Übersichtsarbeiten - OUP 11/2017

Die Anzahl der Fadenanker bei der arthroskopischen Stabilisierung der Bankart-Läsion der Schulter
Ein systematischer ReviewA systematic review

Mehrere Fadenanker zur Stabilisierung des IGHL am anteroinferioren Glenoidrand sind aus Platzgründen häufig nicht realisierbar. Zudem stellt ein zu geringer Abstand zwischen den Fadenankern zumindest bei resorbierbaren Implantaten wahrscheinlich einen Risikofaktor für eine iatrogene Glenoidfraktur dar [9]. Höher eingebrachte Fadenanker sind für die Stabilität in der ABER-Position möglicherweise weniger entscheidend als der Grad des Kapselshifts, der mit dem unteren Fadenanker erzielt wird. Dies entspricht insbesondere den Erfahrungen von Levy et al. mit ihrer Purse-string-shift-Technik [3]. Die Autoren dieser Arbeit weisen aber insbesondere darauf hin, dass bei der Verwendung von weniger als 3 Fadenankern eine solide Knotentechnik oder aber eine hinreichend stabile knotenfreie Sicherung des Fadens notwendig ist (Abb. 1–5), um die intraoperative Repositionierung des Kapsel-Labrum-Komplexes und die erzielte Gewebespannung durch ungestörtes Einwachsen dauerhaft zu gewähren.

In einer vergleichenden Arbeit wurden kein Unterschied hinsichtlich erneuter Instabilitätsereignisse zwischen konventioneller und knotenfreier Operationstechnik festgestellt [10]. Ob eine knotenfreie Technik auch in Verbindung mit weniger als 3 Fadenankern dauerhaft funktioniert, erscheint bei ausreichendem vertikalen Kapselshift nach Ansicht der Autoren zumindest möglich, ist durch wissenschaftliche Arbeiten aber noch nicht abschließend geklärt.

Blutversorgung
der Einheilungszone

Der Glenoidrand ist in einer Tiefe von 5 mm als hypovasculär beschrieben worden [11]. Da die Mikrovaskularisierung des Knochens bei der Einheilung bindegewebiger Strukturen wahrscheinlich von Bedeutung ist [12], ist eine geringere Anzahl von Fadenankern und weniger Glenoidbohrungen mit geringerer Störung der Knochendurchblutung zumindest theoretisch von Vorteil. Die Blutversorgung des Labrums hingegen erfolgt über Gefäße der Kapsel und des Periostes [13]. Aus diesem Grund ist auch eine geringere Anzahl von verwendeten Fäden für die Labrumdurchblutung und Einheilung des Labrums theoretisch von Vorteil. Inwieweit diese Überlegungen zur Vaskularisierung der Einheilungszone des Labrums tatsächlich klinisch relevant ist, wäre nach Dafürhalten der Autoren ein weiteres interessantes Forschungsvorhaben.

Schlussfolgerungen

Bei anteroinferiorer Instabilität kann eine stabile Versorgung einer Bankart-Läsion auch mit weniger als 3 Fadenankern erreicht werden, sofern ein ausreichender vertikaler Kapselshift durchgeführt wird und keine größeren Begleitverletzungen wie eine Glenoidfraktur oder eine große Hill-Sachs-Läsion vorliegen. Dies kann mit nichtresorbierbaren und resorbierbaren Fäden erreicht werden. Bei der Verwendung nur eines Fadenankers ist eine höhere Position, z.B. bei 4:00 Uhr wahrscheinlich sinnvoll, um einen ausreichenden vertikalen Kapselshift zu erreichen. Obwohl es wahrscheinlich anmutet, dass dies auch in knotenfreier Technik möglich ist, beschäftigt sich die Mehrzahl der vorhandenen Studien mit der konventionellen Technik mit geknoteten Fäden.

Interessenkonflikt: Keine angegeben

Korrespondenzadresse

apl. Prof. Dr. med. Marius von Knoch

Kreiskrankenhaus Osterholz

Am Krankenhaus 4

27711 Osterholz-Scharmbeck

mariusvonknoch@yahoo.com

Literatur

1. Boileau P, Villalba M, Héry JY, Balg F, Ahrens P, Neyton L: Risk factors for recurrence of shoulder instability after arthroscopic Bankart repair. J Bone Joint Surg Am. 2006; 88: 1755–63

2. Balke M, Shafizadeh S, Bouillon B, Banerjee M: Management of shoulder instability: the current state of treatment among German orthopaedic surgeons. Arch Orthop Trauma Surg. 2016; 136: 1717–21

3. Levy O, Matthews T, Even T: The „purse-string“ technique: an arthroscopic technique for stabilization of anteroinferior instability of the shoulder with early and medium-term results. Arthroscopy. 2007; 23: 57–64

4. Ozbaydar M, Elhassan B, Diller D, Massimini D, Higgins LD, Warner JJ: Results of arthroscopic capsulolabral repair: Bankart lesion versus anterior labroligamentous periosteal sleeve avulsion lesion. Arthroscopy. 2008; 24: 1277–83

5. van der Linde JA, van Kampen DA, Terwee CB, Dijksman LM, Kleinjan G, Willems WJ: Long-term results after arthroscopic shoulder stabilization using suture anchors: an 8– to 10-year follow-up. Am J Sports Med. 2011; 39: 2396–403

6. Witney-Lagen C, Perera N, Rubin S, Venkateswaran B: Fewer anchors achieves successful arthroscopic shoulder stabilization surgery: 114 patients with 4 years of follow-up. J Shoulder Elbow Surg. 2014; 23: 382–7

7. Milchteim C, Tucker SA, Nye DD et al.: Outcomes of Bankart Repairs Using Modern Arthroscopic Technique in an Athletic Population. Arthroscopy. 2016; 32: 1263–70

8. Shapiro TA, Gupta A, McGarry MH, Tibone JE, Lee TQ: Biomechanical effects of arthroscopic capsulorrhaphy in line with the fibers of the anterior band of the inferior glenohumeral ligament. Am J Sports Med. 2012; 40: 672–80

9. Augusti CA, Paladini P, Campi F, Merolla G, Bigoni M, Porcellini G: Anterior glenoid rim fracture following use of resorbable devices for glenohumeral stabilization. Orthop J Sports Med. 2015; 3(6) 2325967115586559 DOI: 10.1177/2325967115586559

10. Ng DZ, Kumar VP: Arthroscopic Bankart repair using knot-tying versus knotless suture anchors: is there a difference? Arthroscopy. 2014; 30: 422–7

11. Abrassart S, Stern R, Hoffmeyer P: Arterial supply of the glenoid: an anatomic study. J Shoulder Elbow Surg. 2006; 15: 232–8

12. Bonnevialle N, Bayle X, Faruch M, Wargny M, Gomez-Brouchet A, Mansat P: Does microvascularization of the footprint play a role in rotator cuff healing of the shoulder? J Shoulder Elbow Surg. 2015; 24: 1257–62

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