Originalarbeiten - OUP 07-08/2014

Analyse von Wechseloperationen bei Knietotalendoprothese

M.H. Baums1, 2 L.-M. Schierjott2, H.-M. Klinger2, G. Spahn3

Zusammenfassung: Die vorliegende retrospektive Analyse von Wechseloperationen bei Knietotalendoprothese zeigt Unterschiede zwischen frühem und spätem Prothesenversagen. Die Indikation für einen Prothesenwechsel in der Gruppe der Frühversager bestand am häufigsten aufgrund einer Malrotation/Malposition der Prothesenkomponenten. Ein spätes Versagen war meist auf aseptische
Lockerungen zurückzuführen. Mehrfach operierte Patienten erreichten in der Auswertung der Scores signifikant schlechtere Ergebnisse. Resultate im WOMAC und in Subskalen des SF-36 waren bei Patienten unter 49 und über 70 Jahren
signifikant besser. Frauen und Patienten mit einem BMI > 30 schnitten, ohne statistische Signifikanz, schlechter ab.

Schlüsselwörter: Knietotalendoprothese, Ergebnisse, Prothesenwechsel, WOMAC

Zitierweise
Baums MH, Schierjott LM, Klinger HM, Spahn G: Analyse von Wechseloperationen bei Knietotalendoprothese.
OUP 2014; 7: 376–379 DOI 10.3238/oup.2014.0376–0379

Abstract: The current retrospective analysis of revision
surgery for total knee arthroplasty shows differences between early and late prosthetic failure. The indication for a replacement of the prosthesis in the group of early failure was found most frequently due to malrotation/malposition of the components. In contrast, late failure was mostly due to aseptic loosening. Patients that were treated with more than one surgical intervention reached significantly worse
results in the used scores. Results in the WOMAC subscales and the SF-36 in patients under 49 and more than 70 years of age were significantly better. Women and patients with a BMI > 30 performed worse, but without statistical significance.

Keywords: total knee arthroplasty, outcome, revision surgery, WOMAC

Citation
Baums MH, Schierjott LM, Klinger HM, Spahn G: Analysis of revision surgery in total knee arthroplasty.
OUP 2014; 7: 376–379 DOI 10.3238/oup.2014.0376–0379

Einleitung

Die Zahl der in Deutschland implantierten primären Knietotalendoprothesen (Knie-TEP) lag im Jahr 2008 bei etwa 150.000 [1]; die Wachstumsrate wird momentan mit 6,8 % angegeben [2]. Dadurch gehört diese Operation zu den häufigsten, unter Berücksichtigung der direkten und indirekten Behandlungskosten jedoch auch zu den kostenintensivsten Eingriffen am Skelettsystem [3]. Durch die demografische Entwicklung und einen hohen Leistungsanspruch der alternden Bevölkerung muss grundsätzlich mit steigenden Implantationszahlen gerechnet werden [3, 4].

Räsänen et al. [5] sehen in der Endoprothetik des Kniegelenks eine der effektivsten und effizientesten Operationen überhaupt. Allerdings steigt in den letzten Jahren auch die Zahl der Patienten, die mit dem Ergebnis nicht zufrieden sind und bei denen Wechseloperationen durchgeführt werden müssen. Bereits Mitte der 90er Jahre handelte es sich bei jeder 10. Operation von Knie-TEP um einen Revisionseingriff [6]. Prinzipiell ist deshalb bei steigenden Primärimplantationen auch mit einem Anstieg der Revisionsoperationen zu rechnen [4, 7].

Ziel der Analyse ist die Untersuchung der Versagensmechanismen primär implantierter Knie-TEP in einem ausgewählten Kollektiv. Die Hypothese besteht darin nachzuweisen, dass mehrfache Revisionen keinen Einfluss auf das Ergebnis der evaluierten Scores haben.

Material und Methoden

97 von extern an die UMG zugewiesene Fälle wurden für die retrospektive Analyse erfasst. Die Wechseloperationen wurden von einem in der Endoprothetik erfahrenen Operateur durchgeführt. Analysiert wurden folgende Parameter: Indikation zur Implantation, Prothesenmodell: bikondylärer Oberflächenersatz (OFE), unikondylärer Gelenkersatz (UKE) gekoppelter Gelenkersatz (GGE); Geschlecht; Body-Mass-Index (BMI) und Alter der Patienten bei primärer Implantation und Wechseloperation, Anzahl der Operationen nach primärer Implantation. Für die Standzeitanalyse der Prothese erfolgte eine Differenzierung zwischen frühem (in den ersten 36 Monaten) und spätem Prothesenversagen [8–11].

Zudem wurde die subjektive Patientenzufriedenheit nach der Wechseloperation anhand des SF-36 [12], des WOMAC [13] und einer (10-stufigen) Visuellen Analogskala (VAS) erfasst.

Statistische Analyse

Die statistische Auswertung erfolgte mittels der Software SPSS (PASW 18, SPSS, Chicago, IL, USA) und der Erhebung deskriptiver statistischer Parameter. Die Analyse der Fragebögen erfolgte durch entsprechende Handanweisungen [14]. Zum Vergleich der Parameter Alter, Geschlecht, Gewicht (BMI) in den Ergebnissen der verwendeten Scores WOMAC, SF-36 und VAS erfolgte eine einfaktorielle ANOVA. Das Signifikanzniveau betrug 5 %. Hoch signifikante Werte ergaben sich bei p < 0,01.

Ergebnisse

Zur Analyse wurden 48 Wechseloperationen ausgeschlossen: 39-mal lag eine periprothetische Infektion vor, 8-mal wurde das Polyethylen-Inlay gewechselt. Einmal erfolgte bei isolierter ossärer Metastase der Wechsel einer OFE auf eine Tumorendoprothese. Somit wurden 49 (19 männlich, 29 weiblich, einmal beidseitiger Wechsel) Fälle inkludiert.

Bei Implantation der Knie-TEP lag das mittlere Alter bei 59,7 (27–85) Jahren, zum Zeitpunkt der Wechseloperation bei 64,8 (46–86) Jahren.

In 24 Fällen wurde die Knie-TEP bei primärer Gonarthrose, 25 mal bei sekundärer Arthrose implantiert (12 bei Achsabweichung, 8 bei rheumatisch-entzündlicher Genese, 5 posttraumatisch).

Der mittlere BMI betrug zum Revisionszeitpunkt bei den weiblichen Patienten 29,4 (22,9–39,8) kg/m2, bei den Männern 30,4 (26,7–37,3) kg/m2.

Die Wechsel erfolgten in 35 Fällen bei OFE, in 12 Fällen bei UKE (Abb. 1 und 2) und in 2 Fällen bei GGE. Die UKE wurden durch teilgekoppelte bzw. gekoppelte Totalendoprothesen („Rotating-hinge“) ersetzt. In 6 Fällen wurden OFE typgleich ersetzt. In 32 Fällen erfolgte der Wechsel auf eine gekoppelte Knie-TEP („Rotating-hinge“). Die GGE wurden typgleich ersetzt.

Die mittlere Standzeit der OFE lag bei 50,1 (5–156) Monaten, der UKE bei 72,1 (2–287) und der GGE bei 193,5 (165–222) Monaten. Bei 22 Patienten (4 UKE, 18 OFE) erfolgte der Wechsel der Prothese innerhalb der ersten 3 Jahre nach Primärimplantation (= Frühversager).

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