Originalarbeiten - OUP 04/2013

Erfahrungsbericht über 2 Jahre Anwendung des Kurzschafts Optimys

S. Mai1, D. Bosson2, W. Hein3, N. Helmy4, J. Pfeil5, W. E. Siebert1

Zusammenfassung: Bei der Hüft-Erstimplantation möchte man möglichst viel Knochen erhalten. Derzeit werden Kurzschäfte favorisiert. Der Optimys gehört zu den Schenkelhals teilerhaltenden Kurzschäften mit metaphysärer Verankerung. Für jede Größe wird eine Standard- und lateralisierte Version angeboten, um das individuelle Offset zu rekonstruieren. Das Design passt sich der Anatomie des proximalen Femurs an.

Der Schaft wird seit Dezember 2010 in 5 Zentren eingesetzt und die Ergebnisse in einer zentralen Datenbank prospektiv erfasst und ausgewertet. Bisher wurden 766 Hüften dokumentiert. Der Schaft lässt sich leicht minimal-invasiv implantieren. Bei Männern wurde häufiger der lateralisierte Schaft verwendet. 92,2 % der Patienten hatten keine postoperativen Komplikationen. Bei der Einjahreskontrolle besserte sich der Harris Hip Score von 47,1 auf 96,7. Radiologisch fand sich eine unerklärte aseptische Lockerung, Sinterungen im Rahmen der Lernkurve und wenige schmerzlose Hypertrophien. Revisionen erfolgten wegen 4 periprothetischen Frakturen, 3 Pfannendislokationen, der oben erwähnten Lockerung sowie bei einem Infekt.

Insgesamt traten keine Implantat spezifischen Komplikationen auf. Die bisherigen postoperativen klinischen und radiologischen Ergebnisse sind sehr vielversprechend. Längerfristige Nachuntersuchungen sind erforderlich, um das Implantat abschließend zu beurteilen.

Schlüsselwörter: Kurzschaft, Optimys, Hüftendoprothetik

Abstract: In total hip arthroplasty (THA) it is the aim to preserve as much bone as possible, for which nowadays short stems are in favour. Optimys belongs to the partly neck preserving short stems. Each size has a standard and lateral version in order to reconstruct the individual offset. The design follows the anatomy of the proximal femur.

Since December 2010 the stem has been used in 5 centers. Up to now 766 primary THA are prospectively collected in a central database. Implantation of the stem is easy and mainly done in minimal invasive technique. Men more often needed the lateral version. 92,2 % of the patients had no postoperative complications. The one-year-assessment showed an improvement of Harris Hip Score from 47,1 to 96,7. Radiologic findings were one inexplicable aseptic loosening, subsidences due to learning curve and some painless hypertrophies. Revisions were necessary due to 4 periprosthetic fractures, 3 cup dislocations, above mentioned loosening and one infection.

Altogether there were no implant related complications. The good clinical and radiographic results fulfil the expectations, further follow-up is necessary to evaluate the outcome of this implant.

Keywords: short stem, optimys, total hip arthroplasty

Einleitung

Die Hüftendoprothetik ist eine der erfolgreichsten und häufigsten Operationen in der Orthopädie. Die Indikation nach Ausschöpfung der konservativen Maßnahmen umfasst zunehmend auch jüngere Patienten mit hohen Ansprüchen. Bei inzwischen hoher Lebenserwartung im europäischen Raum muss mit mindestens einem aseptischen Wechsel gerechnet werden. Um beim Primäreingriff viel Knochen zu erhalten, wird versucht, im femoralen Bereich so knochenschonend wie möglich vorzugehen. Bei kleineren Implantaten bleibt die Knochenelastizität besser erhalten, was gerade bei jüngeren Patienten und hohem Aktivitätsniveau auch älterer Patienten von Vorteil ist. Erleichtert werden auch später erforderliche Wechsel. Die Hüftkappen haben sich wegen des möglichen Metallabriebs und des Knochenverlusts auf der Pfannenseite nicht bewährt. Zunehmend werden seit einigen Jahren zementfreie Kurzschäfte favorisiert. Dabei unterscheidet man Schenkelhals erhaltende, teilerhaltende und resezierende Implantatdesigns [1, 2]. Bei den Schenkelhals teilerhaltenden Systemen kann die Implantatlage durch die Platzierung des Sägeschnitts beeinflusst werden [3]. Ziel ist es, die individuelle Anatomie zu berücksichtigen und bei guter Primärstabilität eine lange Standzeit zu erreichen.

Das Implantat

Der Optimys Kurzschaft gehört zu den Schenkelhals teilerhaltenden Implantaten. Bei der Entwicklung wurden zunächst die vorhandenen Kurzschäfte analysiert. Anhand von 2D-Röntgen und 3D-CT-Bildern wurde das Implantatdesign entwickelt und mehrfach validiert. Die Vermessung des Adamschen Bogens war dabei für die Formgebung der Prothese von entscheidender Bedeutung.

Der gekrümmte Schaft folgt dem Adamschen Bogen und positioniert sich entsprechend der individuellen Anatomie. Einen festen CCD-Winkel kann man für diesen Schaft nicht angeben. Er ist in allen 3 Ebenen konisch geformt, um eine gute Krafteinleitung zu erzielen, die überwiegend metaphysär erfolgt, und ein Absinken des Schaftes zu verhindern (Abb. 1). Die rechteckige Form sorgt zusätzlich für eine gute Rotationsstabilität. Der Konus entspricht mit 12/14 dem üblichen Standard. Die Halsgeometrie hat eine trapezoidale Form, um den „Range of motion“ zu erhöhen und Impingement zu vermeiden. Der Hals und die abgerundete Schaftspitze sind poliert. Dadurch wird ein Anwachsen und Stress-shielding der Schaftspitze verhindert. Der Korpus des Titanschafts hat eine 2-lagige bioaktive Beschichtung, um eine rasche Sekundärstabilität zu erzielen: Eine raue Titan Plasma Spray Beschichtung (ca. 250 µm) vergrößert die Oberfläche, sorgt für eine stabile Verankerung und begünstigt das Anwachsen des Knochens. Die dünne Kalzium Phosphat Beschichtung (ca. 20 µm) beschleunigt die Osseointegration und wird in ca. 6 Wochen resorbiert. Zur optimalen Rekonstruktion des Offsets gibt es in allen 12 Größen eine Standard- und lateralisierte Ausführung. Die Halslänge wächst mit jeder Größe um 1,5 mm. Das horizontale Offset der lateralisierten Variante beträgt jeweils 5 mm. Das rechteckige Einschlagloch erlaubt ein kontrolliertes Einführen des Schaftes.

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