Übersichtsarbeiten - OUP 06/2016

Vermeintliche Inlaylockerung
FallberichtCase report

In der aktuell eingeleiteten Rehabilitationsmaßnahme konnte keine signifikante Verbesserung der Belastungsfähigkeit erreicht werden. Es bestehen weiterhin Schmerzen im rechten Hüftgelenk, wodurch keine intensive Trainingsaufbelastung oder arbeitstherapeutische Austestung gestartet werden konnte. Die Bewegungsfähigkeit zeigte sich konstant. Eine erneute CT-Kontrolle der Hüfte 02/2016 brachte keine neuen Erkenntnisse. Seit August 2015 besteht Arbeitsunfähigkeit und Verletztengeldbezug. Ein Antrag auf Erwerbsunfähigkeitsrente wurde gestellt.

Diskussion

Im vorliegenden Fallbericht konnte bei der vom Patienten beschriebenen Beschwerdesymptomatik trotz weiterführender Bildgebung einschließlich CT sowie der Rücksprache mit dem ursprünglichen Operateur und dem Hersteller eine Inlaylockerung nicht sicher ausgeschlossen werden, sodass die Indikation zur Revision zu rechtfertigen war.

Festzuhalten bleibt, dass nach rezidivierenden Luxationen keine weiterführende Bildgebung mittels Arthro-CT durchgeführt worden ist, welche ggf. bereits einen vorliegenden Abriss des Gluteus Medius aufzeigen hätte können.

In Anbetracht der klinischen Vorgeschichte und der persistierenden Beschwerdesymptomatik bestand seitens des Patienten Unsicherheit über die regelrechte Prothesen-/Inlaylage, welche ebenso klinisch und nativradiologisch nicht sicher ausgeschlossen werden konnte. Zur besten Beurteilung hätte sich eine weiterführende Diagnostik mittels Artho-CT angeboten, um die vorliegende Pathologie zu sichern. Im vorgezeigten Fall bleibt jedoch festzuhalten, dass Revisionseingriffe nicht immer zu einem verbesserten klinischen Ergebnis führen.

Um etwaige radiologische Fehlbeurteilungen zu vermeiden, könnte es sich anbieten, dass Hersteller postoperative Bilder ihrer Prothesenmodelle in die OP-Manuale einfügen, zumal konstruktionsbedingt radiologisch kaum die regelrechte Lage des Inlays zu sichern ist.

Fazit für die Praxis

Der radiologische Befund alleine darf nicht zum vorschnellen Schluss auf eine Inlayproblematik bei der vorliegenden Lima-Delta-Revisionspfanne verleiten. Kenntnis der eingesetzten Pfanne, die Information des Patienten in der erstoperierenden Klinik über Erfolgschancen und persistierende Beschwerden sowie weiterführende Diagnostik sind angeraten, um Fehldiagnosen präoperativ zu vermeiden.

Interessenkonflikt: Keine angegeben

Korrespondenzadresse

Dr. med. Anette von Glinski

Abteilung für Orthopädie, Unfallchirurgie und Sportmedizin

Johanna Etiennne Krankenhaus

Am Hasenberg 46

41452 Neuss

A.vonGlinski@ak-neuss.de

Literatur

1) Effenberger H, Imhof M: Orthopädie und orthopädische Chirurgie. Stuttgart: Thieme Verlag, 2002: 330–381; 382–412

2) Effenberger H: Hüftendoprothetik. 2002. Implantat-Atlas, http://www.implantat-atlas.com/pdf/hueftendoprothetik.pdf

3) Gollwitzer H, von Eisenhart-Rothe R, Holzapfel BM, Gradinger R: Revisionsendoprothetik.Hüftpfannenwechsel. Chirurg 2010; 81: 284–292

Fussnoten

1 Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Sportmedizin, Johanna Etienne Krankenhaus, Neuss

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