Übersichtsarbeiten - OUP 03/2023

Schleudertrauma der Halswirbelsäule

Bei symptomatischen Patientinnen und Patienten wird nach einem Schleudertrauma selten ein traumaassoziierter Befund in der Bildgebung festgestellt [4, 8, 9]. Spezifische, für die Beschleunigungsverletzung charakteristische Befunde sind nicht bekannt. An den zervikalen Weichteilen können bei einigen Patientinnen und Patienten Hämatome, muskuläre Risse und Zerrungen sowie perimuskuläre Flüssigkeitsansammlungen nachgewiesen werden [4]. Bandverletzungen am kraniozervikalen Übergang (z.B. Lig. alaria, Lig. transversum atlantis, Membrana tectoria) werden manchmal insbesondere in den dünnschichtigen MR-Sequenzen detektiert (Abb. 1) [1, 2, 9]. An den knöchernen Strukturen können bei ca. 1 % der Patientinnen und Patienten Knochenmarködeme (Abb. 2) und bei < 1 % der Patientinnen und Patienten okkulte Frakturen in der MRT nachgewiesen werden [1]. Bandscheibenprotrusionen oder diskale Verletzungen können ebenfalls vorkommen [2].

Eine Differenzierung zwischen geringen posttraumatischen HWS-Läsionen und degenerativen Veränderungen ist nicht immer eindeutig möglich; letztere können außerdem als Spätfolge eines Schleudertraumas auftreten [2, 4]. Mehrverfettung der tiefen zervikalen Streckmuskulatur (M. multifidus) wurde bei einigen Patientinnen und Patienten mit chronifizierter Symptomatik nach einem Schleudertrauma beschrieben [10, 11].

Prognose und Therapie

Die typische Symptomatik infolge eines Schleudertraumas bildet sich im Durchschnitt innerhalb eines Monats zurück [3]. Bei einem signifikanten Patientenanteil (10–20 %) bestehen die Beschwerden jedoch chronisch über längere Zeiträume. Vorbestehende degenerative Veränderungen erhöhen die Wahrscheinlichkeit eines chronischen Symptomverlaufs [2, 4].

In den allermeisten Fällen werden die Folgen des Schleudertraumas konservativ behandelt [5]. Außer einer befristeten analgetischen Medikation werden (kurzfristig) antiinflammatorische Substanzen und Muskelrelaxantien verwendet. Wichtig ist außerdem eine frühzeitige Mobilisation der Patientinnen und Patienten mit möglichst schneller Wiederaufnahme der bisherigen Tätigkeiten. Multimodale Behandlungsansätze einschließlich der Physio- und Psychotherapie können bei chronischen Verläufen erforderlich sein [3].

Einhaltung ethischer Richtlinien:

Für diesen Beitrag wurden von den Autoren keine Studien an Menschen oder Tieren durchgeführt. Für die aufgeführten Studien gelten die jeweils dort angegebenen ethischen Richtlinien.

Interessenkonflikte:

Keine angegeben.

Das Literaturverzeichnis zu
diesem Beitrag finden Sie auf:
www.online-oup.de.

Korrespondenzadresse

Dr. Kirill Alektoroff

Klinik für Diagnostische und

Interventionelle Neuroradiologie

28205 Bremen

alektoroff@gmx.de

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