in den proximalen Grünzonen als Standard-Prothesen [23,38]. Aufgrund dieses positiven osteogenen Verhaltens ist es nicht verwunderlich, dass Banerjee et al. [2] eine deutlich geringere Frequenz an Oberschenkelschmerzen bei Kurzschaftprothesen im Vergleich zu Standard zementfreien Prothesen dokumentierte.

Ein weiterer interessanter Fakt ist, dass wir in unserer Studie keine Alterslimitation einfügten. Wir haben somit Patienten zwischen 32 und 82 Jahren mit einem Durchschnittsalter von 59,3 Jahren operiert. Initial wurden die Kurzschaftprothesen eher für junge, aktive Patienten mit guter ossärer Substanz in den Markt eingeführt. Die Mehrzahl dieser Prothesen wurden deshalb bei jungen Patienten implantiert [20]. Dies entspricht durchaus auch dem Wunsch der Patienten, hier knochensparender zu arbeiten. Gleichzeitig mag ein Hintergrund hierfür sein, dass bei nicht ausreichenden Langzeitergebnissen eine Zurückhaltung der Operateure vorliegt, einen derartigen Schaft auch bei älteren Patienten zu implantieren. Die von uns vorgelegten Daten scheinen dieses zu widerlegen. Bei adäquater Schaftpräparation (primäres Impaction-grafting) kann der Minihip-Schaft durchaus bei älteren Patienten zur Anwendung gelangen.

Die periprothetische Fraktur stellt eine weitere, klinisch relevante Komplikation nach Hüftendoprothese dar. In unserem Projektiv hatten wir keine einzige derartige Fraktur. Dieses mag daran liegen, dass mit der Kurzschaftprothese das Femur weit weniger ausgesteift wird und ein höheres E-Modul behält, sodass Krafteinleitungen infolge von Stürzen sehr wahrscheinlich zu einer Fraktur führen. Bei Standard-Schäften bedeutet ein zunehmendes Alter jedoch ein erhöhtes Risiko für eine periprothetische Fraktur [39].

In der vorliegenden Untersuchung zeigte die Subgruppenanalyse weder im kurz- noch langfristigen Ergebnis beim HOOS- oder beim OHS-Score einen wesentlichen Unterschied hinsichtlich des Patientenalters. Bezieht man sich nun auf die Überlebensrate, unterschiedliche intra- und postoperative Komplikationen und klinischen Outcome, so ist der konventionelle Schaft immer noch der Benchmark [30], die Minihip-Prothese scheint aber durchaus eine reliable Alternative für jüngere und ältere Menschen zu sein.

Zusammenfassend kann man festhalten, dass die schenkelhalsteilerhaltende Minihip-Prothese auch im 9– bis 10-Jahresverlauf exzellente, klinische Ergebnisse aufweist, eine geringe Komplikationsrate hat sowie radiologisch eine stabile und reliable Schaftfixation sicherstellt. Die Daten zeigen, dass die Minihip-Prothese durchaus vergleichbar ist zu konventionellen Standardschäften und anderen Kurzschaftkonzepten, soweit diese Langzeitergebnisse aufweisen. Sie stellt ein überzeugendes Konzept für eine große Patientengruppe dar.

Interessenkonflikte:

J. Jerosch: Entwickler des dargestellten Produkts, Vortragstätigkeit für Corin

Korrespondenzadresse

Dr. Andreas Breil-Wirth

Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Sportmedizin

Johanna-Etienne-Krankenhaus

Am Hasenberg 46

41462 Neuss

a.breil@ak-neuss.de

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