Übersichtsarbeiten - OUP 01/2018

Sonografie der Syndesmose

Das Ergebnis dieser Untersuchung muss auf die Feststellungen „Erguss bzw. Hämarthros ja/nein“ und „Syndesmosenruptur ja/nein“ reduziert werden. Eine Einteilung in Grad I oder IIa und b sowie III kann nur dann erfolgen, wenn eine Stabilitäts-Testung durchgeführt wurde. Dies kann mithilfe der dynamischen Untersuchung der Stabilität des Syndesmosen-Komplexes sonografisch erfolgen.

Der entscheidende Vorteil der arthrosonografischen Untersuchung ist jedoch die Möglichkeit, schnell und sicher funktionell das Sprunggelenk zu untersuchen.

Die funktionelle sonografische Untersuchung der Sprunggelenkgabel sollte primär in Außenrotationsstellung des Sprunggelenks erfolgen. Die Schnittebene des Schallkopfs verläuft ebenfalls wieder entlang des anatomischen Bandverlaufs der vorderen Syndesmose, ausgehend vom Außenknöchel.

Die Ultraschalluntersuchung erfolgt im Seitenvergleich mit Messung der tibiofibularen Gelenkspaltbreite im Syndesmosenverlauf bei Außenrotationsstellung. Das bedeutet, dass der Talus durch diese AR-Bewegung die Knöchelgabel spreizt und die tibiofibulare Gelenkspaltbreite bei Insuffizienz des Syndesmosenbands (hier kann nicht unterschieden werden, welcher Teil des Bands insuffizient ist) im Vergleich zur gesunden Seite in funktioneller Außenrotationsstellung deutlich erweitert ist (Abb. 4). Gemäß Studienlage besteht hierbei eine sehr hohe Sensitivität (100 %) und Spezifität (100 %). Die tibiofibulare Gelenkspaltbreite zeigte sich bei diesen sonografischen Abstandsmessungen von 2 definierten knöchernen Punkten an Fibula und Tibia bei Rupturen mit einem mittleren Wert von 7,35 mm deutlich erweitert, wohingegen sie auf der gesunden Seite im Mittel 4,54 mm betrug [3].

Sonografischer Algorithmus bei V.a. Ruptur der
Syndesmose

  • 1. Lateraler Diagonalschnitt entlang des anatomischen Syndesmosenverlaufs

Frage: Echoarme/echofreie Unterbrechungszone/Einblutung im Bandverlauf, Syndesmose intakt darstellbar

  • 2. Funktionelle Untersuchung in Außenrotationsstellung des OSG

Frage: Signifikante tibiofibulare Gelenkspaltverbreiterung im Seitenvergleich

  • 3. Ventrale Standardschnitte des OSG (longitudinal und transversal)

Frage: Distension der Gelenkkapsel, intraartikuläre Volumenzunahme (Hämarthros, Erguss), Hinweise für osteochondrale Läsionen (Abb. 5)

Fazit für die Praxis

Bei Verdacht auf Syndesmosen-Ruptur und entsprechenden klinischen Hinweisen bei der spezifischen Untersuchung sollte nach entsprechender Röntgendiagnostik (Ausschluss knöcherner Verletzungen) als weiterführende Bilddiagnostik die arthrosonografische Untersuchung des Sprunggelenks erfolgen. Diese ist eine schnelle, sichere und funktionelle Untersuchungsmethode mit sehr hoher Aussagekraft.

Sollte sich sonografisch eine Ruptur der vorderen Syndesmose bestätigen, ist eine zusätzliche MRT-Diagnostik mit gezielter Fragestellung „Läsion des hinteren Syndesmosen-Anteils“ obligat, da bei Komplettruptur des vorderen und hinteren Anteils eine operative Therapie empfohlen wird.

Zeigt sich jedoch bei der sonografischen Primärdiagnostik die vordere Syndesmose intakt und lässt sich in den Standardschnitten des OSG kein intraartikuläres Hämarthros nachweisen, ist in der Regel keine MRT-Diagnostik erforderlich. Es sollten klinische Verlaufskontrollen und bei sekundärem Verdacht auf Instabilität die sonografisch funktionelle Untersuchung der tibiofibularen Gelenkspaltbreite in Außenrotationsstellung des OSG erfolgen.

Ziel der Arthrosonografie ist der kompetente und funktionelle Blick in das schmerzende Gelenk mit den dazugehörigen Bändern und Sehnen als Wegweiser für eine effiziente Therapie.

Interessenkonflikt: Keine angegeben

Korrespondenzadresse

Dr. med. Holger Reimers

Fachklinik Enzensberg

Höhenstraße 56

87629 Hopfen am See

holger.reimers@fachklinik-enzensberg.de

Literatur

1. Ebraheim NA, Taser F, Shafiq QYeasting RA: Anatomical evaluation and clinical importance of the tibiofibular syndesmosis ligaments. Surg Radiol Anat, 2006; 28: 142–9

2. McCollum GA, van den Bekerom MP, Kerkhoffs GM, Calder JD, van Dijk CN: Syndesmosis and deltoid ligament injuries in the athlete. Knee Surg Sports Traumatol Arthrosc, 2013; 21: 1328–37

3. Mei-Dan O, Kots E, Barchilon V, Massarwe S, Nyska M, Mann G: A dynamic ultrasound examination for the diagnosis of ankle syndesmotic injury in professional athletes: a preliminary study. Am J Sports Med, 2009; 37: 1009–16

Fussnoten

1 Fachklinik Enzensberg Füssen, Hopfen am See, Kursleiter Stufe III DEGUM, Bewegungsorgane; qualifizierter Ausbilder Bewegungsorgane KV Bayern

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