Editorial - OUP 04/2012

Sehr geehrte Mitglieder der Vereinigung
Süddeutscher Orthopäden und Unfallchirurgen,

im Dezember des Jahres 2011 erschien 46 Jahre nach der ersten Edition die letzte Ausgabe der ORTHOPÄDISCHEN PRAXIS. Zum Ende des Jahres 2011 zog sich Prof. Dr. Karl Rossak nach 33 Jahren aus der Schriftleitung zurück.

Im September 1965 hob der Nestor und langjährige Vorsitzende des Vereins, Dr. H.G. Bauer, eine Zeitschrift aus der Taufe, die seit dem Jahr 1983 zum „Offiziellen Organ der Vereinigung Süddeutscher Orthopäden e.V.“ wurde: die ORTHOPÄDISCHE PAXIS. Dass das erste Heft zum genannten Zeitpunkt erscheinen konnte, war vor allem dem seit Jahren engagierten Betreiben von Fritz Täuber zu verdanken, der die Medizinisch Literarische Verlagsanstalt in Uelzen repräsentierte. Diese verlegte nicht nur seit 1958 die Drucksachen für die jährlichen Tagungen, sondern bewarb und leitete darüber hinaus in Person ihres Repräsentanten die den Kongress begleitende Ausstellung. Als die Zahlen der Besucher und Aussteller zu den Jahrestagungen in Baden-Baden eine Größenordnung erreicht hatten, die dem finanziellen Engagement von Verein und Verlag nicht mehr entgegenstand, war der Weg für die schon lange erwogene Herausgabe einer eigenen Zeitschrift frei. Hermann Bauer bewies sofort eine glückliche Hand, als er in Dr. C. Rabl einen Schriftleiter gewann, der den hiermit verbundenen wissenschaftlichen Anforderungen gewachsen war und somit entschieden für die Reputation der Zeitschrift sorgte, bis er nach 10 Jahren hoch verdient sein Amt in jüngere Hände legen konnte. Nachdem die Zeitschrift den Kinderschuhen entwachsen war und ihr inzwischen erreichter Umfang zunehmend größerer redaktioneller Anstrengungen bedurfte, wurde die Schriftleitung seit 1972 durch Dr. F. Schwarzweller verstärkt, der ihr bis 1981 angehörte.

Im August 1975 übernahm Prof. Dr. K. F. Schlegel, zuvor Präsident der 22. Jahrestagung, die Schriftleitung von Carl Rabl. Zu ihm trat nach der 24. Jahrestagung, deren Präsident er war, im Jahr 1978 Prof. Dr. K. Rossak und zu beiden im Jahr 1980 Frau Ahnefeld, die mit großer Souveränität das Schriftleitungssekretariat führte und gut 20 Jahre lang dafür Sorge trug, dass genügend Manuskripte eingingen, aus denen die Hefte zusammengestellt und wohlgefüllt werden konnten. Das Format war auf Größe DIN A 5 ausgelegt, handlich und die Zeitschrift in Excerpta Medica gelistet. Die Auflagen erreichten ab 1987 eine so hohe Zahl, dass man sich seitens der Schriftleitung mit Zustimmung des Vereins entschloss, auf eine weitere Listung zu verzichten. In Uelzen steuerte unterdessen Verlagsdirektor Georg Grätz den ML-Verlag und sorgte mit kontinuierlich besonnener und umsichtiger Führung über viele Jahre hin für ruhiges Fahrwasser unter dem Kiel der Zeitschrift. Im Jahr 1988 wurde deren Format auf DIN A 4 umgestellt. Der orangefarbene Umschlag, seit 1965 ihr Erkennungszeichen, wurde der ORTHOPÄDISCHEN PRAXIS belassen und erhielt erst 1999 ein neues Layout.

Nach Einführung des Impactfactors zählten die Veröffentlichungen im Vereinsorgan nicht mehr zur Habilitation, was nahezu zwangsläufig zur Ausdünnung des Repertoires führte, aus dem die Schriftleitung zur Befüllung der weiterhin monatlich erscheinenden Hefte schöpfen konnte und – da bisher alle gegenläufigen Versuche gescheitert sind – kann.

Im Jahr 1996 erschütterte der Tod von Karl Friedrich Schlegel die Vereinigung Süddeutscher Orthopäden und Karl Rossak sah sich mit der Aufgabe konfrontiert, vom einen zum anderen Tag die immense Arbeit der Schriftleitung allein bewältigen zu müssen. Zu einer solchen Höchstleistung war nur ein besonderes Schwergewicht unseres Faches fähig und so erstaunt es nicht, dass er sich dieser Aufgabe mit großer Kraft und Ausdauer stellte und sich ihrer mit Bravour entledigte. Weil dies jedoch für einen fast Siebzigjährigen kein Dauerzustand sein konnte, wählte der Vorstand der Süddeutschen 1997 seinen damaligen 2. Vorsitzenden und späteren Präsidenten der 54. Jahrestagung, Prof. Dr. W. Siebert, in die Schriftleitung, die drei Jahre später durch Zuwahl des Präsidenten der 47. Jahrestagung, PD Dr. V. Stein, wieder zum Triumvirat erweitert wurde.

Nachdem Georg Grätz im Jahr 2001 in den Ruhestand getreten war, wurden die Zeiten auf der Verlagsseite unruhiger. Ein häufiger Wechsel in der Verlagsleitung führte zu Störungen in Kommunikation und Zusammenarbeit und veranlasste den Vorstand schließlich, sich nach Alternativen umzusehen. In diesen Jahren trat Karl Rossak zwar aus der Hauptschriftleitung in die zweite Reihe zurück, blieb aber dem Triumvirat weiterhin erhalten. Die Süddeutschen dankten ihm für seinen nicht nur der Zeitschrift, sondern über Jahrzehnte hin auch dem Verein gegenüber selbstlosen Einsatz mit der Verleihung der Hermann-Bauer-Medaille im Jahr 2005, was von ihm in gewohnter Trockenheit kommentiert wurde: er werde seine Augen offen halten und die künftige Entwicklung auch weiterhin mit kritischem Blick verfolgen.

Am 31.12.2011 endete nach 53 Jahren die Zusammenarbeit zwischen der Vereinigung Süddeutscher Orthopäden und der Medizinisch Literarischen Verlagsgesellschaft in Uelzen. Für dieses lange und über Jahrzehnte überaus gedeihliche Miteinander, das im Jahr 2002 mit der Verleihung der Hermann-Bauer-Medaille an Herrn Verlagsdirektor Georg Grätz gewürdigt wurde, gilt es dem Verlag zu danken.

Zum 31.12.2011 legte Herr Prof. Dr. Karl Rossak nach 33 Jahren das Amt des Schriftleiters der ORTHOPÄDISCHEN PRAXIS nieder. An hierüber hinaus gehenden Aufgaben hat es ihm nie gemangelt, das bekunden schon seine beruflichen Stationen als Chefarzt und Direktor großer Orthopädischer Kliniken zuerst in Karlsbad-Langensteinbach und später in Karlsruhe. Als Vorstandsmitglied des Berufsverbandes, der Vereinigung Süddeutscher Orthopäden und der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Traumatologie hat es ihm auch nicht an berufspolitischem Einfluss gefehlt, als Kongresspräsident in Baden-Baden im Jahre 1974 und DGOT-Präsident in Karlsruhe im Jahre 1988 nicht an Anerkennung und als Ehrenmitglied der Vereinigung Süddeutscher Orthopäden und Träger der Hermann-Bauer-Medaille nicht an Ehrungen. Bleibt nur, diesem Großen unseres Faches einmal mehr für alles, was er für die Vereinigung Süddeutscher Orthopäden getan hat, zu danken und ihm – noch lange über seinen im Sommer bevorstehenden 85. Geburtstag hinaus – eine robuste Gesundheit und uns seinen weiterhin kritischen Blick zu wünschen.

 

Dr. Dieter Clemens

Ehrenvorsitzender

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