Originalarbeiten - OUP 06/2013

Analyse der Lebensqualität nach Rekonstruktion der Rotatorenmanschette

Insgesamt kam es zu einer deutlicheren Steigerung der Werte in den einzelnen Subskalen bei Frauen verglichen mit den Ergebnissen der Männer. Eine Signifikanz (p < 0,016) fand sich jedoch nur in der Subskala Vitalität (VITA). Im Vergleich beider Summenskalen wurde kein signifikanter Unterschied zwischen männlichen und weiblichen Patienten festgestellt (KSK: p = 0,283; PSK: p = 0,773).

In den Veränderungen der Subskalen im prä- und postoperativen Vergleich zeigte sich keine Korrelation bis auf eine mäßig negative Korrelation zwischen Alter und PSK (R = –0,465, p = 0,008) (Abb. 2).

Zwischen der Beschwerdedauer der Patienten und den Veränderungen der Subskalen zeigte sich eine mäßige positive Korrelation zum psychischen Wohlbefinden (PSYC) (R = 0,493, p = 0,005) und zur PSK (R = 0,369, p = 0,005) (Abb. 3).

Ein signifikanter Einfluss des Nikotinkonsums auf die Veränderungen des Gesundheitszustandes durch die operative Therapie wurde nicht nachgewiesen (KSK: p = 0,321; PSK: p = 0,652).

Im Vergleich zur Normalbevölkerung waren die postoperativ erreichten Werte der KSK (p = 0,002) und der PSK (p = 0,031) signifikant schlechter.

Diskussion

In vorliegender Untersuchung wurde durch die Rekonstruktion von Rotatorenmanschettenrupturen ein positiver Effekt auf die subjektive Lebensqualität erreicht. Die Hypothesen wurden jedoch nur teilweise bestätigt. Der Einfluss auf die psychische Summenskala war im Gegensatz zu den Veränderungen der körperlichen Summenskala nicht signifikant. Die Werte der Normalbevölkerung wurden nicht erreicht.

Neben organbezogenen Scores zur Verifizierung von Operationsergebnissen rücken zunehmend Fragebögen zur Bewertung der postoperativen Lebensqualität in den Vordergrund. Übereinstimmend mit den Ergebnissen vorliegender Untersuchung zeigten McKee und Yoo [6] signifikante Verbesserungen der körperlichen Summenskala (KSK) des SF-36 nach Rotatorenmanschettenrekonstruktion. Ein Einfluss auf die psychische Summenskala (PSK) wurde ebenfalls nicht bestätigt. Bei Betrachtung der Subskalen wurden übereinstimmend in der körperlichen Rollenfunktion (KÖRO) und den körperlichen Schmerzen (KÖSC) die größten Veränderungen gefunden. Auch die Arbeitsgruppe um Gartsman bestätigt diese Resultate [7]. Sie fanden jedoch auch signifikant-positive Veränderungen in den Subskalen der psychischen Summenskala (PSK) [8]. Allerdings wurden hier Patienten mit Anspruch auf Krankengeld ausgeschlossen, während in vorliegender Arbeit diese Selektion nicht erfolgte.

Ein geschlechtsspezifisch signifikanter Einfluss besteht nach bisherigen Erkenntnissen auch in den Ergebnissen vorliegender Studie nicht. McKee und Yoo [6] bestätigten dies im Gegensatz zur Verwendung organbezogener Auswertungsinstrumente (Constant Score, Simple Shoulder Test). Hier wurden bei weiblichen Patienten signifikant schlechtere Ergebnisse gefunden [9, 10].

Regelmäßiger Nikotinkonsum erwies sich in vielen Untersuchungen als schlechter prognostischer Faktor hinsichtlich Inzidenz und Heilung von Pathologien der Rotatorenmanschette [11, 12, 13, 14]. In einer Studie mit 15.140 Patienten konnte zudem ein Zusammenhang zwischen gesteigertem Nikotinkonsum und Langzeitbeschwerden bei Patienten mit Knie- und Rotatorenmanschettenverletzungen sowie Bandscheibenvorfällen bestätigt werden [12].

In vorliegender Studie fiel auf, dass Nichtraucher im Vergleich zu Rauchern größere, jedoch nicht signifikante Besserungen der körperlichen Summenskala (KSK) zeigten. In der psychischen Summenskala (PSK) präsentierte sich kein Unterschied zwischen den Gruppen. Auch Mallon et al. [15] zeigten diesen Trend bei Auswertung des UCLA-Scores und eines subjektiven Schmerzfragebogens. Insgesamt erreichten mehr Nichtraucher als Raucher gute postoperative Ergebnisse.

Bei Auswertung objektiver, organbezogener Kriterien (Constant Score) konnte hingegen weder ein signifikanter Einfluss des Nikotinkonsums noch des Geschlechts oder Alters auf das postoperative Ergebnis nachgewiesen werden [16].

Hingegen zeigte sich eine Korrelation zwischen der präoperativen Dauer der Beschwerden und der Verbesserung in den psychischen Sub- und Summenskalen (PSK). Zu den Veränderungen der körperlichen Summenskala (KSK) ließ sich keine Korrelation herstellen. Das Vorliegen chronischer Rotatorenmanschettenläsionen scheint hierfür verantwortlich zu sein [6, 17, 18].

Schließlich konnte eine mäßig negative Korrelation zwischen dem Alter der Patienten und der psychischen Summenskala (PSK) nachgewiesen werden. Erklärt werden kann dies mit einer geringeren Beeinflussung der psychischen Komponente durch körperliche Beeinträchtigungen bei älteren Patienten, oft bedingt durch einen weniger hohen Funktionsanspruch. Junge Patienten hingegen sind durch die körperlichen Einschränkungen in sportlichen Aktivitäten auch psychisch stärker belastet [19].

Bei der Analyse der Daten wirken sich die geringe Fallzahl und der retrospektive Charakter der Studie einschränkend aus. Auch die Erfassung nur eines Zeitpunkts zur Nachkontrolle ist als Limitation zu werten. Allerdings liegen bei den ausgewerteten prospektiven Untersuchungen zum Teil Jahre zwischen den jeweiligen Befragungen, sodass hier der Einfluss unterschiedlicher Lebensumstände und damit divergierender Rahmenbedingungen nicht zu unterschätzen ist. Eine engmaschige prospektive Verlaufsbeobachtung muss deshalb gefordert werden, um valide Ergebnisse zur Veränderung der Lebensqualität zu erfassen. Dennoch können die Resultate vorliegender Analyse den Trend eines positiven Effektes der Rekonstruktion von Rotatorenmanschettenrupturen auch auf die subjektive Lebensqualität bestätigen.

 

Interessenkonflikt: Die Autoren erklären, dass kein Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinien des Internatinal Committee of Medical Journal Editors besteht.

Korrespondenzadresse

PD Dr. med. Mike H. Baums

Abteilung Orthopädie

Universitätsmedizin Göttingen (UMG)

Georg-August-Universität

Robert-Koch-Str. 40

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