Übersichtsarbeiten - OUP 01/2015

Chronische Sprunggelenkbeschwerden bei Fußballern: Soccer’s ankle
LiteraturreviewReview of the literature

Biedert berichtete bei ca. zwei Drittel von 21 arthroskopierten Patienten mit ventralen OSG-Beschwerden über gute bis sehr gute Resultate. Die bei einem Drittel der Patienten erzielten unbefriedigenden Ergebnisse führten sie hauptsächlich auf vorhandene degenerative Veränderungen zurück [18]. Dennoch wird auch bei Patienten mit bereits nachweisbaren Knorpelveränderungen aufgrund mangelnder Therapieoptionen (mit Ausnahme einer Arthrodese oder einer Prothesenimplantation) die Arthroskopie als eine gute Behandlungsmöglichkeit angesehen [31]. Van Dijk et al. sahen ebenfalls eine Korrelation des Outcomes zum Grad der Knorpeldegeneration und auch eine Abhängigkeit von der Osteophytenlokalisation mit einem besseren Outcome bei einem anteromedialem im Vergleich zu einem anterolateralen Impingement [9, 28]. Außer einer bereits vorhandenen Knorpelschädigung führt Moustafa El-Sayed Syndesmosenteilverletzungen als einen weiteren, das Ergebnis einer arthroskopischen Behandlung negativ beeinflussenden Faktor auf [44].

Intraoperative Zusatzbefunde

Teilweise ist die Mitbehandlung von oft bereits in der präoperativen Bildgebung, aber auch manchmal erst intraoperativ nachweisbaren Zusatzbefunden notwendig. So kann eine stadium- und befundgerechte Behandlung eines Osteochondrosis dissecans Herdes stattfinden, zum Beispiel mittels retrograder Anbohrung, Spongiosaumkehrplastik, Mikrofrakturierung oder einer Mosaikplastik, sowie eine bandstabilisierende Maßnahme bei feststellbarer OSG-Instabilität.

Auch können Knorpelschäden entsprechend behandelt, ein Meniskoid reseziert und freie Gelenkkörper entfernt werden. Attmanspacher et al. fanden bei allen 27 Patienten durch unterschiedlich ausgeprägte Tibiavorderkantenexophyten bedingte Schliffspuren am talaren Knorpel, die überwiegend als Knorpelschäden Grad 2 und 3 in der Einteilung nach Outerbridge klassifiziert wurden [2], wobei Moon et al. zeigen konnten, dass der Grad der Knorpelschädigung mit der Größe der Osteophyten zunimmt [50]. In 7 Fällen wurde ein Meniskoid und in 4 Fällen freie Gelenkkörper entfernt [2].

Nachbehandlung

In der Rehabilitation wird das Ziel der schnellen Wiedererlangung der Sportfähigkeit und Einsatzfähigkeit unter Wettkampfbedingungen verfolgt. Hierbei steht die funktionelle Nachbehandlung im Vordergrund.

Attmanspacher et al. erwähnen die Motorschienenbehandlung sowie aktiv geführte Krankengymnastik [2, 9]. Angaben hinsichtlich der Freigabe zur Vollbelastung machen sie nicht, ebenso geben sie keine weiteren Empfehlungen bezüglich der Rehabilitation und dem sportartspezifischen Belastungsaufbau. Auch wird durch andere Autoren in der Literatur kein Nachbehandlungs-Algorithmus beschrieben.

Wir empfehlen, bereits nach Drainagenzug am ersten postoperativen Tag mit einer intensiven krankengymnastischen Beübung zu beginnen. Hierbei stehen vorwiegend physikalische Maßnahmen, manuelle Lymphdrainagen, passive und aktive Beweglichkeitsübungen und manuelle Weichteiltechniken im Vordergrund. Eine Teilbelastung an Unterarmgehstützen ist über einen Zeitraum von ca. 8–10 Tagen nach der Operation, jedoch abhängig vom Umfang des Eingriffs, anzuraten. Anschließend kann eine zügige, aber beschwerdeadaptierte Belastungssteigerung erfolgen. Nach dem Fadenzug am 12–14. postoperativen Tag ist die Sporttherapie von enormer Bedeutung und es kann mit einem initial langsamen Lauftraining begonnen werden. Begleitend werden Propriozeptions- und Koordinationsübungen durchgeführt mit ab der 4. postoperativen Woche auch fußballspezifischen Inhalten. Ab diesem Zeitpunkt sind auch Steigerungsläufe erlaubt, die das Maximum ab Beginn der 5. postoperativen Woche erlangen sollten. Dann können die fußballspezifischen Inhalte weiter ausgebaut werden, ab Ende der 6. postoperativen Woche sollte auch ein Schusstraining möglich und problemlos sein. Mit einer Einsatzfähigkeit im Spielbetrieb ist bei einem Profifußballer mit entsprechend absolviertem Aufbauprogramm und regelrechtem Heilverlauf ab der 7. postoperativen Woche zu rechnen.

Zusammenfassung
und Algorithmus

Der soccer’s ankle, auch Fußballergelenk genannt, umfasst eine lange und mindestens mehr als 4-jährige erhöhte Belastung durch Ausübung des Fußballsports sowie die Befundkonstellation eines knöchernen und auch weichteilig bedingten ventralen Impingements. Oft lassen sich weitere Zusatzbefunde vorfinden, wie zum Beispiel eine Bandinstabilität, Knorpelschäden, Verkalkungen, freie Gelenkkörper und Osteochondrosis dissecans Herde.

Die Fußballer mit einem symptomatischen soccer’s ankle (es ist darauf hinzuweisen, dass sehr oft entsprechende radiologische Veränderungen zu sehen sind, ohne dass die dazu passende Symptomatik vorhanden ist) berichten über Schmerzen im ventralen OSG-Bereich, die vorwiegend bei sportlicher Belastung und auch oft begleitend mit einer chronischen Schwellneigung auftreten. Es lassen sich im ventralen Kapselbandapparat Druckpunkte lokalisieren und die Beweglichkeit in der Dorsalextension ist im Seitenvergleich auffällig reduziert.

Unabdingbar ist die Anfertigung eines Röntgenbilds des OSG in 2 Ebenen, wobei sich meistens insbesondere auf der seitlichen Aufnahme die für das ossäre Impingement verantwortlichen Osteophyten an der Tibiavorderkante und/oder am ventralen Talushals nachweisen lassen. Die Röntgendiagnostik kann evtl. durch eine schräge Aufnahme ergänzt werden.

In der präoperativen Diagnostik oder bei unklaren Beschwerden wird auch die Durchführung einer MRT-Untersuchung als sinnvoll und notwendig erachtet, um so Differenzialdiagnosen weitgehend auszuschließen, weitere evtl. vorliegende Zusatzbefunde zu detektieren und die Operationsplanung und -durchführung entsprechend zu gestalten.

Sollte die konservative Therapie, die neben den üblichen sprunggelenkstabilisierenden Maßnahmen (Propriozeptions- und Koordinationstraining), physiotherapeutische und physikalische Maßnahmen beinhalten sollte sowie evtl. eine medikamentöse Therapie (beispielsweise durch orale Antiphlogistika oder lokal intraartikulär applizierte Enzym- oder Cortisonpräparate, nicht zu einem zufriedenstellenden Erfolg führen) so ist die Indikation zur operativen Versorgung zu stellen.

Eine Mindestdauer der konservativen Behandlung kann nicht definiert werden, da der OP-Zeitpunkt vor allem im Profifußball nicht nur abhängig vom Ausprägungsgrad des Krankheitsbilds, dem Leidensdruck, der sportlichen Einschränkung und den Befunden in der Bildgebung ist, sondern auch von anderen Faktoren wie zum Beispiel dem Saisonzeitpunkt, dem Punktestand der Mannschaft, der Wichtigkeit anstehender Spiele und des Spielers selber.

Bei einem klassischen soccer’s ankle wird arthroskopisch eine Synovektomie der entzündeten und hypertroph/fibrotisch veränderten Synovialmembran durchgeführt und die Osteophyten an der ventralen Tibia und am ventralen Talushals abgetragen, bis wieder die ursprünglichen Konturen hergestellt sind. Zusatzbefunde, die bereits in der präoperativen Diagnostik festgestellt wurden oder auch erst intraoperativ vorgefunden werden, werden in gleicher Sitzung mitbehandelt.

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