Übersichtsarbeiten - OUP 02/2025
Weichteilverletzungen in der AlterstraumatologieEin Spektrum komplexer Herausforderungen
Die erfolgreiche Behandlung von Weichteilverletzungen in der Alterstraumatologie erfordert einen individuellen, ganzheitlichen und interdisziplinären Behandlungsansatz, der die speziellen pathophysiologischen Bedingungen des älteren Menschen berücksichtigt. Präventive Maßnahmen sowie die systematische Berücksichtigung der komplexen Einflussfaktoren und eine frühzeitige Intervention sind für den Therapieerfolg von entscheidender Bedeutung zur Reduzierung des Komplikationsrisikos und von prolongierten Heilungsverläufen. Nur durch die sorgfältige Beachtung der komplexen Zusammenhänge zwischen körperlichen, kognitiven und sozialen Faktoren kann eine erfolgreiche Behandlung gewährleistet werden.
Eine zentrale Rolle spielt dabei die Mitbehandlung der häufig vorliegenden Komorbiditäten, die von essentieller Bedeutung für die Gewebeheilung und Prävention von Sekundärkomplikationen ist. Unerlässlich ist die kritische Evaluation der Medikation unter Berücksichtigung möglicher Interaktionen und altersbedingter pharmakokinetischer Veränderungen, ebenso wie die Implementierung eines differenzierten schmerztherapeutischen Regimes, sowie präventive, als auch interventionelle Strategien zur Delirprophylaxe und Delirbehandlung. Die Indikation von Katheteranlagen ist regelmäßig zu prüfen und wenn möglich zu vermeiden, um nosokomiale Infektionen und damit verbundene Komplikationen zu minimieren. Eine bedarfsgerechte Ernährungsoptimierung mit gezielter Supplementierung bei vorliegenden Mangelzuständen stellt einen weiteren wichtigen Baustein des therapeutischen Konzepts dar. Regelmäßige klinische Wundkontrollen und eine Optimierung des Verbandsregimes, atraumatisch und an die unterschiedlichen Stadien der Wundheilung angepasst, bildet die Basis einer jeden professionellen Wundversorgung. Auch die ambulante Weiterführung der Wundversorgung gehört in professionelle Hände mit Fokus auf eine atraumatische, suffiziente und soweit möglich routiniert in den Lebensalltag angepasste Versorgung. Die regelmäßige Haut- und Fußpflege, das Tragen von Schutzkleidung und UV-Schutz sind weitere wichtige Faktoren. Die frühzeitige Mobilisation unter physiotherapeutischer Anleitung bildet dabei einen integralen Bestandteil des Behandlungskonzepts, um funktionelle Einschränkungen zu minimieren und die Regeneration des verletzten Gewebes zu fördern. Ein besonderer Fokus liegt auf der Stärkung der Patientenautonomie durch gezielte aktivierende Pflege und therapeutische Interventionen, die die Selbstwirksamkeit und Selbstständigkeit der Patientinnen und Patienten fördern. Dieser ressourcenorientierte Ansatz trägt maßgeblich zur Verbesserung des funktionellen Outcomes und der Lebensqualität bei [7].
Eine systematische Evaluation und Behandlung dieser Faktoren wird durch die enge Zusammenarbeit der Fachabteilungen Unfallchirurgie/Orthopädie, Alterstraumatologie, Septische Chirurgie und Plastische Chirurgie, Pflegepersonal und Physiotherapie sowie beratender Disziplinen wie Geriatrie, Innere Medizin, Infektiologie und weitere Fachabteilungen gewährleistet. Die Etablierung regelmäßiger interdisziplinärer Fallbesprechungen und gemeinsamer Visiten ermöglicht ein individuell angepasstes Behandlungskonzept und stellt somit einen entscheidenden Faktor für ein optimales Behandlungsergebnis dar.
Interessenkonflikte:
Keine angegeben.
Das Literaturverzeichnis zu
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www.online-oup.de.
Korrespondenzadresse
Yvonne Goldhahn
Sektion Hand- und Plastische Chirurgie
Zentrum für Orthopädie und
Unfallchirurgie
Klinikum Ingolstadt
Krumenauerstraße 25
85049 Ingolstadt
yvonne.goldhahn@klinikum-
ingolstadt.de