Übersichtsarbeiten - OUP 01/2024

Die OF-Pelvis-Klassifikation für osteoporotische Sakrum- und Beckenringfrakturen

Die Übereinstimmung zwischen den Beurteilungen der Kategorien eines Teilnehmenden in beiden Durchgängen der Evaluation war fast perfekt (? K = 0,894). Auch hier bestand kein relevanter Unterschied zwischen Entwickelnden und Erstanwendenden (? K = 0,901 für Entwickelnde und ? K = 0,840 für Erstanwendende) [11].

Diskussion

Aktuell existieren mehrere Klassifikationssysteme für osteoporotische Sakrum- und Beckenringfrakturen. Schwächen der bestehenden Klassifikationen liegen unter anderem darin, dass nicht immer der gesamte Beckenring betrachtet wird, sie teilweise eine hohe Komplexität aufweisen und/oder eine nur moderate Reliabilität haben. Zudem sind MRT-Befunde wie das Knochenmarködem ohne Frakturnachweis in der CT nicht in den Klassifikationen integriert.

Die OF-Pelvis-Klassifikation umfasst sämtliche klinisch relevanten Frakturformen und ist aufgrund ihrer geringen Anzahl von Kategorien und Modifikatoren einfach zu merken und anzuwenden. Zudem weist sie eine substanzielle bis nahezu perfekte Reliabilität auf.

Eine detaillierte Betrachtung der osteoporotischen Beckenringfrakturen wie beispielsweise mit der FFP-Klassifikation ist mit der OF-Pelvis-Klassifikation jedoch nicht möglich.

Ein Vorteil der OF-Pelvis-Klassifikation ist, dass sie aufgrund ihrer Reliabilität geeignet ist, die Grundlage für einen therapeutischen Indikationsscore zu bilden. Dieser wird ebenfalls in dieser Ausgabe vorgestellt und berücksichtigt dann auch klinische Parameter wie Schmerz, Mobilität und Vorerkrankungen.

Limitierend sind die bis dato geringen wissenschaftlichen Erfahrungen mit der OF-Pelvis-Klassifikation, da es sich um eine noch sehr junge Klassifikation handelt. Zudem wurden bisher noch keine operativen Therapieempfehlungen für die unterschiedlichen Frakturtypen beschrieben. Es ist jedoch das Ziel der AG OF, die diesbezügliche Evidenz zu generieren und Therapieempfehlungen zu entwickeln.

Schlussfolgerung

Die OF-Pelvis-Klassifikation ist mit ihren 5 Kategorien und 3 Modifikatoren ein einfaches und zuverlässiges Klassifikationssystem, welches CT- und MRT-Befunde berücksichtigt. Sie überzeugt durch eine hohe Inter-Rater-Reliabilität und nahezu perfekte Intra-Rater-Reliabilität. Dabei hat der Grad der Erfahrung der Anwenderinnen und Anwender mit der Klassifikation keinen Einfluss auf die Reliabilität. Die OF-Pelvis ist somit eine einfach anzuwendende Klassifikation und kann eine verlässliche Basis für einen Indikationscore sein.

Interessenkonflikte:

Keine angegeben.

Das Literaturverzeichnis zu
diesem Beitrag finden Sie auf:
www.online-oup.de.

Korrespondenzadresse

Dr. med. Klaus John Schnake

Zentrum für
Wirbelsäulen- und Skoliosetherapie

Malteser Waldkrankenhaus St. Marien

Rathsberger Str. 57

91054 Erlangen

klaus.schnake@waldkrankenhaus.de

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