Originalarbeiten - OUP 09/2012

Ergebnisse mit CT-gezielter Thermoablation in der Behandlung des Osteoidosteoms
Results with computed tomography guided thermoablation in treatment of osteoid osteoma

Es handelte sich um 3 männliche Patienten im Alter von 23, 14 und 8 Jahren zum Behandlungszeitpunkt, bei denen keine relevanten Vorerkrankungen vorlagen. Die Lokalisation der Tumoren war rechter Femur, linke Tibia und rechter Femur.

Alle Patienten berichteten über eine starke nächtlich betonte Schmerzsymptomatik ohne Traumaanamnese mit gutem Ansprechen auf Aspirin. In jedem Fall erfolgte eine radiologische Abklärung zur Diagnosesicherung mit konventionellem Röntgen (s. Abb. 1), Kernspintomographie, Computertomographie und Szintigraphie. Bei klinisch und radiologisch gesicherter Diagnose erfolgte schließlich die stationäre Aufnahme zur Durchführung der Thermoablation. Als Behandlungsparameter diente der subjektiv erlebte Schmerz.

Die Eingriffe wurden nach umfangreicher Aufklärung der Patienten bzw.
deren Angehörigen in interdisziplineller Zusammenarbeit mit der Radiologie standardisiert in Allgemeinnarkose durchgeführt (s. Abb. 2). Als Thermoablationsgerät diente das Modell Covidien Cool Tip RF Ablation System E Series.

Zunächst wurde nach Einbringen der Punktionsnadel (12G) und Verifizierung der korrekten Lage derselben ein Stanzzylinder für die weitere histologische Aufarbeitung gewonnen. Die Punktionsnadel diente anschließend als Führungskanal für die Thermoablationsnadel (Covidien Cool Tip RF Ablation Remote Temp Probe E Series 17G). Schließlich wurde die Radiofrequenztherapie unter größtmöglicher Schonung des umliegenden Gewebes über 7, 5 bzw. 10 min durchgeführt, wobei innerhalb der Tumore eine Maximaltemperatur von 90 °C erreicht wurde. Nach Rückzug der Sonde wurden 3 ml Mepinaest 1% in den Stichkanal injiziert, abschließend wurde die kleine Eintrittswunde vernäht. Die Gesamtdauer des Eingriffes umfasste jeweils ca. 30 min, sämtliche Schritte erfolgten unter CT-Kontrolle (s. Abb. 3).

Postoperativ erhielten die Patienten bei Bedarf eine orale Schmerztherapie mit nichtsteroidalen Antiphlogistika und durften nach der Behandlung schmerzorientiert voll belasten, einzig sportliche Aktivitäten wurden für 2 Wochen postoperativ untersagt. Neben einer konventionellen radiologischen Aufnahme erfolgte am ersten postinterventionellen Tag eine MR-Kontrolle mittels 3 Tesla-MR zur Dokumentation der Nekrosezone und des umgebenden Ödems sowie eines allfälligen Hämatoms.

Bei allen Patienten kam es bereits am Tag nach der Intervention bei einem komplikationslosen Verlauf zu einer vollständigen und dauerhaften Schmerzfreiheit. Insgesamt betrug die Dauer des stationären Aufenthaltes im Durchschnitt 2 Tage.

Die histologische Aufarbeitung des gewonnenen Materials bestätigte die
Diagnose, nur in einem Fall konnte kein diagnostisch verwertbares Zellmaterial gewonnen werden.

Weitere Nachsorgeuntersuchungen wurden nach 3 und 6 Monaten anberaumt, dabei erfolgte eine klinische Evaluierung sowie eine MR-Kontrolle mit 3 Tesla-MR. Bei allen Patienten konnte subjektiv eine dauerhafte vollständige Schmerzfreiheit dokumentiert werden, sämtliche Alltagsaktivitäten, insbesondere auch sportlicher Natur, wurden wieder aufgenommen. Kernspintomographisch zeigte sich eine Rückbildung des postinterventionellen Knochenödems, radiologische Veränderungen im Sinne von reparativen Vorgängen waren deutlich.

Bei einem Patienten kam es ein Jahr nach der Intervention zum Auftreten eines malignen Hodentumors, ein kausaler Zusammenhang mit dem Osteoidosteom war nicht ersichtlich. Bezüglich des behandelten Osteoms bestand weiterhin Beschwerdefreiheit.

In unseren mittlerweile 3 Jahre umfassenden Kontrollen haben wir kein Rezidiv, und bei den nunmehr jährlich stattfindenden MR-Kontrollen einen unaufälligen Knochen dokumentiert (s. Abb. 4). Weiterhin besteht bei allen Patienten eine subjektive Beschwerdefreiheit.

Diskussion

Im Vergleich zur chirurgischen Sanierung und der damit einhergehenden längeren Aufenthaltsdauer und Nachbehandlung ist die CT-gezielte Thermoablation mit der deutlich kürzeren Behandlungszeit und dem minimalen Gewebetrauma ein großer Vorteil für den Patienten. Unsere Ergebnisse bestätigen die positiven Erfahrungen anderer Gruppen mit einer maximalen subjektiven Patientenzufriedenheit, wobei die Beschwerdefreiheit bereits am ersten Tag nach Intervention zu vermerken war. Auch in Hinblick auf die Ressourcen des Gesundheitssystems ist diese Methode dem chirurgischen Vorgehen überlegen.

Zusammenfassend stellt die CT-gezielte Thermoablation eine sehr komplikationsarme, minimal traumatisierende Behandlungsmethode mit hoher Effizienz und Patientenzufriedenheit dar, die in den meisten Fällen einer aufwendigen operativen Sanierung vorzuziehen ist.

Bezüglich der Rezidivrate bleiben die Langzeitergebnisse noch abzuwarten, wobei eine höhere Rezidivrate als nach operativer Sanierung, wie auch aus anderen Patientenkollektiven ersichtlich ist, nicht zu erwarten ist.

Korrespondenzadresse

Dr. Thomas Fingernagel

Wallfahrtstraße 2

A-4609 Thalheim bei Wels

thomas.fingernagel@hotmail.com

Literatur

1. Ghanem I, Collet LM, Kharrat K et a., Percutaneous radiofrequency coagulation of osteoid osteoma in children and adolescents. J Pediatr Orthop B. 2003; 12: 244–252.

2. Woertler K, Vestring T, Boettner F et al., Osteoid osteoma: CT-guided percutaneous radiofrequency ablation and follow-up in 47 patients. J Vasc Interv Radiol. 2001; 12: 717–722.

3. Vanderschueren GM, Taminiau AH, Obermann WR et al., Osteoid osteoma: clinical results with thermocoagulation. Radiology. 2002; 224: 82–86.

Fussnoten

1Klinikum Wels-Grieskirchen

DOI 10.3238/oup.2012.0352–0355

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