Übersichtsarbeiten - OUP 02/2013

Das Lima SMR-Schulter-Endoprothesen-System

Die Metal-back-Glenoidersätze erreichten in den meisten Studien klinisch defizitäre Ergebnisse, verglichen mit den zementierten Polyethylen (PE)-Glenoiden [5, 6] und hatten eine erhöhte Revisionsrate [7, 8]. Ein erklärlicher Grund ist das im Vergleich zu den All-PE-Glenoiden dünnere PE-Inlay, sodass es nach dem Abrieb nicht selten auch zum Kontakt des Metall-Kopfs mit dem Metal-back kommt. Röntgen-dichte Linien als radiologisches Lockerungskriterium waren in den Studien im Durchschnitt jedoch seltener bei den Metal-back-Glenoiden nachzuweisen [8].

Cofield et al. [9] eruierten in einem Review bei 180 zementfreien Metal-back-Glenoiden eine Komplikationsrate von 16 %. Röntgen-helle Linien zeigten sich in 3,3 % und in 2,7 % PE-Dissoziationen von der Basisplatte.

Wallace et al. [8] verglichen zementierte und zementfreie Glenoide bei Schulter-TEPs mit einem Durchschnitts-Follow-up von 5 Jahren und evaluierten eine erhöhte Rate an Frühkomplikationen in der zementfreien Gruppe. Hierbei zeigte sich in 3 von 5 Fällen eine Ablösung des PEs von dem Metal-back. Klinisch imponierten vergleichbare Ergebnisse bei vermehrten radiologischen Lockerungszeichen in der zementierten Gruppe.

Boileau et al. [7] fanden in einer vergleichenden Studie in 85 % der zementierten PE-Glenoide und in 25 % der zementfreien Metal-back-Glenoide radiologische Lockerungszeichen bei klinisch nicht signifikanten Unterschieden. Die Revisionsrate bei relevanter Lockerung war jedoch mit 20 % in der zementfreien versus 0 % in der zementierten Gruppe signifikant höher.

Martin et al. [5] berichten nach 140 zementfreien Glenoid-Implantationen über eine klinische Versagensrate von 11 % und zusätzlich über eine asymptomatische radiologische Lockerungsrate von 8 %. Die Überlebensrate lag hierbei nach 5 Jahren bei 95 % und nach 10 Jahren bei 85 % und war damit geringer als die von zementierten PE-Glenoiden. In einem Review berichten Fox et al. [6] über eine Revisionsrate von 62 % für zementfreie Metal-back-Glenoide und 15 % für zementierte PE Glenoide.

Castagna et al. [2] evaluierten für das SMR-Metal-back-Glenoid (Abb. 2) mit anatomischem PE-Inlay in einer Fall-Kontroll-Studie bei 35 konsekutiven Patienten mit Schulter-Totalendoprothesen und einem Follow-up von 75 Monaten (48–154) gute Ergebnisse mit einer Verbesserung der klinischen Scores, keiner Implantatlockerung, keiner PE-Metal-back-Dissoziation und keinem Implantat bezogenen Versagen. Bei 23 % der Patienten zeigten sich Röntgen-helle Linien < 2 mm mit reaktiver Knochen-Sklerose im Bereich des PEGs, in 3 dieser 8 Patienten zeigte sich eine Knochenresorption im Bereich der superioren Schraube.

Mohammed et al. [3] analysierten das neuseeländische Gelenkregister zu anatomischen Schultertotalendoprothesen über einen Zeitraum von 5 Jahren, wo 192 SMR-Prothesen mit Metal-back-Komponente eingesetzt wurden. In 6 von 192 Fällen mit Metal-back-Komponente war ein Revisionseingriff erforderlich, aber in keinem Fall war die Glenoidkomponente betroffen [3]. Bei der Untersuchung der Osteointegration der Metal-back-Glenoidkomponente des SMR-Systems an 20 aufeinanderfolgenden Patienten nach durchschnittlich 45 Monaten wurde keine Lockerung der Komponenten beobachtet, und es zeigte sich in 85 % der Fälle eine Osteointegration. Alle Komponenten wiesen eine Osteointegration um den zentralen Zapfen auf. Diese Ergebnisse bestätigen, dass mit der Metal-back-Glenoidkomponente des SMR-Systems bei anatomischen Schultertotalprothesen mittelfristig eine zuverlässige Osteointegration erreicht wird.

Die guten Ergebnisse mit der SMR-Metal-back-Glenoid-Basisplatte lassen sich zum einen durch die konvexe Form erklären [2]. Szabo et al. zeigten, dass 65 % der konvexen Basisplatten im Vergleich zu 26 % der flachen Basisplatten bei zementfreien Metal-back-Glenoiden in der postoperativen Kontrolle keine Röntgen-dichten Linien aufwiesen [10]. Anglin et al. zeigten in einer biomechanischen Untersuchung an zementierten PE Glenoiden 50 % weniger Dislokation bei den konvexen im Vergleich zu den flachen Glenoiden [11].

Zum anderen spielt der Mismatch von glenoidalem und humeralen Radius bei dem anatomischen PE-Liner eine Rolle. Nho et al. eruierten, dass fehlender Mismatch mit Konformität der artikulierenden Komponenten die Lockerungsrate erhöhen [12]. Walch et al. eruierten einen idealen Mismatch von 6–10 mm [13]. Young et al. konnten in einer Multicenter-Studie zeigen, dass es keine eindeutig belegte Auswirkung des glenohumeralen Mismatch auf die Entwicklung eines sekundären Rotatorenmanschettendefekts gibt [14].

Ein weiterer Faktor für die guten Ergebnisse der Standzeit des SMR-Metal-back-Glenoids ist der zentrale hohle Press-fit-Peg, der ein gutes knöchernes Einwachsen ermöglich. Die primäre Stabilität und ein gutes Anpressen wird durch 2 nicht winkelstabile 6,5 mm dicke Spongiosa-Schrauben erreicht [2], die eine optimale Primärstabilität garantieren und das Implantat suffizient an den Knochen anpressen. Die Position der Schrauben sollte leicht divergierend gewählt werden, sodass die craniale Schraube nach anterosuperior in die Coracoid-Basis und die caudale Schraube posteroinferior in die Margo lateralis der Skapula dirigiert wird (Abb. 6).

Die oben genannten Studien evaluierten Ergebnisse der Metal-back-Basisplatten mit einem anatomischen PE-Inlay. Die Ergebnisse können nur teilweise auf die inverse Situation übertragen werden. Bei der inversen Schulter-Prothese kommt es zu einer Verlagerung des Gelenkdrehzentrums nach medial und bei zuvor cranialisiertem Drehzentrum nach distal. Somit liegt das Gelenkdrehzentrum annähernd im Zentrum der Glenosphäre, welche auf die glenoidale Metal-back-Basisplatte aufgesetzt wird. Somit könnte man annehmen, dass die Belastung auf die Metal-back-Basisplatte im Vergleich zur anatomischen Situation reduziert ist, da die Belastung konzentrisch ist, da das Drehzentrum im Zentrum der Basisplatte und der Glenosphäre lokalisiert ist. Dass die Kinematik des Schultergelenks sich durch die inverse Situation insbesondere durch die inverse Metaphyse es Humerus komplett verändert, muss dabei jedoch berücksichtigt werden.

SEITE: 1 | 2 | 3 | 4