Übersichtsarbeiten - OUP 03/2015

Sonografische Untersuchung des Labrum acetabulare beim Hüftschmerz
Sonografische UntersuchungstechnikTechnical advices

C. Tesch1

Zusammenfassung: Die dynamische Sonografie des Hüftgelenks untersucht die für die Arthroskopie wichtigen Areale und ist grundsätzlich mit der Kernspintomografie vergleichbar (Abb. 1 und 2). Es sind die Bereiche von 12:00 bis 03:00 Uhr, eventuell auch bis 10:30 Uhr beurteilbar.
Gerade fragliche Labrum-Befunde (Radiär-Riss, Instabilität, Impingement) können unter Beugung bis ca. 70° und Rotation gut beurteilt werden. Die Methode kann als Screening-Methode vor weitergehenden bildgebenden Verfahren eingesetzt werden. Sie ist nicht ausreichend validiert und sollte mit Studien-Begleitung zur Festlegung der prädiktiven Aussage-Qualität ausgebaut werden.

Schlüsselwörter: Hüfte, Labrum, Ultraschall, dynamische
Untersuchung

Zitierweise
Tesch C. Sonografische Untersuchung des Labrum acetabulare beim Hüftschmerz. Sonografische Untersuchungstechnik.
OUP 2015; 03: 142–144 DOI 10.3238/oup.2015.0142–0144

Summary: Dynamic ultrasonography of the hip is an examination of these important areas, in which arthroscopic surgeons are interested. MRI is essential although sonography is comparable. Zones from 1200 to 0300, sometimes even to 1030 are evaluable. Labral tears, instability, cyst or impingement can be seen in flexion til 70° or rotation (horizontal view) without limitation. Ultrasonography is a screening method to examine hip pain before doing x-ray or MRI and helps to indicate (or prevent) further examinations. Validation is low, therefore former studies have to be started.

Keywords: hip, labral tears, ultraound, dynamic examination

Citation
Tesch C. Dynamic ultrasonography of labral deseases in hip-pain. Technical advices.
OUP 2015; 03: 142–144 DOI 10.3238/oup.2015.0142–0144

Vorbemerkung

Die Sonografie der Hüfte gewinnt zunehmend an Bedeutung. Publikationen in orthopädischen Fachzeitschriften zeigten bereits 2003 das Interesse der verschiedenen Untersucher [1–5], mit Verbesserung der Geräte ist mittlerweile eine sehr diffizile Diagnostik des Labrum möglich geworden und publiziert [6–8]. Die Forderung arthroskopischer Chirurgen nach einer Kernspintomografie vor Operationen am Hüftgelenk bleibt trotz der sonografischen Untersuchungstechnik weiter bestehen [9–11], wenngleich Pathologien am Labrum sonografisch analog zum Kernspintomogramm zu erkennen sind [7]. Die Kernspintomografie erfordert bei der Hüft-Untersuchung spezielle Sequenzen [12].

Die sonografische Untersuchung am Hüftgelenk und des Labrum ist eine einfache und nicht belastende Screening-Methode, welche die Indikation zu weiteren bildgebenden Untersuchungen stellen hilft. Ganz besonders sportlich aktive Menschen jeden Alters mit Hüftproblemen bzw. Knie-, Sprunggelenk- und Achillessehnen-Problemem sollten auf krankhafte Befunde im Hüftgelenk untersucht werden.

Grundsätzlich handelt es sich bei der vorgestellten Methode um eine Entwicklung, die bei weitem noch nicht abgeschlossen ist. Je gezielter die Fragen der Operateure gestellt werden, um so detaillierter kann eine Aussage gemacht werden.

Geräte-Ausstattung

Das Sonografiegerät sollte sowohl einen Linear-Schallkopf mit 6–16 MHz sowie einen Curved array mit 4–8 MHz haben. Das Ultraschallgerät sollte die Möglichkeit haben, den Schallkegel virtuell zu spreizen, sodass ein Trapez sichtbar ist. Dies verschlechtert zwar die Abbildungsqualität beim Linearschallkopf, ist aber hilfreich, um eine bessere Übersicht zu gewinnen. Beim Curved array ändert sich die Bildqualität nicht, lediglich die Übersicht wird verbessert. Harmonic imaging, Farbdoppler-Duplex-Sonografie, Powerdoppler-Sonografie, Fußschalter sowie Doppelbild und ein zweiter Monitor sind erforderlich, damit die dynamische Untersuchung an beiden Beinen ohne Sichtverlust möglich ist. Das Gerät sollte kurze Videosequenzen abspeichern können (Cine loop). Die Dokumentation erfolgt digital.

Indikation und Ziel der
dynamischen Untersuchung

Die dynamische Untersuchung des Hüftgelenks konzentriert sich auf Pathologien des Labrum von 0–90° (entsprechend von 3:00 Uhr über 12:00 Uhr nach 10:30 Uhr). Veränderungen im Bereich des Azetabulums im Sinne eines Pincer-Impingement sind ebenso Indikationen wie Veränderungen im Bereich des Schenkelhalses im Sinne eines Cam-Impingements, um einen Bump nachzuweisen. Hierbei ist besonders von Vorteil, dass eine dynamische Untersuchung entsprechend der Lage pathologischer Strukturen in den Bereichen von 0–90° möglich ist.

Verschiebungen des Labrums, einklemmendes Gewebe unter dem Labrum und hypoechogene Zonen (HEZ) und echoreiche Reflexe sowohl innerhalb des Labrums als auch unmittelbar perikapsulär sind zu beachten, sowie schmerzhafte Bewegungen in ihrer Auswirkung darzustellen.

Schnittführung und
Untersuchungsgang

Die Schnittführung orientiert sich an den Leitstrukturen: Azetabulum, Femurkopf und Schenkelhals. Zunächst wird der ventrale Längsschnitt im Verlauf des Schenkelhalses eingestellt und kann mit Hilfe der Trapez-Funktion so gespreizt werden, dass der gesamte Schenkelhals abgebildet wird. Neben der Übersicht über die Gelenkkapsel, den Femurkopf und den Schenkelhals kann eine mögliche Dysplasie, ein Gelenkerguss und auch ein Ausmaß der Antetorsion beurteilt werden.

Jetzt wird im ventralen Längsschnitt das Bild auf die Region des Labrums fokussiert und diese Region untersucht. Idealerweise können Aussagen zum Labrum von 0–90° gemacht werden. Hierbei ist zu beachten, dass 0° im Sonogramm 3:00 Uhr, 45° im Sonogramm 01:30 Uhr und 90° im Sonogramm 12:00 Uhr im Hüftgelenk entsprechen. Pathologische Befunde sind in 2 Ebenen darzustellen.

Wenn die statische Untersuchung beendet ist und pathologische Befunde am Labrum beurteilt werden sollen, wird eine dynamische Untersuchung entsprechend der Pathologie (ventrales Labrum in Extension und Flexion, laterales Labrum in Abduktion und Abduktion, alle Bereiche auch in Rotation) angeschlossen. Dazu ist erforderlich, dass der Patient völlig entspannt die Bewegungen im Hüftgelenk vom Untersucher durchführen lässt. Eine erhöhte Liege ist hilfreich, sodass das Bein mit dem Kniegelenk direkt über den Oberarm gelegt werden kann und der Unterarm den Oberschenkel von innen umfasst. Das rechte Bein wird mit dem rechten Arm, das linke Bein entsprechend mit dem linken Arm gefasst. Mit dieser Position können alle Bewegungen im Hüftgelenk durchgeführt werden, die zur Untersuchung erforderlich sind. Der Schallkopf wird mit der jeweils kontralateralen Hand auf dem Bereich des Hüftgelenks fixiert, der untersucht werden soll. Spannt der Patient die Muskeln zum „mithelfen“ an, so wird der Schallkopf unkontrolliert disloziert und die Untersuchung kann nicht weiter durchgeführt werden. Ein Fußschalter ist unabdingbar, damit bei Abschluss der Untersuchung das Bild ein-
gefroren werden kann. Danach können
Videosequenzen gespeichert werden.

Befunde

SEITE: 1 | 2