Übersichtsarbeiten - OUP 02/2018

Dr. House, Orthopädie und Tumororthopädie*

Von den insgesamt 20 orthopädischen Diagnosen (Tab. 1) wurden 17 als Haupt- und 3 als Nebendiagnosen identifiziert. Die 20 Patienten waren relativ jung (Durchschnitt: 35 Jahre) und mehrheitlich Männer (60 %). Um die orthopädischen Fälle zu diagnostizieren, reichte in 9 Fällen eine eingehende klinische Untersuchung aus, während Röntgenbilder und Magnetresonanz-Tomografien (MRT) in jeweils 4 Fällen zur Diagnosesicherung notwendig waren. Außerdem wurden zweimal eine Positronenemissions-Tomografie (PET) und einmal eine Computer-Tomografie durchgeführt, um den orthopädischen Fall zu lösen. Die Mehrzahl der orthopädischen Fälle wurden von Dr. House selbst gelöst (n = 16; 80 %), während die restlichen Diagnosen von seinen Teammitgliedern gestellt wurden (n = 4, 20 %).

Generell waren die dargestellte klinische Präsentation, die Diagnosefindung und die vorgeschlagene Behandlung adäquat. Bei der Bildgebung wurde dagegen nicht mit Ressourcen gespart, denn MRTs und PETs wurden großzügiger eingesetzt, als dies in der Realität indiziert gewesen wäre.

Fünf der 20 orthopädischen Diagnosen fielen in den Spezialbereich „Tumororthopädie“ (Tab. 2). Dazu zählten:

  • 1. eine avaskuläre Malformation in der Brustwirbelsäule eines 70-jährigen Patienten die eine Hemiplegie verursachte,
  • 2. ein Osteosarkom des Femurs bei einer 20-jährigen Patientin,
  • 3. osteoblastische Veränderungen in den Fingern einer 45-jährigen Patientin mit kleinzelligem Bronchuskarzinom,
  • 4. ein extramammäres Mammakarzinom, welches sich mit osteopetrotischen Veränderungen bei einer 35-jährigen Patientin präsentierte und
  • 5. ein lymphoides Sarkom des Humerus bei einem 15 Jahre alten Mädchen.

Speziell bei den tumororthopädischen Fällen fielen die gute Darstellung des klinischen Verlaufs und das folgerichtige Einschlagen des korrekten diagnostischen Pfads auf, was in der realen Praxis bei tumororthopädischen Diagnosen häufig nicht der Fall ist. Der sensible Umgang, was die therapeutischen Konsequenzen der jeweiligen tumororthopädischen Diagnosen anbelangte, war ebenfalls auffällig. So wurde etwa im Falle der 20-jährigen Patientin mit einem Osteosarkom des Femurs eine weite Resektion mit anschließender Chemotherapie vorgeschlagen. Auch bei der 35-jährigen Patientin mit einem extramammären Mammakarzinom wurde dasselbe Vorgehen – Operation und Chemotherapie – geplant.

Trotzdem wurde auch ein kleinerer Fehler in der Folge „Leben wider Willen“ gefunden: Die Diagnose einer intradural lokalisierten arteriovenösen Malformation der Wirbelsäule wurde gestellt, obwohl im gezeigten MRT keine Beteiligung der Dura zu sehen war.

Zusammenfassung

Obwohl Dr. House mitunter skurril und exzentrisch agiert, können zumindest die dargestellten orthopädischen Fälle für Medizinstudenten lehrreich sein. Vorwiegend seltene, aber dennoch hoch relevante Krankheitsbilder – wie Osteosarkom und paraneoplastische Syndrome – werden in klinischer Präsentation, Diagnostik und dem therapeutischen Vorgehen realitätsnah und korrekt dargestellt.

Einschränkend muss festgehalten werden, dass der menschliche Umgang, insbesondere von Seiten Dr. House, mit den Patientinnen und Patienten heutigen Ansprüchen an eine biopsychosoziale Medizin in keiner Weise genügt. Es wird als durchaus problematisch erachtet, dass auf diese Weise dem ärztlichen Nachwuchs ein – bei aller größtenteils gegebenen fachlichen Korrektheit – unrealistisches und nicht nachahmenswertes Bild der ärztlichen Tätigkeit vermittelt wird.

Interessenkonflikt: Keine angegeben

Korrespondenzadresse

Maria Anna Smolle

Universitätsklinik für Orthopädie
und Traumatologie

Medizinische Universität Graz

Auenbruggerplatz 5

A 8036 Graz

Österreich

maria.smolle@cbmed.at

Literatur

1. Czarny MJ, Faden RR, Nolan MT, Bodensiek E, Sugarman J: Medical and nursing students‘ television viewing habits: potential implications for bioethics. Am J Bioeth. 2008; 8: 1–8

2. Dahms K, Sharkova Y, Heitland P, Pankuweit S, Schaefer JR: Cobalt intoxication diagnosed with the help of Dr House. Lancet. 2014; 383: 574

3. Lapostolle F, Montois S, Alhéritière A, De Stefano C, Le Toumelin P, Adnet F: Dr House, TV, and reality. Am J Med. 2013; 126: 171–3

4. Weaver R, Wilson I: Australian medical students‘ perceptions of professionalism and ethics in medical television programs. BMC Med Educ. 2011; 11: 50

Fussnoten

* Die im Folgenden dargestellte Studie erhielt bei der 33. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Orthopädie den 3. Posterpreis.

1 Universitätsklinik für Orthopädie und Traumatologie, Medizinische Universität Graz, Österreich

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