Originalarbeiten - OUP 07-08/2014

Analyse von Wechseloperationen bei Knietotalendoprothese

Vor dem Prothesenwechsel an der UMG erfolgten ex-domo in 25 der 49 Fälle 34 Revisionseingriffe (Anzahl): isolierter Wechsel von femoraler/tibialer Komponente (12), Synovialektomie (8), laterales Release (6), arthroskopisches Debridement (4), ligamentäre Augmentation (2) sowie ein kompletter Wechsel der Prothese (2).

Die aseptische Lockerung war, bezogen auf alle Prothesen, die häufigste Indikation zur Wechseloperation (24), gefolgt von einer Malrotation/Malposition der Prothesenkomponenten (14) und einer postoperativen Instabilität des Kniegelenks (2).

Die Ursache für eine Revision in der Gruppe der Frühversager (22) war in erster Linie auf eine Malposition von Prothesenkomponenten (12, alle bei OFE) zurückzuführen. Aseptische Lockerungen (4) und Instabilitäten (2) spielten eine untergeordnete Rolle, gefolgt von periprothetischen Frakturen (2) und persistierenden Schmerzen bei chronischen Synovialitiden (2).

Bei 36 Patienten (21 Frauen, 15 Männer) wurden Daten des WOMAC, des SF-36 und der VAS im Mittel 49 (13–101) Monate nach dem Prothesenwechsel erhoben.

Bei Auswertung des SF-36 zeigten sich signifikant bessere Ergebnisse bei den unter 49- und über 70-jährigen in der körperlichen Rollenfunktion (p = 0,043), den Schmerzen (p = 0,05) und der körperlichen Summenskala (p = 0,032).

Für den WOMAC ergaben sich in der Kategorie Steifigkeit bei Patienten unter 49 und über 70 Jahren signifikant bessere Ergebnisse verglichen mit Patienten zwischen 50 und 69 Jahren (p = 0,027). Patienten mit einem BMI > 30 schnitten (statistisch nicht-signifikant) schlechter ab. Im SF-36 zeigten sich nur geringfügige Unterschiede.

In der VAS zur Erfassung des Schmerzes erreichten männliche Patienten (statistisch nicht-signifikant) bessere Ergebnisse als die weiblichen Patienten.

Bei Patienten mit mehrfachen Revisionsoperationen zeigten sich signifikante Unterschiede im Gesamtscore des WOMAC (p = 0,028), der körperlichen Aktivität (p = 0,044) und dem Schmerz (p = 0,036). Die Unterschiede im SF-36 waren nicht signifikant.

Diskussion

Die Analyse der Wechseloperationen vorliegender Studie zeigt Unterschiede zwischen frühem und spätem Prothesenversagen. Die Indikation für einen Prothesenwechsel innerhalb der ersten 3 Jahre nach primärer Implantation wurde am häufigsten aufgrund einer Malrotation/Malposition von Prothesenkomponenten gestellt. Bei spätem Versagen der Prothese war die aseptische Lockerung der Hauptgrund für die Wechseloperation. Mehrfach operierte Patienten erreichten in der Auswertung der Scores signifikant schlechtere Ergebnisse. Somit wurde die Hypothese widerlegt.

In den vergangenen Jahren ist eine deutlich steigende Zahl implantierter Knie-TEP u.a. durch das wachsende Indikationsspektrum, die Ausweitung der Altersspanne und einen steigenden Leistungsanspruch der von einer Gonarthrose betroffenen Patienten zu erkennen [3, 15]. In den USA werden zukünftig mehr als 3 Millionen Primärimplantationen pro Jahr erwartet [4]. Schon jetzt kommt es zu einem stetigen Zuwachs der Revisionsoperationen. Dabei zeigt eine neue Studie eine signifikant höhere Rate von Revisionen in Kliniken mit geringen Implantationszahlen [17].

In der Literatur wird zwischen frühem und spätem Versagen von Knie-TEP unterschieden [8–11], wobei der Zeitraum des frühen Versagens zwischen 2 und 5 Jahren nach Implantation definiert ist [8–11]. Der Anteil der Wechseloperationen an der Gruppe der Frühversager liegt zwischen 31 % und 63 % [8, 9, 11]. Die durchschnittlichen Standzeiten der Frühversager erreichen 14,4 bis 22,9 Monate [8, 9, 11]. Insgesamt sind periprothetische Infektionen der Hauptgrund für frühzeitige Revisionseingriffe. Daneben stellen Gelenkinstabilitäten und aseptische Prothesenlockerungen die häufigsten Versagensmechanismen dar [8, 11]. In vorliegender Studie erfolgten Wechseloperationen, nach Ausschluss periprothetischer Infektionen, innerhalb der ersten 3 Jahre hauptsächlich aufgrund malpositionierter Prothesenkomponenten. Die Prothese wurde in dieser Gruppe nach im Mittel 15 Monaten gewechselt.

Incavo et al. [17] stellen fest, dass eine Innenrotationsfehlstellung der Femurkomponente von > 5° die Entwicklung einer patellofemoralen Problematik fördert und zu Schwierigkeiten bei der Kalibrierung des Gelenkspalts bzw. der Größenbestimmung der Komponenten führt. Daneben führen Abweichungen der physiologischen Achse in der Frontalebene von mehr als 3–4° zu einem Anstieg der tibio-femoralen Kräfte [18]. Revisionseingriffe sind bei Achsabweichungen von > 10° in der Frontal- und > 5° in der Transversalebene gerechtfertigt [19]. Darüber hinaus werden sie bei Achsabweichungen in der Sagittalebene mit bestehender Instabilität und bei Verschiebungen der Gelenklinie von > 1 cm bzw. Schrägstellung der Gelenkfläche von > 5° unter Berücksichtigung des Leidensdrucks der Patienten als sinnvoll erachtet [19].

Bei Betrachtung der Revisionen von OFE und der Gruppe der Spätversager ist die aseptische Prothesenlockerung in vorliegender Studie die Hauptindikation zum Prothesenwechsel und entspricht aktuellen Literaturdaten [2, 3, 9, 19, 20].

Die Indikation zu einem Wechsel der UKE wurde größtenteils aufgrund aseptischer Lockerung gestellt, was mit den Daten des schwedischen Endoprothesenregisters übereinstimmt [21]. Aufgrund des kleinen Kollektivs fällt die Interpretation der Komplikationen jedoch schwer. Eine höhere Revisionsrate unikondylärer Endoprothesen wird von zahlreichen Variablen beeinflusst. Hier spielen u.a. die Implantatwahl, das Patientenalter, die ASA-Klassifikation und die jährlich pro Operateur bzw. Abteilung implantierte Anzahl der Prothesen eine ausschlaggebende Rolle [22, 23]. Wie Bini et al. [23] feststellen, beeinflusst allein die Patientenselektion durch erfahrene Operateure die Resultate nach UKE entscheidend.

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