Medien - OUP 02/2020

Minimalinvasive Wirbelsäulenintervention
Buchrezension

Nach der Erstauflage 2005 und einer Folgeauflage 2009 wurde es höchste Zeit, dass uns der Herausgeber, vielen von uns seit Jahren bekannt für seine vielfältigen und wohlbegründeten Lehrbücher zu vielen wesentlichen Teilbereichen von Orthopädie und Unfallchirurgie, eine umfangreich veränderte Neuauflage vorstellt. Sowohl Co-Herausgeber als auch Kapitelautoren wurden neu bestallt. Darüber hinaus wurde auch die Gliederung komplett neu gestaltet.

Den Fachkapiteln vorangestellt wurde ein kurz gefasstes eigenes Kapitel zu Abrechnungvorschlägen auf dem Boden der Empfehlungen der Gutachterkommission des Berufsverbands Deutscher Neurochirurgen. Hier werden in übersichtlicher Weise EBM und GOÄ sowie entsprechende OPS für eine Vielzahl minimalinvasiver Eingriffe gelistet.

Nach Hinweisen zur multimodalen stationären Schmerztherapie zeigt der Behandlungsalgorithmus beim neuropathischen Schmerzsyndrom das Leistungsspektrum von medikamentösen Therapieformen, der Psychotherapie, Physio- und Ergotherapie bis hin zur interventionellen Therapie auf. Wie unter Ausnutzung der anatomischen Landmarken Injektionen erfolgen können, zeigt uns ein eigenständiges Kapitel, das aus der vielen bekannten Bochumer Schule stammt. Für unter Röntgenkontrolle durchgeführte Therapietechniken folgen spezielle Hinweise zum Strahlenschutz, der nicht nur für Patienten, sondern zuallererst auch für den Behandler selbst bedeutsam ist. Ein sehr kurzes Kapitel befasst sich mit myofaszialen Schmerzen, bevor medias in res gegangen wird und Facettgelenk-Injektionen und die Radiofrequenz-Denervation an HWS, LWS und Iliosakralgelenk abgebildet werden. Dass Facettengelenke auch endoskopisch angegangen werden, ist sicherlich vielen noch nicht ausreichend bekannt. Der heutige Stellenwert der von der Bundesärztekammer vor Jahren als experimentell gebrandtmarkten Kathetertechnik nach Racz wird in einem eigenständigen Kapitel dargestellt. Auch nicht-degenerative Erkrankungen wie Metastasen und Wirbelkörperbrüche bedürfen mitunter minimalinvasiver Verfahren, die in jeweils eigenen Kapiteln abgehandelt werden. Endoskopisch werden heute dekomprimierende und mikrochirurgische Bandscheibenoperationen und sogar Spondylodesen durchgeführt. Lumbal lassen sich Epiduroskopien durchführen und minimalinvasiv auch Ganglien stimulieren. Aufrichtende plastische Verfahren bei Wirbelkörperfrakturen wie die Vertebro- und Kyphoplastie stellen Inhalte eigener Kapitel dar. Auch bestimmte Insuffizienzfrakturen können heute minimalinvasiv versorgt werden.

Das vorliegende Werk spannt in seiner 3. Auflage, aufwendig und hervorragend bebildert, einen großen Bogen über die in den letzten Jahren entwickelten minimal-invasiven Techniken an der Wirbelsäule, die zwischen ganz konservativen invasiven Verfahren wie Injektionen einerseits und offenen Wirbelsäulenoperationen andererseits stehen. Es ist das Verdienst von Jörg Jerosch und seinen national und international bekannten Co-Autoren, dies in einzelnen Kapiteln dem Leser ausgezeichnet vor Augen zu führen.

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