Übersichtsarbeiten - OUP 12/2018

Behandlung von Knorpelschäden an Knie, Sprunggelenk und Hüfte
Zusammenfassung der Empfehlungen der AG Klinische GeweberegenerationGuidelines from the group “Clinical Tissue Regeneration” of the German Society of Orthopaedics and Traumatology (DGOU)

Das Aufbringen von Membranen auf den Knorpeldefekt geht mit dem relevanten Risiko einer Membrandislokation einher. Auch bei der autologen Knorpelzelltransplantation (ACT) fanden anfänglich Membranen Verwendung. Die Nachteile der membrangestützten autologen Chondrozytentransplantation wurde mithilfe verschiedener Biomaterialien als Träger der Chondrozyten weiterentwickelt, was zu einer besseren Redifferenzierung, Verteilung und Protektion der Zellen im Defekt führt, deutlich verringerter Invasivität und weniger Komorbiditäten der Eingriffe verbunden mit einer erheblichen Reduktion unerwünschter Nebenwirkungen. Diese Weiterentwicklungen mit injizierbaren und in-situ-polymerisierbaren MACT-Verfahren ermöglichen eine zellschonende, arthroskopische Anwendung bei den schwierigen Platzverhältnissen im Hüftgelenk und vereinfachen technisch die Anwendung.

In einem Konsensuspaper der AG Geweberegeneration und des AGA-Hüftkomitees wurde die bisherige Studienlage zu den verschiedenen Therapieverfahren evaluiert [16]. Auch wenn für alle genannten Verfahren die Evidenzlage schwach ist, zeigt sich eine Tendenz, dass die Erfahrungen vom Knie- auf das Hüftgelenk übertragen werden können.

Als Fazit wurde festgehalten, dass bei noch umschriebenen, vollschichtigen Knorpelschäden ab 1,5–2 cm2 die MACT das zu bevorzugende Therapieverfahren darstellt, sofern keine wesentliche Gelenkdegeneration besteht. Sollte der Patient ein einzeitiges Vorgehen wünschen oder andere Gründe gegen eine MACT sprechen, so sind knochenmark-stimulierende Techniken mit Membrandeckung der einfachen Mikrofrakturierung vorzuziehen. Bei Defekten unter 1,5–2 cm2 kann dem Konsensus nach die Indikation zu einzeitigen Verfahren großzügiger gestellt werden. Altersgrenzen wurden hingegen nicht festgelegt, da das numerische Patientenalter nicht zwangsläufig mit dem biologischen Alter bzw. Gelenkzustand übereinstimmen muss.

Nachbehandlung

Die Nachbehandlungsschemata nach knorpelchirurgischen Eingriffen am Hüftgelenk werden in den verschiedenen Publikationen noch sehr unterschiedlich benannt. Zumindest nach zellbasierten Knorpelersatztherapien sollte eine Teilbelastung von 20 kg für 6 Wochen postoperativ eingehalten werden und anschließend eine schmerzadaptierte Aufbelastung und isometrische Beübung der Muskulatur erfolgen. Das Training auf einem Standfahrrad stellt eine gute Ergänzung dar, wobei zunächst ein geringer Widerstand gewählt werden sollte. Die Rückkehr zum Sport ist von der Sportart und vielen anderen Faktoren abhängig. Kompaktsportarten sollten nach einer ACT frühestens 12 Monate nach der OP wiederaufgenommen werden.

Interessenkonflikt: Keine angegeben.

Korrespondenzadresse

Prof. Dr. med. Christoph Becher

HKF – Internationales Zentrum für Hüft-, Knie- und Fußchirurgie

ATOS Klinik Heidelberg

Bismarckstraße 9–15

69115 Heidelberg

becher.chris@web.de

Literatur

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15. Landgraeber S, Jäger M, Fickert S: Knorpelregenerative Eingriffe am Hüftgelenk. Orthopade. 2017; 46: 928–37

16. Fickert S, Aurich M, Albrecht D et al.: Biologische Rekonstruktion lokalisiert vollschichtiger Knorpelschäden des Hüftgelenks: Empfehlungen der Arbeitsgemeinschaft „Klinische Geweberegeneration“ der DGOU und des Hüftkomitees der AGA. Z Orthop Unfall 2017; 155: 670–82

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