Originalarbeiten - OUP 04/2013

Erfahrungsbericht über 2 Jahre Anwendung des Kurzschafts Optimys

Die radiologische Evaluation zeigte anfangs 9 Sinterungen mit maximal 6 mm, später kamen noch 4 hinzu. Es war im Rahmen der Lernkurve ein etwas zu kleiner Schaft gewählt worden. Die Patienten sind beschwerdefrei, sodass wohl eine sich verklemmende Primärstabilität nach Belastung eingetreten ist. Es wurde ein Fall einer Varisierung im Rahmen der oben beschriebenen unklaren frühen aseptischen Lockerung gesehen. Eine Teilresorption des Kalkars wurde in 17 Fällen gesehen. Osteolysen gab es nicht. Es stellten sich 8 schmerzlose leichte Hypertrophien am Femur dar, die sich in folgenden Gruenzonen manifestierten: einmal in Zone 2, 5-mal in Zone 3, 2-mal in Zone 5 und einmal in Zone 6 (s. Abb. 4).

Diskussion

Gesamthaft können wir bisher über gute Kurzzeitergebnisse berichten. Der Schaft folgt der Anatomie und lässt sich auch bei anatomischen Varianten wie varischen Schenkelhälsen und valgischen dysplastischen Deformitäten einsetzen (s. Abb. 5a und b). Eine Korrektur der Anatomie ist allerdings limitiert. Die Vorbereitung des Implantatbetts wird durch die schneidenden Raspeln erleichtert. Aufgrund der gebogenen Form der Raspeln und des Implantats kann der Trochanter gut geschont werden. Die einfache Handhabung unterstützt die minimal-invasive Operationstechnik. Es werden Instrumente für jede Art von Zugang vorgehalten. Natürlich ist wie bei jeder Operation das Feingefühl des Operateurs beim Einschlagen des Implantats gefordert, um die richtige Größe auszuwählen und Fissuren zu vermeiden. Die modularen Raspeln erlauben eine intraoperative Röntgenkontrolle vor der Implantation des Originalschafts. Auch die präoperative Planung muss geübt werden, wie anfängliche Unsicherheiten gezeigt haben. Eine Schulung und Einweisung durch schon erfahrene Operateure sollte vor Einsetzen neuer Implantate immer gefordert werden.

Die bisher aufgetretenen Komplikationen sind dem Implantat nicht anzulasten. Stürze mit periprothetischen Frakturen lassen sich gerade bei alten und dementen Patienten nicht verhindern. Ein wegen eines Sturzes nach 4 Wochen explantierter Schaft konnte genauer untersucht werden. Das kräftige Einwachsen des Knochens bestätigte die Philosophie der Beschichtung mit Titan Plasma Spray und Kalziumphosphat (s. Abb. 6a und b). Die Ursache für die eine aseptische Lockerung konnte nicht geklärt werden.

Einzelne Patienten, die nicht dem Studiendesign entsprechen, wurden ebenfalls mit dem Optimys Kurzschaft versorgt. Auch diese Patienten werden nachuntersucht, um jedwedes Problem der Anfangsphase zu erfassen. Die jüngste Patientin war 17, die älteste 94 Jahre. Der schwerste Patient wog 164 kg. Eine Alters- und Gewichtsgrenze waren allerdings nicht festgelegt worden. Auch bei den alten und schweren Patienten konnten in den 2 Jahren der Anwendung dieses Schafts keine implantat-spezifischen Auffälligkeiten gesehen werden. Die bisherigen Erfahrungen lassen annehmen, dass der Schaft für die Erstimplantation bei der überwiegenden Mehrzahl der Patienten geeignet ist.

Als Wechselschaft wurde dieses Implantat ebenfalls erfolgreich eingesetzt, einmal nach einer Kappenprothese, einmal nach gelockertem Standardschaft bei sehr guter Knochenqualität (s. Abb. 7a und b) und einmal im Rahmen eines 2-zeitigen Wechsels nach Ausbau einer infizierten Kappenprothese. Die Patienten werden selbstverständlich engmaschig beobachtet.

Bisher konnten für Kurzschäfte noch keine eindeutigen Indikationsgrenzen in Studien nachgewiesen und festgelegt werden, was dringend zu fordern wäre. Aus diesem Grunde ist es auch unter ethischen Aspekten notwendig, Patienten mit grenzwertigen Indikationen, bei hohem Alter und Übergewicht verantwortungsvoll zu beobachten und darüber zu berichten.

Interessant ist die Beobachtung, dass Männer häufiger lateralisierte Schäfte benötigen. Dies bestärkt die Designphilosopie, neben den Standardschäften auch lateralisierte Ausführungen anzubieten. Diese Rekonstruktion des Offsets konnten die Schäfte der ersten Generation nicht leisten [4, 5].

Die klinischen Ergebnisse entsprechen denen anderer vergleichbarer Schafprothesen. Die postoperative Verbesserung des Harris Hip Scores von 47,1 auf 96,7 Punkte deckt sich mit den Werten bei anderen Kurzschäften. Für den Nanos Kurzschaft berichtet Ettinger et al. [6] eine Verbesserung von 47,3 auf 97,6 nach etwa 5 Jahren und Snyder et al. [7] bei einer kleinen Patientengruppe eine Verbesserung von präoperativ 57 auf 97 nach 12 Monaten. Bei der Metha Prothese lag der postoperative Score bei 95 Punkten nach 2,4 Jahren [8].

Roth et al. [9] führten vergleichende Analysen der periprothetischen Knochendichte mittels DEXA-Messungen an verschiedenen Implantaten durch. Ermutigend ist die Feststellung, dass zwar bei allen Schafttypen die Knochendichte im Kalkarbereich abnahm, am geringsten jedoch bei den Kurzschäften. Dies unterstützt die Philosophie der Kurzschäfte, bei denen die Krafteinleitung wie beim Optimys Schaft metaphysär mit Abstützung am Kalkar erfolgt. Der distale Schaftanteil stützt sich an der lateralen Kortikalis ab. Dort wurde, wie bei anderen Schäften in einigen Fällen, auch beim Optimys eine Hypertrophie gesehen, die allerdings keinerlei Schmerzen verursachte. Die Langzeitbeobachtung wird zeigen, ob damit negative Auswirkungen verbunden sind.

Nachteile der Studie: Bisher können nur die Einjahresdaten ausgewertet werden. Alle Patienten werden aber weiterhin intensiv nachbeobachtet, um valide Aussagen zur Qualität des Schafts und seiner Anwendung machen zu können. Ein gewisser Bias mag darin liegen, dass die Daten der Entwickler mit in die Studie einfließen und einige der Nachuntersuchungen auch durch die Operateure selbst und nicht von einem unabhängigen Beobachter durchgeführt werden. In den jeweiligen Kliniken haben mehrere Operateure den Schaft eingesetzt. Die radiologischen Auswertungen sind bisher nur anhand der Beobachtung der Röntgenbilder möglich. Die Röntgenbildserien werden aber einer EBRA-Messung zugeführt, um dann nach etwa 2 Jahren aussagekräftige Daten zu erhalten. Azetabuläre Komplikationen wurden in diesem Artikel nicht berücksichtigt, zumal in den Kliniken unterschiedliche Implantate verwendet wurden.

Schlussfolgerung

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