Übersichtsarbeiten - OUP 01/2015

Risikofaktoren in der Entstehung von Achillessehnenbeschwerden im Laufsport

Initialer Gelenkwinkel (°) bei erstem Bodenkontakt für Hüftflexion (HFLinit), Hüftabduktion (HABinit), Knieflexion (KFLinit), Knieaußenrotation (KARinit), Dorsalextension OSG (DEinit) und Rückfußinversion (INVinit)

Maximaler Gelenkwinkel (°) und dessen Zeitpunkt (% SP = Standphase) für Hüftflexion (HFLmax, tHFLmax), Hüftadduktion (HADmax, tHADmax), Knieflexion (KFLmax, tKFLmax), Knieinnenrotation (KIRmax, tKIRmax), Dorsalextension OSG (DEmax, tDEmax) und Rückfußeversion (EVmax, tEVmax)

Maximaler Gelenkwinkel (°) für Hüftextension (HEXmax), Hüftabduktion (HABmax), Knieextension (KEXmax), Knieaußenrotation (KARmax), Plantarflexion OSG (PFmax) und Rückfußinversion (INVmax)

Bewegungsausmaße (°) für Hüftflexion/-extension (HFLROM, HEXROM), Hüftabduktion/-adduktion (HADROM, HABROM), Knieflexion/-extension (KFLROM, KEXROM), Knieinnen/-außenrotation (KIRROM, KARROM), Dorsalextension/Plantarflexion OSG (DEROM, PFROM) und Rückfußeversion/-inversion (EVROM, INVROM)

Maximale Bewegungsgeschwindigkeit (°/s) für Hüftflexion/-extension (HFLgmax, HEXgmax Hüftabduktion/-adduktion (HADgmax, HABgmax), Knieflexion/-extension (KFLgmax, KEXgmax), Knieinnen/-außenrotation (KIRgmax, KARgmax), Dorsalextension/Plantarflexion OSG (DEgmax, PFgmax), und Rückfußeversion/-inversion (EVgmax, INVgmax)

Das individuelle Trainingsverhalten wurde mittels wöchentlichen Trainingstagebüchern über eine maximale Dauer von 52 Wochen dokumentiert. Hierbei mussten Angaben zur Lauffrequenz, -distanz, -zeit, Art der Trainingseinheit (langsam, mittel, schneller Dauerlauf, Intervalleinheiten, Wettkampf), Laufuntergründen (weich, medium, hart sowie eben, medium, uneben), das Auftreten von laufbedingten Schmerzen und deren Position sowie Angaben zu Zusatzsport und dessen Dauer gemacht werden.

Statistische Verfahren

Zur Analyse der klinischen und biomechanischen Variablen, mit Ausnahme der isometrischen Maximalkraftmessung der beidbeinigen Hüftabduktion/-adduktion, wurde für AS die Seite gewählt, auf der die ÜB auftrat. Für KO wurde eine Seite randomisiert.

Aufgrund der geringen Anzahl an Probanden und der hohen Anzahl an Variablen, handelt es sich bei der Datenanalyse um eine explorative Auswertung der Ergebnisse ohne die Verwendung von schließenden statistischen Verfahren. Anstatt dessen wurden ausschließlich deskriptive Methoden wie Standardabweichungen (STD), Mediane und 95 %-Konfidenzintervalle (KI) zur Analyse herangezogen. Die Daten werden zudem grafisch in Form von Box Plots präsentiert. Vor der deskriptiven Datenanalyse wurden Pearson’s Korrelationskoeffizienten berechnet, um Redundanzen in den Daten zu detektieren und um die Anzahl der darzustellenden Variablen zu reduzieren. Variablen wurden für r > 0,6 zusammengefasst.

Ergebnisse

Im Rahmen der klinischen Untersuchungen zeigten sich für keine der Gruppen eine Hypo- oder Hypermobilität der Hüft-, Knie- und Sprunggelenkbeweglichkeit. Aus diesem Grunde wird auf eine Präsentation der klinischen Daten verzichtet.

Aufgrund hoher Korrelationen zwischen den Maximalkraftwerten der einbeinigen und beidbeinigen hüftgelenkumgebenden Muskulatur wurde auf die Darstellung der einbeinigen Maximalkraftwerte verzichtet. Die Ergebnisse der GB, GR, bHAB, bHAD, KFL und KEX sind in Tabelle 2 und in Abbildung 1 präsentiert. Es zeigt sich, dass Läufer/innen, die an AS leiden, bereits in einem beschwerdefreien Zustand eine schwächere Maximalkraft der KFL aufweisen, verglichen mit den beschwerdefreien Läufer/innen der KO. Keine weiteren Unterschiede sind in Maximalkraft des Oberkörpers (GB, GR), der hüftgelenkumgebenden (bHAB, bHAD) sowie der Knieextensionsmuskulatur (KEX) festzustellen.

Im Rahmen der Auswertung der 3-dimensionalen Bewegungsanalyse musste ein Proband auf Grund eines Laufstilwechsels (von Rückfuß zu Vorfuß) ausgeschlossen werden. Alle anderen Läufer/innen blieben bei ihrem Rückfuß-Laufstil. Aufgrund eines technischen Fehlers während der Datenerhebung musste ein weiterer Läufer von der Analyse der OSG- und Rückfuß-Bewegung ausgeschlossen werden. Somit stehen für die Auswertung der Hüft- und Kniegelenkbewegung jeweils 9 Probanden und für die Auswertung der OSG- und Rückfuß-Bewegung jeweils 8 Probanden zur Verfügung.

Keine Unterschiede zwischen AS und KO konnten in der Analyse der sagittalen und frontalen Hüftgelenkbewegung ermittelt werden, weswegen auf eine Präsentation dieser Daten verzichtet wird. Korrelationskoeffizienten > 0,6 wurden bei den diskreten Messgrößen der sagittalen Knie- und OSG- sowie frontalen Rückfußbewegung gefunden, sodass die Anzahl der präsentierten Parameter von 24 auf 12 reduziert wurde. In die Präsentation eingeschlossen wurden die maximale Knieflexion (KFLmax), deren Zeitpunkt (tKFLmax), die Bewegungsausmaße von Knieflexion (KFLROM) und -extension (KEXROM), die maximale Dorsalextension (DEmax), deren Zeitpunkt (tDEmax), die Bewegungsausmaße der Dorsalextension (DEROM) und Plantarflexion (PFROM), die maximale Eversion (EVmax), die maximale Inversion (INVmax), die Bewegungsausmaße der Eversion (EVROM) und Inversion (INVROM). Trotz hoher Variabilität der Kinematikdaten, sind die Ergebnisse einiger Messgrößen zu beachten. So zeigen Läufer/innen der AS-Gruppe eine reduzierte KFLmax, eine reduzierte DEmax sowie eine erhöhte EVmax verglichen mit KO bereits in einem beschwerdefreien Zustand. Da die maximalen Gelenkwinkel eine hohe Korrelation mit den initialen Gelenkwinkeln aufweisen, kann davon ausgegangen werden, dass AS, verglichen mit KO, zudem eine geringere KFLinit, eine geringere DEinit sowie eine reduzierte INVinit (gleichbedeutend mit einer erhöhten Eversion) zeigt. Keine Unterschiede sind in den Bewegungsausmaßen sowie den -geschwindigkeiten der sagittalen Knie- und OSG- sowie frontalen Rückfußbewegung zwischen den beiden Gruppen zu finden (s. Tab. 3 und Abb. 2).

Nach einer Korrelationsanalyse der Trainingsdaten wurde die Anzahl der trainingsspezifischen Parameter auf die folgenden reduziert: wöchentliche Trainingsdistanz, wöchentlicher Zusatzsport, prozentuale Verteilung der langsamen, mittleren und schnellen (inkl. schnelle Ausdauerläufe, Intervalleinheiten und Wettkämpfe) Trainingseinheiten sowie die prozentuale Verteilung der verschiedenen Laufuntergründe (weich, hart, eben, uneben). Die Analyse der gemittelten Trainingsdaten der beiden Gruppen über die Teilnahmedauer zeigt, dass AS und KO eine vergleichbare Trainingsgestaltung aufweisen (Tab. 4 und Abb. 3).

Die prospektive Auswertung der Trainingsdaten beruht lediglich auf 8 Läufern, da 2 Probanden bereits nach 4 bzw. 5 Wochen AS generierten. Die prospektiven Trainingsdaten sind in Tabelle 5 sowie in Abbildung 4 zu finden. Hierbei zeigten die Läufer/innen der AS-Gruppe eine Verringerung der langsamen und eine Erhöhung der schnellen Trainingseinheiten in den letzten 4 Trainingswochen vor erstmaligem Auftreten der Beschwerden. Zudem steigt die wöchentliche Menge an Zusatzsport vor Auftreten der AS-Beschwerden. Keine Veränderungen sind im wöchentlichen Laufumfang und in den Laufuntergründen zu sehen.

Diskussion

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