Übersichtsarbeiten - OUP 06/2016

5- bis 6-Jahres-Ergebnisse einer MiniHip Kurzschaftprothese

Neben der sparsamen Resektion sollte auch eine möglichst minimalinvasive Implantation mit Schonung des trochantären Bereichs sowie der pelvi-trochantären Muskulatur angestrebt werden. Selbstverständlich muss dabei die langfristige Sekundärstabilität mit eventuellen proximal-femuralen Umbauprozessen beobachtet werden.

Material und Methoden

In der vorliegenden Studie wurden 109 Coxarthrosehüften erfasst, die mit der MiniHip (Fa. Corin) versorgt wurden. Die Operationen erfolgten an einem Krankenhaus zwischen Ende 2008 und Ende 2010. Die Versorgung erfolgte in Rückenlage über einen minimalinvasiven anterolateralen Zugang durch insgesamt 7 erfahrene Operateure. Die Nachbehandlung erfolgte mit Frühmobilisation am ersten postoperativen Tag. Der postoperative und rehabilitative Behandlungsablauf unterschied sich nicht zu dem einer zementfreien Standardversorgung.

Beim verwendeten Schaftsystem handelte es sich um das Kurzschaftsystem MiniHip der Firma Corin. Dieses wird seit 2007 implantiert. Die Entwicklung der Prothese basiert auf CT-Daten von endoprothetisch versorgten Patienten. Durch das ovaläre Design sollte eine femursprengende Wirkung vermieden werden. Die Prothese verankert meta(dia)physär mit metaphysärer Krafteinleitung. Wie andere Kurzschaftprothesen beruht das Prinzip der MiniHip Prothese auf dem Erhalt des größten Teils des Schenkelhalses (schenkelhalsteilerhaltend).

Unter Verwendung eines minimalinvasiven Zugangs kann die Trochanter-major-Region unangetastet belassen werden. Das metaphysäre Femur wird intramedullär nicht aufgeraspelt, sondern die Spongiosa wird komprimiert. Das Design des Implantats ermöglicht eine „Round the corner“-Technik, die der natürlichen Krümmung des medialen Kalkar folgt und so einen Bruch des Trochanter major verhindern soll. Durch Wahl der Osteotomieebene kann der CCD-Winkel beeinflusst werden.

Die Landmarke für die Resektionshöhe am Schenkelhals ist die Fossa piriformis, da diese, anders als der Trochanter minor, bei allen minimalinvasiven Zugängen optimal einsehbar ist. Bei einer normalen Hüfte wird eine Resektion in etwa der Mitte des Schenkelhalses parallel zur Kopf-Hals-Ebene vorgenommen. Bei der valgischen Hüfte erfolgt die tiefe Resektion in Relation zur Fossa piriformis, was zu einem valgischen CCD-Winkel und einem geringeren Offset führt. Bei der varischen Hüfte ist eine hohe subkapitale Resektion notwendig, um das bei diesen Hüften in der Regel hohe Offset rekonstruieren zu können [1] (Abb. 1, 2).

Der Mini Hip Schaft wurde mit zementfreien Pfannensystemen (Pressfit oder Schraubpfanne) kombiniert. Die Nachuntersuchungen wurden jährlich von einem unabhängigen Untersucher durchgeführt. Hierbei wurden die Scores (OHS, HOOS) erhoben, eine klinische Untersuchung durchgeführt und, mit Einverständnis des Patienten, fakultativ ein Röntgenbild angefertigt. Hierzu wurden Beckenübersichtsaufnahmen im anterior-posterioren Strahlengang und axiale Aufnahmen der betreffenden Hüfte angefertigt. Die Bilder wurden mit den post-OP-Bildern verglichen und auf Pathologien untersucht. Lockerungen wurden mit einer umlaufenden Saumbildung und passender Klinik definiert. Ossifikationen wurden nach Brooker klassifiziert. Die radiologisch nachweisbare Schaftpositionsänderung erfolgte ab einem Wert von 2 mm. Die Osteotomieebene diente dazu als knöcherne Referenz.

Klinisch wurden die Patienten untersucht, die individuelle Hüftsituation wurde standardisiert mit dem Oxford Hip Score (OHS) und dem Hip Dysfunction and Osteoarthritis Outcome Score (HOOS) erfasst. Beides sind international bekannte und standardisierte Fragebögen. Der Oxford Hip Score ist ein gelenkbezogener Score mit Multiple-Choice-Fragen für den Patienten. Der HOOS ist in seinem Aufbau komplexer gestaltet und deckt mehrere Merkmale in Bezug auf das subjektive Hüftempfinden ab. Hierbei werden die Dimensionen „Symptome“, „Steifigkeit“, „Schmerzen“, „Funktion im täglichen Leben“, „Sport und Freizeit“ und „Lebensqualität“ abgedeckt.

Ergebnisse

Insgesamt wurden 109 Hüften in die Nachuntersuchung eingeschlossen. Sieben Patienten wurden 2-zeitig bilateral mit einem MiniHip-Schaft versorgt.

Das Patientenalter betrug im Mittel 61 Jahre (33–82 Jahre). Die Geschlechtsverteilung zeigte 56 Frauen und 53 Männer. In 54 Fällen handelte es sich um die rechte Hüfte, in 55 Fällen um die linke Hüfte. Ein Patient wurde mit der Schaftgröße 1 versorgt (0,9 %), die Schaftgröße 2 fand sich bei keinem der untersuchten Patienten. Schaftgröße 3 wurde bei 12 (11 %), 4 bei 21 (19,3 %) der Patienten implantiert. Am häufigsten war Schaftgröße 5 bei 33 (30,3 %) gefolgt von Schaftgröße 6 bei 22 (20,2 %) Patienten. In 9 Fällen (8,3 %) wurde eine Schaftgröße 7, in 8 Fällen (7,3 %) eine Schaftgröße 8 gewählt. Nur 3 (2,8 %) Patienten wurden mit der Schaftgröße 9 versorgt (Abb. 3).

Keiner der gefragten Patienten lehnte die Teilnahme an der klinischen Nachuntersuchung ab. Insgesamt konnten 109 Hüften in die Ein-Jahres-Ergebnisse, 105 Hüften in die 2-Jahres-Ergebnisse und 99 in die 3-Jahres-Ergebnisse eingeschlossen werden. 4-, 5- und 6-Jahres-Ergebnisse liegen für 91, 84 bzw. 36 Hüften vor.

Die funktionellen Scores konnten bei 109 Hüften für den Oxford Hip Score und für den HOOS präoperativ aufgezeichnet werden. Der OHS lag im MW präoperativ bei 16,3 (Median 17; Max 23; Min 9), der präoperative HOSS bei 30,1 (Median 32,5; Max 44,4; Min 12,5).

Der OHS stieg postoperativ nach einem Jahr auf MW 42,5 (Median 46; Max 48; Min 9) an. Nach 5 Jahren lag der OHS im Mittelwert bei 45,1 (Median 47; Max 48; Min 24) (Abb. 4).

Der HOOS stieg im ersten postoperativen Jahr auf einen MW von 87,1 (Median 93,8; Max 100; Min 23,8). Nach 5 Jahren lag der HOOS im Mittelwert bei 91,9 (Median 93,8; Max 100; Min 48,1) (Abb. 5).

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